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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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Jana Sprenger<br />

als Rendzina bezeichnet werden. Die südwest- bis nordwest-exponierten Hänge<br />

bilden zahllose Rippen und Täler, <strong>der</strong>en Ausläufer sich weit in das Zierenberger<br />

Warmetal hinabziehen.<br />

Die unteren Hänge und <strong>der</strong> Zierenberger Grund zeichnen sich durch ihre, aufgrund<br />

<strong>der</strong> umliegenden Berge vor Wind und Regen geschützte, klimatisch milde<br />

Lage aus. Ein Umstand, <strong>der</strong> zahlreiche lichtliebende Pflanzen <strong>der</strong> Halbtrockenrasen<br />

för<strong>der</strong>t (Nitsche & Nitsche 1993). Trotzdem sorgt die exponierte Lage und<br />

<strong>der</strong> fehlende Schutz des Waldes für ein extremes Mikroklima, wie es für Magerrasenflächen<br />

typisch ist. Bei hoher Sonneneinstrahlung heizt sich <strong>der</strong> Boden auf bis<br />

zu 50°C auf, was zu einer Herabsetzung <strong>der</strong> Nährstoffmineralisierung durch<br />

Störung <strong>der</strong> Mikroorganismen führt. In <strong>der</strong> Nacht, bei starkem Wind und im Winter<br />

kühlen die Flächen dagegen sehr schnell aus und stellen mit sehr niedrigen<br />

Temperaturen und hoher Frosttrocknisgefahr (Wassermangel durch gefrorenen<br />

Boden) neue Anfor<strong>der</strong>ungen an ihre Pflanzenbedeckung.<br />

3.2 Beweidungs-Geschichte<br />

Die heute typischen Lebensgemeinschaften <strong>der</strong> Magerrasen entstanden durch Einfluss<br />

des Menschen, <strong>der</strong> die Flächen zuerst abholzte und anschließend landwirtschaftlich<br />

nutzte. Etwa seit dem 10. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde auf dem Dörnberg Ackerbau<br />

und Beweidung durch Ziegen und Schafe betrieben. Die Beweidung fand<br />

schwerpunktmäßig an den unteren Muschelkalkhängen des Kleinen Dörnbergs<br />

statt. Deren flachgründige Böden in Verbindung mit den starken Hangneigungen<br />

führten nach <strong>der</strong> Entwaldung zu vermehrter Bodenerosion und Nährstoffentzug<br />

und erwiesen sich für Ackerbau und Aufforstung ungeeignet. Ab 1888 mussten die<br />

Viehbesitzer Hutegeld an die Stadt bezahlen, vorher war die Nutzung <strong>der</strong> Flächen<br />

kostenfrei (www.zierenberg.org). Die Bezeichnung Magerrasen bezieht sich auf die<br />

Nährstoffarmut, selbst für die Ziegen und Schafe war kaum genug Nahrung vorhanden.<br />

Nährstoffe erhielten die Flächen direkt durch die tierischen Exkremente,<br />

es erfolgte keine zusätzliche Düngung.<br />

Die ausgedehnten baumfreien Gebiete wurden zu speziellen Lebensräumen<br />

und Rückzugsgebieten für an widrige Bedingungen angepasste Pflanzen, die an<br />

an<strong>der</strong>en Standorten dem Druck konkurrenzstärkerer Pflanzen unterliegen. Die<br />

daher seltenen und oft bedrohten Tier- und Pflanzenarten zeichnen sich durch<br />

Eigenschaften aus, die ihnen das Leben auf den Extremstandorten ermöglichen.<br />

Sie sind beispielsweise licht- und wärmeliebend, trockenheitsertragend, trittfest und<br />

regenerationsfreudig, um sowohl die exponierten abiotischen Bedingungen als<br />

auch die Störungen durch Huftritt und Fraß zu ertragen. Eine weitere Möglichkeit<br />

mit <strong>der</strong> Beweidung umzugehen sind Schutzmechanismen, die einen Tierfraß verhin<strong>der</strong>n<br />

können; hier sind Bitterstoffe, Gift, Dornen und Blatteigenheiten (Haare,<br />

Härte) zu nennen.

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