de letzebuerger ziichter 3/2011 - Convis Herdbuch Service Elevage ...

CONVIS
Carlo Bosseler
Passion for breeding
Vize-Präsident der Abteilung Milchrinder
Ulrike Müller
Der Werbeslogan der Abteilung Milchrinder
ist auch das persönliche
Motto des Vize-Präsidenten: er nimmt
seine Kraft aus der Leidenschaft für
Rinderzucht.
Carlo Bosseler ist 50, seit 1984 verheiratet
und hat zwei Kinder: Pit
(21) und Sara (17). Er beschreibt sich
selber als jemanden, der nicht immer
vorne weg gehen muss, sondern gerne
im Team mitarbeitet.
Betriebsgeschichte
Carlos Großvater stammt aus einer
alten Landwirtsfamilie aus Bettange/
Mess. Er hatte viele Geschwister und
heiratete in den Betrieb Friederich aus
Bergem ein. Sein Schwiegervater war
Mitbegründer des FHL. Der kleine Betrieb
in Bergem brannte Mitte der 30er
Jahre ab, woraufhin seine Großeltern
den Arsdorferhof bei Limpach pachteten.
Der heutige Betrieb geht bis ins Jahr
1762 zurück und gehörte als Gut zu
den vielen Besitzungen der Adelsfamilie
De Geisen. Nach dem Krieg war
der Betrieb verfallen und 1952 kaufte
der Großvater das alte Schloss mit
Betriebsgebäuden und Ländereien. Im
Straßennamen “Rue de Geisen” bzw.
“Schlassstrooss” und im Hofnamen
ist die Geschichte erhalten: “Hier sagt
keiner Carlo Bosseler zu mir, hier bin
ich Schlass Karel.”
Sein Großvater war begeisterter Herdbuchzüchter,
der lange Jahre selbst
selektierte Zuchtbullen aus Holland
importierte. Damit kaufte er sich auch
Carlo Bosseler mit Bahia, der Reservesiegerin der Jungen Klassen auf der
Foire Agricole Ettelbruck 2011
die in Holland schon früh einsetzende
Zucht auf Eiweißleistung. Bis heute
macht sich das in der Herde bemerkbar,
die im Durchschnitt 3,6% Eiweiß
produziert. Die Leistungssteigerung
wurde zu einer Obsession, die sich
sehr belastend auswirkte, denn die
hervorragenden Leistungen wurden
mit großem Aufwand erkauft: die 30
Kühe wurden in drei Leistungsgruppen
eingeteilt und viermal täglich frisch gefüttert.
Diese Überlastung mündete
nach vielen Gesprächen 2004 in einer
Umorientierung. Heute werden alle
40 Kühe in einer Gruppe durch eine
Mischration versorgt, die nur durch individuell
angepasste Kraftfuttergaben
am Futtertisch und im Melkstand ergänzt
wird. Das Verfahren funktioniert
wohl auch deshalb, weil die holländischen
Deckbullen neben den hohen
Eiweißgehalten eine Leistungskurve
ohne anfängliches Leistungsmaximum
aber mit hoher Persistenz vererbten,
die nach wie vor in der Herde zu finden
ist. Die Leistung ging nicht signifikant
zurück und die Zufriedenheit deutlich
rauf. Für Carlo Bosseler bestimmen
drei Faktoren die Leistung eines Tieres:
Genetik, Fütterung und Natur.
4 de lëtzebuerger ziichter 28. Jg., 3/2011