Tadelakt_2011_Nr_285.pdf 1419KB 08.09.2012
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Weil die Polierseife eine grün-braune Farbe hat, hinterlässt sie auf weissen <strong>Tadelakt</strong>-<br />
flächen oft einen gelblichen Schleier. Um dies zu vermeiden besteht die Möglichkeit,<br />
die Seifenlösung mit wenig weissem Pigment (Titandioxid oder Marmormehl) aufzuhel-<br />
len. Allerdings nur sehr wenig, da die Oberfläche sonst kreidet. Eine weitere Möglich-<br />
keit, solche Schleier zu verhindern, ist die Verwendung von transparenten Polierseifen.<br />
Die sind allerdings recht teuer. Der Verbrauch beträgt ein Mehrfaches und ihnen fehlt<br />
der typische, sehr angenehme Geruch.<br />
Das Einfärben der Seife ist auch eine gestalterische Möglichkeit, um den tadelakt-<br />
eigenen Charme zu betonen. Da <strong>Tadelakt</strong> ein feines Netz von Haarrissen hat, dringt die<br />
eingefärbte Seife in die Risse ein und verfärbt diese dauerhaft. Auf einer naturfarbenen<br />
<strong>Tadelakt</strong>fläche ergeben Haarrisse, mit etwas brauner Umbra eingefärbt, eine schöne<br />
Patina.<br />
2.3 PIGMENTE<br />
Bereits vor einigen Jahrtausenden hatten Menschen den Wunsch, Baumaterialien<br />
einzufärben. In China und Mesopotamien verfügte man schon vor 3500 Jahren über<br />
leuchtende Grün-, Türkis- und Blautöne, mit welchen besondere Gebäude oder Ge-<br />
genstände geschmückt wurden. In den meisten Gegenden herrschten allerdings die<br />
lokalen Erdfarben vor, die von Region zu Region völlig unterschiedlich sind. Diese Er-<br />
den erhalten ihre charakteristischen Farbtöne meistens durch natürlich im Boden vor-<br />
kommende Metalloxide, insbesondere Eisenoxide. Die Farbpalette dieser Erdpigmente<br />
umfasst praktisch alle Farbtöne, inklusive Schwarz und Weiss. Um richtig leuchtende<br />
Farben wie das Gelb der Sonnenblume oder ein leuchtendes Blattgrün zu erzeugen,<br />
brauchte es aber einiges an Zufall und Chemie. Indem man verschiedene Metalloxide<br />
brannte oder mit unterschiedlichen Stoffen in Berührung brachte, entstanden in den<br />
letzten 200 Jahren hunderte von neuen Pigmenten, welche heute ganz alltäglich sind.<br />
Farben nehmen in unserem Leben einen wichtigen Platz ein. Jeder weiss, dass Rot<br />
anregend wirkt, Grün und Gelb beruhigend. Der Umgang mit Druckerpatronen, Farb-<br />
stiften, Wasserfarben und bunten Plastikgegenständen ist für uns normal. Was genau<br />
aber diese Farbigkeit ausmacht und wie die Farben gewonnen werden, darüber wissen<br />
wir in der Regel sehr wenig. Tausende von Tonnen Pigmente werden jedes Jahr verarbei-<br />
tet, die meisten davon sind künstlich hergestellt. Wir müssen uns also die Frage stellen,<br />
wie ökologisch künstliche Pigmente sind und wie wir verantwortungsvoll damit umge-<br />
hen können.<br />
Die meisten der heute eingesetzten Pigmente sind ungiftig. Der Einsatz von giftigen<br />
oder schädlichen Pigmenten wird immer stärker eingeschränkt. So sind heute Arsen-<br />
und Cadmiumverbindungen und die meisten Blei- und Chromverbindungen verboten,<br />
da sie als ausgesprochen umwelt- und gesundheitsgefährdend gelten. Am Beispiel von<br />
Titandioxid, welches ich nachfolgend ausführe, können wir aber sehen, dass die ökolo-<br />
gische Belastung durch Produktionsreststoffe und der Verbrauch an nicht erneuerba-<br />
rer Energie für die Herstellung beachtlich sind.<br />
Titandioxid<br />
Titandioxid ist heute praktisch das einzige eingesetzte Weisspigment. Die Herstellung<br />
erfolgt im Sulfat- oder im Chloridverfahren. Im Sulfatverfahren wird feingemahlenes<br />
Titanerz, Ilmenit, mit Schwefelsäure aufgeschlossen und mit Hilfe von Eisen in Titandi-<br />
oxid überführt. Mit ca. 80 MJ/Kg ist das Herstellungsverfahren relativ energieintensiv.<br />
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