OBS-Arbeitspapier
AP21_Lobby_final
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Marvin Oppong<br />
Ausverkauf des Journalismus?<br />
Weiterhin ist ersichtlich, dass es in fast der Hälfte der Fälle (11) zu einer Berichterstattung<br />
über die eigene Veranstaltung durch das jeweilige Medium kam. Bei den Medien mit Berichterstattung<br />
über eigene Veranstaltungen handelt es sich um die „Süddeutsche Zeitung“ (5 Fälle,<br />
jeweils „Das Hauptstadtgespräch“), „Die Welt“ (4 Fälle, jeweils „Welt-Tourismusgipfel“), die<br />
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (1 Fall, „Gründer-Forum NRW 2014“) und „Der Tagesspiegel“<br />
(1 Fall, „Agenda 2015 – Das Politik-Briefing für Deutschland“).<br />
Hier entsteht das grundsätzliche Problem, dass diese Veranstaltungen nun als redaktioneller<br />
Beitrag – d. h. unter den Kriterien der nachrichtlichen Relevanz, Objektivität usw. – präsentiert<br />
wurden und die Trennung zwischen Veranstaltungsgeschäft und redaktionellem Inhalt weiter<br />
aufgeweicht wurde. Es scheint somit nicht nur ein Randphänomen zu sein, dass Aktivitäten<br />
eines Verlages, die klar nicht-journalistischen Zielen dienen – da das Veranstaltungsgeschäft<br />
selbstverständlich in erster Linie Profitgenerierung als Ziel hat –, in die redaktionelle Arbeit<br />
einfließen. Die Zeitungen schreiben hinsichtlich des Konferenzgeschäftes somit häufig über<br />
Ereignisse, welche sie selbst mitproduziert haben.<br />
Im Anhang I wird diese Berichterstattung jeweils etwas näher im Detail untersucht, nichtsdestotrotz<br />
sollten auch hier weitere Untersuchungen die folgenden Fragen systematischer<br />
aufgreifen:<br />
Wird in den Artikeln auf die eigene Beteiligung des Verlages sowie auf die Kooperation mit<br />
dem Lobbyverband aufmerksam gemacht?<br />
Wird der Lobbyverband dabei als solcher dargestellt?<br />
Wird Kritik Platz eingeräumt?<br />
Schließlich lässt sich dem Material im Anhang II entnehmen, dass es insgesamt mindestens<br />
21 Fälle weiterer Berichterstattung über die Lobbyorganisationen gab, die mit den entsprechenden<br />
Medien im Konferenzgeschäft kooperieren. Dabei werden 6 der 10 an den näher<br />
untersuchten Veranstaltungen beteiligte Lobbyverbände abgedeckt. Wird in dieser weiteren<br />
Berichterstattung wohlwollend auf die politischen Forderungen der Lobbyverbände verwiesen<br />
bzw. den Positionen z. B. in einem Interview viel Platz eingeräumt, kann dies als Ausdruck der<br />
zuvor vermuteten Gelegenheitsstrukturen verstanden werden. Einige dieser weiteren Berichte<br />
werden im angehängten Material eingehender analysiert. Aber auch hier bieten sich Fragen<br />
für weitergehende Forschung:<br />
Lässt sich eine gehäufte Berichterstattung über die mit dem Verlag kooperierenden Lobbyverbände<br />
feststellen?<br />
Wird einer möglichen Gegenseite ebenso viel Platz in Berichten oder Interviews eingeräumt<br />
(z. B. Gewerkschaften oder Sozial- und Umweltverbänden)?<br />
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