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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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„Schaufenster Fischereihafen“<br />

Dennoch konnte die westdeutsche Hochseefischerei Mitte <strong>der</strong> 1950er Jahre die<br />

Produktionszahlen <strong>der</strong> Vorkriegszeit wie<strong>der</strong> erreichen und z. T. übertreffen. 3<br />

4 Die Fanggründe o<strong>der</strong> woher kommt <strong>der</strong> Fisch?<br />

Wo stammte <strong>der</strong> Fisch her, <strong>der</strong> über Geestemünde und die an<strong>der</strong>en Fischereihäfen<br />

ins Land kam? Zwar ist ein Großteil <strong>der</strong> Erdoberfläche von Wasser bedeckt, aber<br />

die Fische sind keinesfalls gleichmäßig über das Meer verteilt. Fischbestände konzentrieren<br />

sich in Gebieten mit hoher organischer Produktivität, also den vergleichsweise<br />

flachen Gebieten des Kontinentalschelfs, Konvergenzzonen, in denen<br />

verschiedenartige Meeresströmungen zusammentreffen, und Auftriebswasserzonen,<br />

in denen nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche tritt. Letztlich erfüllen<br />

nur relativ wenige, küstennahe Seegebiete vor allem auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />

diese Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Obgleich westeuropäische Staaten schon in <strong>der</strong> frühen Neuzeit auf den Bänken<br />

vor Neufundland Kabeljau fingen, drangen die deutschen Fischdampfer zu<br />

Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts meist nicht weiter als bis in die nördliche Nordsee<br />

vor. Die folgende weitere Expansion in den Nordatlantik wurde sowohl von <strong>der</strong><br />

höheren Produktivität <strong>der</strong> dortigen Fischgründe als auch von <strong>der</strong> damals bereits<br />

spürbaren Überfischung <strong>der</strong> Nordsee angestoßen. Ab 1897 fingen erste deutsche<br />

Fischdampfer vor Island, um 1908 suchte bereits die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Hochseefischereiflotte<br />

dieses Gebiet auf und in <strong>der</strong> Folgezeit festigte sich die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> isländischen Gewässer als wichtigste Fanggründe. Gefischt wurde überwiegend<br />

im Süden und Westen <strong>der</strong> Insel etwa 3-15 Seemeilen (etwa 5,6-27,8 km) vor <strong>der</strong><br />

Küste. Eine Fangreise nach Island und zurück dauerte etwa 21-22 Tage. Solange<br />

<strong>der</strong> Fisch auf Eis gelagert und nicht getrocknet, gesalzen o<strong>der</strong> tief gefroren wurde,<br />

hätte <strong>der</strong> Fang nach einer längeren Reisedauer auch keine vermarktungsfähige<br />

Qualität mehr aufgewiesen. Weitere Fanggründe waren nördlich von Norwegen die<br />

Barentssee, Spitzbergen, die Bäreninsel sowie die norwegische Küste von den Lofoten<br />

bis Drontheim. Trawler, die ihren Fang zu Filet verarbeiten und tiefkühlen konnten<br />

(Fang-Fabrikschiffe), wurden in Deutschland erst in den späten 1950ern eingeführt;<br />

solange war <strong>der</strong> Aktionsradius auf die oben genannten Gebiete beschränkt.<br />

Solange die Fischerei noch in erster Linie nahe an <strong>der</strong> deutschen Küste stattfand,<br />

stellte die Scholle den wirtschaftlich wichtigsten Fisch dar. In <strong>der</strong> Nordsee<br />

trat neben Köhler (Seelachs) und Kabeljau vor allem <strong>der</strong> Schellfisch hinzu. Bei<br />

Island und den übrigen nordatlantischen Fanggründen dagegen dominierte <strong>der</strong><br />

Kabeljau vor Köhler und Schellfisch. Hier fing man auch in großen Tiefen bis 600<br />

m den Rotbarsch, <strong>der</strong> bald große ökonomische Bedeutung gewann.<br />

3 Die DDR baute mit dem VEB Fischkombinat Rostock in den 50er Jahren ihre eigene Hochseefischerei<br />

auf.<br />

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