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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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Abb. 4: Claude Lorraine, Italienische Landschaft, ca. 1642<br />

Umwelthistorische Reflexion<br />

Musterbeispiel<br />

Beide Bil<strong>der</strong> stehen stellvertretend für Landschaften, <strong>der</strong>en Typus auf <strong>der</strong> Leinwand<br />

konstruiert und dann als „Natur“ im Gelände umgesetzt wurde. Nachweislich<br />

nimmt die europäische Vorliebe für die Parklandschaft und den Landschaftsgarten<br />

mit antikisierenden Ruinen o<strong>der</strong> Steinmöbeln von den Leinwänden her<br />

ihren Ausgang. Die Idee wird in einem solchen Maße zu quasi natürlichen Formierungen<br />

gerinnen, dass heute beinahe je<strong>der</strong> Europäer überzeugt zu sein scheint,<br />

dass „schöne Natur“ mit „Parklandschaft“ identisch ist. Die Gärten von Painshill,<br />

(Surrey) und Stourhead (Wiltshire) sind reale Umsetzungen <strong>der</strong> Landschaftsvisionen<br />

von Poussin und Claude. Die Rezeption dieser Beispiele lehrt Europa eine<br />

Sicht auf die landschaftliche Idylle, die allmählich zu einer kollektiven Sehnsucht<br />

und damit zur normativen Landschaftsvorstellung wird. Ob die Übersichtlichkeit<br />

des Landschaftstyps, dem das besorgniserregende Element, die Bedrohung durch<br />

die Natur, fehlt, o<strong>der</strong> die wie beiläufig ordnend wirkende Hand des Menschen in<br />

<strong>der</strong> Landschaft <strong>der</strong>en Beliebtheit erklärt, wird nicht zu beantworten sein. Jedenfalls<br />

ist es, wie auch die primär pathetische Landschaft Rosas, eine Landschaft, in <strong>der</strong><br />

die Produktivität in den Hintergrund rückt o<strong>der</strong> gänzlich ausgespart ist. Das ist in<br />

den Bil<strong>der</strong>n aus dem Land <strong>der</strong> gottgefällig wirtschaftenden calvinistischen Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>s.<br />

„Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden und empfindenden<br />

Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist: Nicht die Fel<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Stadt, <strong>der</strong> Strom als<br />

„Grenze“, „Handelsweg“ und „Problem <strong>der</strong> Brückenbauer“, nicht die Gebirge und<br />

die Steppen <strong>der</strong> Hirten und Karawanen (o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ölsucher) sind als solche schon<br />

„Landschaft“. Sie werden dies erst, wenn sich <strong>der</strong> Mensch ihnen ohne praktischen

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