04.12.2012 Aufrufe

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

186<br />

Frie<strong>der</strong>ike Witek<br />

Als beson<strong>der</strong>s fortschrittlich in <strong>der</strong> Energieproduktion durch Primärressourcen<br />

galten Nordamerika und Schweden. Das breite Interesse an Wasserkraftwerkenergie<br />

war <strong>der</strong> Anstoß, internationale Organisationen zu bilden, die Zusammenkünfte<br />

in <strong>der</strong> ganzen Welt abhielten, wie u.a. 1924 auf <strong>der</strong> Weltkraftkonferenz in London<br />

und 1930 in Berlin (von Miller 1955, 56, 64).<br />

Wasser war nicht mehr „nur“ eine Lebensnotwendigkeit, son<strong>der</strong>n dieses Element<br />

wurde zum „wichtigste(n) Produktionsmittel <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Zeit“ (Bin<strong>der</strong> 1999,<br />

244). Die Euphorie, einerseits Naturgewalten zu bezwingen und zugleich für die<br />

eigenen Belange nutzbar zu machen sowie an<strong>der</strong>erseits die eigenen technischen<br />

Fähigkeiten und Möglichkeiten auszureizen und dabei in Konkurrenz zu an<strong>der</strong>en<br />

Nationen zu stellen, äußerte sich in vielerlei Hinsicht.<br />

Die neuen Möglichkeiten faszinierten nicht nur den Ingenieur Oskar von<br />

Miller. Auf seine Initiative wurde 1911 beim bayrischen Ministerium durch die<br />

Abteilung für Wasserkraftausnutzung und Elektrizitätsversorgung ein Generalplan<br />

für den Ausbau <strong>der</strong> bayrischen Wasserkräfte sowie <strong>der</strong>en wirtschaftliche und praktische<br />

Planung erstellt. Das Projekt verband einerseits das Bestreben elektrische<br />

Energie flächendeckend <strong>der</strong> Bevölkerung bieten zu können und spiegelte zugleich<br />

die allgemeine Begeisterung über den technischen Fortschritt, <strong>der</strong> sich auch die<br />

Heimatschutzbewegung nicht vollends entziehen konnte, wi<strong>der</strong>. Es wurde gefor<strong>der</strong>t,<br />

den Ausbau <strong>der</strong> Energiegewinnung durch Wasser verstärkt in Angriff zu<br />

nehmen: „In Deutschland beginnt jetzt die Zeit, in welcher diese Ausnützung <strong>der</strong><br />

Wasserkräfte systematisch überall in Angriff genommen wird.“ (Graetz 1928, 592).<br />

Die Stromversorgung sollte nicht nur für die Beleuchtung <strong>der</strong> Städte und das<br />

Antreiben industrieller Maschinen genügen, son<strong>der</strong>n auch flächendeckend bis in<br />

die Haushalte <strong>der</strong> ländlichen Gebiete reichen (von Miller 1955, 52). Im Zuge <strong>der</strong><br />

reichsweiten politischen Entwicklungen in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit begannen Bestrebungen,<br />

die Standardisierung und Zentralisierung <strong>der</strong> einzelnen Elektrizitätserzeuger<br />

und -verteiler voranzutreiben. Infolgedessen wurden im ganzen Deutschen<br />

Reich regionale Elektrizitätszusammenschlüsse getroffen (von Miller 1955, 62).<br />

3 Der Bau des Walchenseekraftwerks: ästhetische und<br />

wirtschaftliche Überlegungen<br />

3.1 Der Wettbewerb 1908<br />

Bereits 1897 kam erstmals <strong>der</strong> Gedanke auf, die 200 m Höhenunterschied zwischen<br />

Walchen- und Kochelsee zur Energiegewinnung zu nutzen. Diese Überlegungen<br />

konkretisierten sich sieben Jahre später, als das Projekt Walchenseekraftwerk<br />

<strong>der</strong> Regierung von Oberbayern zur Genehmigung vorgelegt wurde (Menge<br />

1925, 49). Mit <strong>der</strong> Ausschreibung eines Wettbewerbs wollte man den bestehenden

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!