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Tadelakt_2011_Nr_285.pdf 1419KB 08.09.2012

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1 GRUNDLAGEN<br />

1.1 KALK<br />

Kalkstein gehört zu den Sedimentgesteinen und kommt weltweit in grossen Mengen<br />

vor. Der überwiegende Teil der Kalkgesteine wurde durch Ablagerungen von kalkbil-<br />

denden Lebewesen wie Muscheln, Schnecken, Korallen, Würmern oder Schwämmen<br />

gebildet. Die Schalen und Skelette der toten Tiere setzen sich am Meeresgrund ab und<br />

werden durch den Druck von nachfolgenden Sedimentschichten zu festem Stein.<br />

Weitere Kalkgesteine können durch Mikroorganismen, Fossilien oder durch aus Wasser<br />

ausgefällten Kalk entstehen.<br />

Kalk besteht zu 85 – 95 % aus Kalzit, einer kristallinen Form von Kalziumkarbonat.<br />

Weitere Bestandteile können Dolomit, Tonminerale, Quarz, Gips, Silizium, Eisen, Ma-<br />

gnesium, Aluminium und andere sein. Die Zusammensetzung dieser Bestandteile ist<br />

sehr variabel und massgeblich dafür verantwortlich, dass es auf der Erde tausende von<br />

verschiedenen Kalkgesteinen gibt. Es wird vermutet, dass der <strong>Tadelakt</strong> seine hydrauli-<br />

schen Eigenschaften durch diese Restbestandteile erhält.<br />

Welche genaue Zusammensetzung sich am besten zur Herstellung von <strong>Tadelakt</strong> eignet,<br />

ist ungewiss. Wie ich in Kapitel 6 erklären werde, besteht Grund zur Annahme, dass<br />

verschiedene Gesteinszusammensetzungen verwendbar sind.<br />

1.2 KALK BRENNEN UND LÖSCHEN<br />

Im Kalkofen werden Kalksteine im Holzfeuer bei rund 900 °C solange erhitzt, bis alle<br />

Steine durchgeglüht sind. Bei einem Ofeninhalt von 3 m 3 dauert der Brand rund 100<br />

Stunden. In meinem Testofen dauerte der Brand von etwas mehr als einem Kilo Kalk<br />

gut drei Stunden. Nach langsamem Abkühlen werden die Steine, so genannter Brannt-<br />

kalk oder Stückkalk, dem Ofen entnommen und mit Wasser besprenkelt. Nach der<br />

Berührung mit Wasser beginnen die Kalksteine zu zischen und zu dampfen und zer-<br />

fallen dann in ein elfenbeinfarbenes, trockenes Pulver mit einer Korngrösse von etwa<br />

0 – 5 mm. Es kommt zu einer starken Wärmeentwicklung, einer so genannten exother-<br />

men Reaktion, wobei sich der Stückkalk bis zu 100 °C erhitzen kann. Man nennt dies<br />

«trocken löschen».<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, gebrannten Kalk «nass» zu löschen. Dabei wird der<br />

Stückkalk in grosse Wannen gelegt und dann mit Wasser übergossen. Das so entstan-<br />

dene und über mehrere Jahre in Wasser eingesumpfte Material nennen wir Sumpfkalk.<br />

Nach dem Löschen des Kalkes wird das Pulver gesiebt und in Säcke oder Eimer ab-<br />

gefüllt. Das Handwerk des Kalkbrennens ist in vielen Regionen der Erde bekannt. So<br />

unterscheiden sich die Kalköfen je nach Gebiet sehr stark. In Marokko zum Beispiel<br />

wird der Kalk in grossen Erdlöchern gebrannt. In Mitteleuropa kennen wir vor allem den<br />

Schachtofen, eine gemauerte Konstruktion mit guter Speicherfunktion. Beim Schacht-<br />

ofen befindet sich unten ein Feuerraum, oben ein trichterförmiger Schacht, in welchen<br />

man Steine, Kohle oder Holz einfüllt. Im industriellen Bereich kommt mehrheitlich der<br />

10

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