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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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Tanja Zwingelberg<br />

2 Die Entstehung und Nutzung <strong>der</strong> Wasserkunst in Wismar<br />

Das heute wegen mehrfacher Restaurierung gut erhaltene pavillonartige Gebäude<br />

<strong>der</strong> Wasserkunst befindet sich am südöstlichen Rand des Marktplatzes <strong>der</strong> Stadt<br />

Wismar. Die Wasserkunst ist eine von mehreren historischen Bauten, die den ca.<br />

10.000 m² großen Marktplatz charakterisieren. Auch aufgrund des Vorhandenseins<br />

dieses historischen Ensembles wurde die gesamte Innenstadt 2002 zum UNESCO<br />

Weltkulturerbe ernannt.<br />

Der Begriff „Wasserkunst“ diente ursprünglich <strong>der</strong> Bezeichnung eines mittelalterlichen<br />

Schöpf- und Pumpwerks. Die Wasserkunst in Wismar funktionierte nach<br />

dem Prinzip des Laufbrunnens (s. u.), wurde als zentrales Wasserreservoir genutzt<br />

und diente <strong>der</strong> Stadt somit zwischen 1563 und 1897 zur öffentlichen Trinkwasserversorgung.<br />

Während sich die Einwohner Wismars in den ersten Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

nach <strong>der</strong> Stadtgründung 1 mit Trinkwasser aus einfachen Brunnen selbst versorgten,<br />

wurden um 1430 Wasserträger bzw. Wasserfahrer eingesetzt, die die einzelnen<br />

Häuser bei Bedarf mit Trinkwasser belieferten. Da <strong>der</strong> Wasserbedarf <strong>der</strong> Wismarer<br />

Einwohner stetig stieg und die Versorgung durch das bisherige Verfahren nicht<br />

mehr gewährleistet schien, wurde 1563 ein hölzerner Laufbrunnen auf dem Marktplatz<br />

erbaut. Zwischen 1579 und 1602 wurde darüber das eigentliche Konstrukt<br />

<strong>der</strong> Wasserkunst errichtet. Sie war die Verteilerstelle, an <strong>der</strong> das hölzerne Röhrensystem<br />

zusammengeführt wurde. Der Brunnen wurde vorerst durch den nahegelegenen<br />

Mühlenteich, später durch die südwestlich <strong>der</strong> Hansestadt liegenden Metelsdorfer<br />

Quellen gespeist. Mit Hilfe des Laufbrunnens bzw. <strong>der</strong> Wasserkunst, bestehend<br />

aus einem Pumpwerk, einem antreibenden Wasserrad, einem Hochbehälter,<br />

in dem das Wasser gelagert wurde, und einem Röhrensystem aus ausgehöhlten<br />

Baumstämmen, konnte ein Wasserdruck erzeugt werden, mit dem auch Fontänen<br />

betrieben bzw. höher gelegene Stadtgebiete mit Wasser versorgt werden konnten.<br />

Durch die mit <strong>der</strong> Wasserkunst verbundenen Rohrleitungen wurden in Wismar<br />

außerdem 220 Häuser und 16 an<strong>der</strong>e öffentliche Schöpfquellen mit Wasser beliefert.<br />

1897 wurde eine neue, effektivere Wasserversorgung eingerichtet, so dass die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Wasserkunst eingestellt wurde.<br />

1 Die erste urkundliche Erwähnung <strong>der</strong> Stadt Wismar stammt aus dem Jahr 1229.

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