de letzebuerger ziichter 3/2011 - Convis Herdbuch Service Elevage ...
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Editorial<br />
Genomische Selektion in <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rzucht<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r Tierzucht besteht darin, die genetische<br />
Veranlagung <strong>de</strong>r Tiere zu verän<strong>de</strong>rn<br />
und dadurch ihre Leistung zu verbessern. Dazu<br />
erfolgte bisher eine Selektion anhand <strong>de</strong>r phänotypischen<br />
(gezeigten und geprüften) Leistung<br />
als Indikator für die genetische Leistungsveranlagung<br />
<strong>de</strong>s einzelnen Tieres. I<strong>de</strong>al wäre es,<br />
wenn man die Leistungsveranlagung <strong>de</strong>r Tiere<br />
sofort aus <strong>de</strong>n Erbinformationen ablesen könnte,<br />
direkt nach <strong>de</strong>r Geburt o<strong>de</strong>r sogar schon<br />
während <strong>de</strong>r Trächtigkeit.... Diesem Traum<br />
kommt die genomische Zuchtwertschätzung<br />
und Selektion jetzt sehr nahe.<br />
Was verbirgt sich hinter diesen Zuchtwerten?<br />
Die genetischen Informationen sind über die<br />
DNA auf Tausen<strong>de</strong> von Genen verteilt. Genetische<br />
Marker sind kleine, wie<strong>de</strong>rerkennbare<br />
DNA-Teilchen, die nahe bei <strong>de</strong>n Genen liegen.<br />
Marker liefern Informationen über diese Gene<br />
und das genetische Potenzial eines Tieres. Die<br />
Zuchtwerte von Tausen<strong>de</strong>n von Bullen – mit einem<br />
bekannten und sicheren Zuchtwert – wur<strong>de</strong>n<br />
mit <strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>ckten Markern gekoppelt. Auf<br />
diese Weise wur<strong>de</strong> geschätzt, welche Effekte<br />
die Marker haben.<br />
Es sind viele hun<strong>de</strong>rttausend solcher SNP-Marker<br />
(Single Nucleotid Polymorphisms) beim Rind<br />
bekannt. 54.000 davon, die etwa gleichmäßig<br />
über das gesamte Genom, also alle Chromosomen<br />
verteilt sind, können inzwischen in einem<br />
relativ preiswerten Laborverfahren in einem<br />
Arbeitsgang gelesen wer<strong>de</strong>n. Diesen Vorgang<br />
nennt man „Typisierung“. Die labortechnische<br />
Einheit mit <strong>de</strong>n Tests für die 54.000 Marker<br />
nennt man Chip o<strong>de</strong>r 54K-Chip, um die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r gleichzeitig untersuchten Marker anzugeben.<br />
Inzwischen wer<strong>de</strong>n ähnlich wie in <strong>de</strong>r Humanforschung<br />
aber auch Chip’s mit mehreren 100.000<br />
SNP’s für Rin<strong>de</strong>r angeboten, so <strong>de</strong>r Bovine HD<br />
Genotyping BeadChip von Illumina mit 777.000<br />
SNP’s.<br />
Aus Kostengrün<strong>de</strong>n wird in <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rzucht<br />
aber nicht das gesamte Genom genotypysiert,<br />
son<strong>de</strong>rn man beschränkt sich zurzeit auf die Untersuchung<br />
von etwa 50-100.000 genetischen<br />
Markern.<br />
Durch dieses Verfahren sparen Zuchtorganisationen,<br />
und vor allem Besamungsstationen, Kosten<br />
bei <strong>de</strong>n Testbullen: Aufzucht - Testeinsatz<br />
- 2,5 Jahre warten und dann kommt auf Grund<br />
<strong>de</strong>r ersten 100 Tage Leistung raus, dass <strong>de</strong>r Bulle<br />
nichts taugt!! Diese Zeit und vor allem diese<br />
Kosten hat man mit <strong>de</strong>r genomischen Selektion<br />
gespart, wenn die Analyse im Gegensatz zur<br />
Abstammung nicht viel verspricht.<br />
Dies war bis jetzt bei einer Mehrheit <strong>de</strong>r getesteten<br />
Bullen die Realität.<br />
Mit <strong>de</strong>r Zuchtwertschätzung im August 2010,<br />
durch die nationale Zuchtwertschätzstelle beim<br />
vit in Ver<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n sogenannte genomisch<br />
verbesserte Zuchtwerte erstmals als offizielle<br />
Zuchtwerte für HF Schwarzbunt und HF Rotbunt<br />
veröffentlicht. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich nicht nur<br />
um <strong>de</strong>n direkten genomischen Zuchtwert (ausschließlich<br />
aus Markerinformationen), son<strong>de</strong>rn<br />
um einen kombinierten Zuchtwert. Neben <strong>de</strong>n<br />
genomischen Informationen fließen nach wie<br />
vor die klassischen Pedigreeinformationen sowie<br />
schon vorhan<strong>de</strong>ne Töchterleistungen mit<br />
ein.<br />
Durch diese Kombination erhält man im Relativzuchtwert<br />
Milch (RZM) z.B. Sicherheiten bis<br />
75%, welches <strong>de</strong>r Sicherheit eines konventionell<br />
geschätzten Zuchtwertes, geprüft an 50 Töchterleistungen<br />
entspricht.<br />
Zurzeit gibt es zwei große Gruppen, die an genomischen<br />
Zuchtwerten arbeiten. Dem nordamerikanischen<br />
Verbund gehören alle kanadischen<br />
und US-amerikanischen Besamungsstationen<br />
an.<br />
Im EuroGenomics-Verbund arbeiten die nie<strong>de</strong>rländische<br />
CRV, die französische UNCEIA, die<br />
skandinavische Organisation VikingGenetics,<br />
<strong>de</strong>r Deutsche Holstein-Verband und das Rechenzentrum<br />
vit in Ver<strong>de</strong>n zusammen.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Monaten wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Elite-Auktionen in Europa vermehrt<br />
Rin<strong>de</strong>r angeboten, die einen genomischen<br />
Zuchtwert haben. So auch auf <strong>de</strong>r Luxemburg<br />
Summer Classic Sale <strong>2011</strong> am 1. Juli in Ettelbruck.<br />
Diese Tiere wur<strong>de</strong>n meistens zu einem<br />
sehr hohen Preis verkauft.<br />
2 <strong>de</strong> lëtzebuerger <strong>ziichter</strong> 28. Jg., 3/<strong>2011</strong>