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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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Das Dörnberg-Gebiet<br />

Eine bekannte Charakterart <strong>der</strong> Magerrasen, <strong>der</strong> Wachol<strong>der</strong> (Juniperus communis),<br />

wächst unter natürlichen Bedingungen nur auf Son<strong>der</strong>standorten wie Felsgebieten,<br />

<strong>der</strong>en Böden für anspruchsvollere Gehölze unzureichend sind. Er benötigt<br />

viel Licht und kann dafür extreme Trockenheit und winterliche Kälte vertragen.<br />

An günstigeren Standorten wird er von Pflanzen verdrängt, die weniger hohe Ansprüche<br />

an den Faktor Licht haben. Natürlicherweise sind die Standorte von Wachol<strong>der</strong>n<br />

somit sehr selten, aber durch den Einfluss des Menschen konnte die Art<br />

ihre Verbreitung ausweiten und neue Lebensräume besiedeln.<br />

Damit ist sie beispielhaft für zahlreiche an<strong>der</strong>e Pflanzenarten <strong>der</strong> Magerrasen.<br />

Viele Pflanzen und Tiere <strong>der</strong> Halbtrockenrasen können in Mitteleuropa als Kulturfolger<br />

bezeichnet werden, da sie, aus südlichen Gebieten stammend, den Menschen<br />

in ihrer Siedlungstätigkeit nach Norden folgten (Germeroth et al. 2005).<br />

Weitere typische Nutzungsformen lassen sich für das Dörnberg-Gebiet belegen,<br />

die zum Teil auch in <strong>der</strong> heutigen Landschaft noch erkennbar sind:<br />

• Hutebuchen: Am oberen Nordwesthang des Kleinen Dörnbergs befinden<br />

sich vier Reihen etwa 200jähriger Buchen, die zur Bucheckernmast und als<br />

Schattenspen<strong>der</strong> angepflanzt wurden.<br />

• Hausbau mit Kalk: Einige Löcher unterschiedlichen Durchmessers auf<br />

den Flächen <strong>der</strong> Halbtrockenrasen zeugen von punktuellem Kalkabbau<br />

für den Bau von Häusern.<br />

• Ackerbau: In den unteren Hangbereichen finden sich wenige schmale Terrassen,<br />

die in Verbindung mit Erwähnungen in schriftlichen Quellen trotz<br />

<strong>der</strong> Nichteignung des Bodens von Ackerbauversuchen zeugen. Die<br />

flachgründigen Rendzinaböden besitzen eine sehr geringe Wasserhaltefähigkeit,<br />

sodass die Äcker im Sommer verdorrten. In einigen Bereichen <strong>der</strong><br />

tertiären Sedimentböden <strong>der</strong> Helfensteine und des Hohen Dörnbergs tritt<br />

dagegen Grundwasser zutage und sorgt für unzureichende Luftversorgung<br />

<strong>der</strong> Pflanzen im Wurzelbereich und für eine mangelhafte Bearbeitbarkeit<br />

des Bodens. Der hier sehr hohe Wassergehalt ist an einer Marmorierung<br />

aus bleichen und rostroten Flecken erkennbar. Die Kolonie Friedrichstein,<br />

die nach dem Siebenjährigen Krieg unter Landgraf Friedrich II. an den<br />

Hängen des Hohen Dörnbergs gegründet wurde, hatte immer wie<strong>der</strong> mit<br />

Ernteausfällen durch Bodenvernässungen und Vertrocknungen zu kämpfen<br />

(Reichmann 1993).<br />

• Räuchern: Bis in die 50er Jahre wurde in den umliegenden Dörfern<br />

Schweineschinken mit Wachol<strong>der</strong> geräuchert, was 4-6 Wachol<strong>der</strong>büsche<br />

pro Schwein erfor<strong>der</strong>te. So ist zu vermuten, dass die Wachol<strong>der</strong>bestände<br />

vor 1950 kleiner waren als heute (www.zierenberg.org).<br />

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