Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen
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Frie<strong>der</strong>ike Witek<br />
Als beson<strong>der</strong>s fortschrittlich in <strong>der</strong> Energieproduktion durch Primärressourcen<br />
galten Nordamerika und Schweden. Das breite Interesse an Wasserkraftwerkenergie<br />
war <strong>der</strong> Anstoß, internationale Organisationen zu bilden, die Zusammenkünfte<br />
in <strong>der</strong> ganzen Welt abhielten, wie u.a. 1924 auf <strong>der</strong> Weltkraftkonferenz in London<br />
und 1930 in Berlin (von Miller 1955, 56, 64).<br />
Wasser war nicht mehr „nur“ eine Lebensnotwendigkeit, son<strong>der</strong>n dieses Element<br />
wurde zum „wichtigste(n) Produktionsmittel <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Zeit“ (Bin<strong>der</strong> 1999,<br />
244). Die Euphorie, einerseits Naturgewalten zu bezwingen und zugleich für die<br />
eigenen Belange nutzbar zu machen sowie an<strong>der</strong>erseits die eigenen technischen<br />
Fähigkeiten und Möglichkeiten auszureizen und dabei in Konkurrenz zu an<strong>der</strong>en<br />
Nationen zu stellen, äußerte sich in vielerlei Hinsicht.<br />
Die neuen Möglichkeiten faszinierten nicht nur den Ingenieur Oskar von<br />
Miller. Auf seine Initiative wurde 1911 beim bayrischen Ministerium durch die<br />
Abteilung für Wasserkraftausnutzung und Elektrizitätsversorgung ein Generalplan<br />
für den Ausbau <strong>der</strong> bayrischen Wasserkräfte sowie <strong>der</strong>en wirtschaftliche und praktische<br />
Planung erstellt. Das Projekt verband einerseits das Bestreben elektrische<br />
Energie flächendeckend <strong>der</strong> Bevölkerung bieten zu können und spiegelte zugleich<br />
die allgemeine Begeisterung über den technischen Fortschritt, <strong>der</strong> sich auch die<br />
Heimatschutzbewegung nicht vollends entziehen konnte, wi<strong>der</strong>. Es wurde gefor<strong>der</strong>t,<br />
den Ausbau <strong>der</strong> Energiegewinnung durch Wasser verstärkt in Angriff zu<br />
nehmen: „In Deutschland beginnt jetzt die Zeit, in welcher diese Ausnützung <strong>der</strong><br />
Wasserkräfte systematisch überall in Angriff genommen wird.“ (Graetz 1928, 592).<br />
Die Stromversorgung sollte nicht nur für die Beleuchtung <strong>der</strong> Städte und das<br />
Antreiben industrieller Maschinen genügen, son<strong>der</strong>n auch flächendeckend bis in<br />
die Haushalte <strong>der</strong> ländlichen Gebiete reichen (von Miller 1955, 52). Im Zuge <strong>der</strong><br />
reichsweiten politischen Entwicklungen in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit begannen Bestrebungen,<br />
die Standardisierung und Zentralisierung <strong>der</strong> einzelnen Elektrizitätserzeuger<br />
und -verteiler voranzutreiben. Infolgedessen wurden im ganzen Deutschen<br />
Reich regionale Elektrizitätszusammenschlüsse getroffen (von Miller 1955, 62).<br />
3 Der Bau des Walchenseekraftwerks: ästhetische und<br />
wirtschaftliche Überlegungen<br />
3.1 Der Wettbewerb 1908<br />
Bereits 1897 kam erstmals <strong>der</strong> Gedanke auf, die 200 m Höhenunterschied zwischen<br />
Walchen- und Kochelsee zur Energiegewinnung zu nutzen. Diese Überlegungen<br />
konkretisierten sich sieben Jahre später, als das Projekt Walchenseekraftwerk<br />
<strong>der</strong> Regierung von Oberbayern zur Genehmigung vorgelegt wurde (Menge<br />
1925, 49). Mit <strong>der</strong> Ausschreibung eines Wettbewerbs wollte man den bestehenden