Haus Gerolzhofen - Dr. Loew
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_<strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> FACHLICH<br />
Bild oben:<br />
prominenter Besuch - Prof. <strong>Dr</strong>.<br />
Elisabeth Wacker in Gespräch mit<br />
Direktor Joachim Rauscher.<br />
Bild darunter:<br />
Referent Karl-Hermann Rechberg<br />
erklärt ein Befragungs-Hilfsmittel<br />
Das Ziel der Behindertenarbeit in den<br />
letzten Jahren sei es gewesen, den<br />
Betroffenen „ein Leben so normal<br />
wie möglich“ zu organisieren. Aktuell<br />
verändere sich die Sichtweise, erläuterte<br />
Schäfers. Aufgabe sei es jetzt,<br />
eine Hilfestruktur zu schaffen, die<br />
es behinderten Menschen ermögliche,<br />
ein Leben nach ihren eigenen<br />
Vorstellungen gestalten zu können.<br />
Ausgangsfragen seiner Studie waren:<br />
wie beurteilen Bewohner/innen<br />
stationärer Wohneinrichtungen ihre<br />
Lebenssituation? Wie zufrieden sind<br />
die Bewohner/innen mit ihren Lebensumständen?<br />
Wie beurteilen<br />
sie ihre Möglichkeiten zur selbstbestimmten<br />
Alltagsgestaltung und<br />
Lebensführung? Als ein zentrales<br />
Ergebnis konnte Schäfers festhalten,<br />
dass die höchsten Zufriedenheitswerte<br />
und Wahlfreiheiten bei Personen<br />
festzustellen waren, die in klei-<br />
<strong>Dr</strong>.<strong>Loew</strong> PERSPEKTIVE 2009<br />
nen, relativ autonomen Wohneinheiten<br />
mit einem hohen Maß an Privatsphäre<br />
und Rückzugsmöglichkeiten leben. Das<br />
Fazit seines Vortrags: wenn das System<br />
der Behindertenhilfe seinen Beitrag leisten<br />
wolle, dann sei eine stärkere Nutzerorientierung<br />
für zeitgemäße soziale Dienste<br />
und Einrichtungen unverzichtbar. Die Unterstützungsleistungen<br />
müßten verstärkt<br />
individualisiert und noch personen- und<br />
lebensweltbezogener werden.<br />
Hilfsangebote für behinderte<br />
Menschen auf dem Prüfstand<br />
Für den Nachmittag kündigte Joachim<br />
Rauscher den Beitrag „Zufriedenheit ist<br />
messbar - Methoden zur Evaluation bei<br />
Menschen mit mehrfacher Behinderung“<br />
von Karl-Herrmann Rechberg an. Der<br />
Diakon und Sozialpädagoge ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der Arbeitsstelle<br />
für Praxisforschung und Evaluation an<br />
der evangelischen Fachhochschule Nürnberg.<br />
Für sein Forschungsprojekt erhielt<br />
er den Förderpreis der Stadt Nürnberg.<br />
Für die Diakonie Neuendettelsau entwickelte<br />
Rechberg ein Interview-Instrument,<br />
dass den Grad der Zufriedenheit<br />
der Diakonie-Klienten erheben sollte.<br />
Dieses sollte unabhängig von Art und<br />
Grad der Behinderung funktionieren.<br />
Rechberg erläuterte die Probleme und<br />
Grenzen, die bei einer Befragung von<br />
Menschen mit Mehrfachbehinderung<br />
entstehen. Wie müssen Fragen formuliert<br />
sein, welche Hilfsmittel der Verständigung<br />
gibt es, wann ist eine direkte Kommunikation<br />
nicht mehr möglich? „Zufriedenheit<br />
ist messbar“ lautet das Resultat der aufwändigen<br />
Grundlagenarbeit und Studie,<br />
die die Lebens- und Arbeitszufriedenheit<br />
von 333 behinderten Menschen erfasste.<br />
Im Anschluß entwickelte sich eine Diskussion<br />
zwischen Teilnehmern und Referenten,<br />
bei der weitere Detailfragen sowie<br />
Grenzen und Möglichkeiten der vorgestellten<br />
Konzepte thematisiert wurden.<br />
Mit der aktuellen Tagung „Lebensqualität<br />
aus Nutzersicht“ führt <strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> die<br />
im Juni 2008 anlässlich des 40jährigen<br />
Jubiläums gestartete Reihe fort. Im Juni<br />
letzten Jahres trafen sich die Spitzenkräfte<br />
der Hirnforschung auf der Burg Wernberg<br />
zum Thema „Neurowissenschaften<br />
und Soziale Arbeit“. Namen wie Prof. <strong>Dr</strong>.<br />
Manfred Spitzer oder <strong>Dr</strong>. Lutz Jäncke<br />
lockten rund 250 Teilnehmer nach Wernberg-Köblitz,<br />
die diese erste Fachtagung<br />
als willkommene Erweiterung des fachlichen<br />
Fortbildungsangebots in der Oberpfalz<br />
begrüßten. <strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> will weitere Bildungsangebote<br />
folgen lassen. (JuH)<br />
Persönliches<br />
Budget<br />
E i n Z w i s c h e n s t a n d<br />
Die Leistungsform des Persönlichen<br />
Budgets ist für Menschen<br />
mit Behinderung oder von der Behinderung<br />
bedrohte Menschen mit<br />
Leistungsberechtigung nach SGB<br />
IX seit dem 01.01.2008 rechtlich<br />
berufbar.<br />
Schon deutlich vor diesem Zeitpunkt<br />
hat sich <strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> mit dieser Leistungsform<br />
befasst. Die theoretische<br />
Auseinandersetzung begann 2002<br />
durch die Teilnahme an verschiedensten<br />
Arbeitsgruppen.<br />
In der zweiten Jahreshälfte 2006 startete<br />
dann die praktische Umsetzung in<br />
der Probephase, die der Bezirk Mittelfranken<br />
durchgeführt hat. Die ersten<br />
Leistungen des persönlichen Budgets<br />
wurden - an die Einrichtung Nürnberg-<br />
Gärtnerstraße angegliedert - erbracht.<br />
Seit dem Start in der Modellphase und<br />
wiederum seit Jahresbeginn 2008 ist<br />
auf vielen Ebenen Vieles passiert, aber<br />
genug?<br />
Die Modellphase hatte dazu gedient,<br />
auf Seiten der Leistungsträger und<br />
Leistungserbringer Strukturen zu<br />
klären, Wege zu ebnen und die Leistungserbringung<br />
zu erproben. Die<br />
Leistungserbringer haben die, nach<br />
ihrer Sicht, in Frage kommenden Betroffenen<br />
über die Möglichkeiten des<br />
persönlichen Budgets informiert und<br />
die Durchsetzung der Budgetleistung<br />
begleitet. Dadurch waren die Beteiligten<br />
für die Umsetzung im letzten Jahr<br />
gerüstet.<br />
Auch <strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> hat viele interne Klärungen<br />
erreicht und mittlerweile seit<br />
über einem Jahr einen ambulanten<br />
Dienst in Nürnberg etabliert (ADDL),<br />
der ausschließlich ambulante Leistungen<br />
anbietet, auch solche, die über<br />
die sozialtherapeutische Betreuung<br />
im Rahmen des persönlichen Budgets<br />
hinaus gehen. Gerade die Modellregion<br />
Mittelfranken, die sich auch deutschlandweit<br />
mit ihrer Vorreiterrolle und der<br />
Zahl der umgesetzten Budgets einen<br />
Namen geschaffen hat, unterstützt auf<br />
fachlich hohem Niveau die Umsetzung<br />
der zugehenden ambulanten Betreu-