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OBS-Arbeitspapier

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Ausverkauf des Journalismus?<br />

Marvin Oppong<br />

Berichterstattung über ein Positionspapier der Mittelstands-Lobby<br />

„Mittelständler wollen mehr Geld für Stromspeicher“ 86 , titelte Handelsblatt Online am 5. Juni<br />

2015. „Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft plädiert für einen Ausbau der Förderung<br />

für Speichertechnik und macht Vorschläge, wie seiner Meinung nach die Energiewende<br />

billiger werden könnte“, berichtete das Online-Medium. Der Beitrag steigt mit der Aussage ein,<br />

dass der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) eine stärkere Unterstützung für<br />

Stromspeicher fordere.<br />

Der Lobbyverband BVMW versteht sich als „Stimme des Mittelstandes“ für „mehr als 270.000<br />

Unternehmen mit rund 9 Millionen Beschäftigten“. Im Politischen Beirat des Verbandes sind<br />

unter anderem der frühere FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Wolfgang Gerhardt, der<br />

Linken-Politiker Gregor Gysi, Cem Özdemir (Grüne) und der baden-württembergische CDU-<br />

Landesvorsitzende Thomas Strobl vertreten.<br />

In dem Artikel auf Handelsblatt Online kommt auch der BVMW-Präsident Mario Ohoven zu<br />

Wort. „‚Die breit angelegte Forschungsförderung für Speicher muss weiter ausgebaut werden‘,<br />

sagte BVMW-Chef Mario Ohoven dem Handelsblatt. Dabei sollten alle Speichertechnologien<br />

gleich behandelt werden, heißt es in einem Positionspapier des Verbandes, das dem Handelsblatt<br />

vorliegt.“ Der Artikel liest sich in weiten Teilen wie eine Pressemitteilung des Lobbyverbandes.<br />

Der BVMW „‚plädiert‘ daher für eine ‚ernsthafte‘ Prüfung, die Kosten für den Ausbau<br />

der Verteilnetze bundesweit anzugleichen“, heißt es dort. „Außerdem will der Mittelstandsverband,<br />

dass Strom aus Erneuerbaren Energien zu Zeiten, in denen besonders viel Strom im<br />

Netz ist, häufiger gekappt wird.“<br />

Auf Anfrage wollte man sich beim „Handelsblatt“ nicht zum Inhalt des Artikels und dessen<br />

Zustandekommen äußern. Beim BVMW hieß es auf Anfrage, man beantworte „ohne auf<br />

den suggestiven Charakter“ der Fragen „näher einzugehen […] summarisch“. Eine der Fragen<br />

lautete: „In welchem Verhältnis steht der Bundesverband mittelständische Wirtschaft zum<br />

‚Handelsblatt‘?“ Der BVMW antwortete: „Der BVMW arbeitet im Rahmen seiner Pressearbeit<br />

mit hunderten Redaktionen auf Bundes- und Landesebene kollegial zusammen. Dazu gehört<br />

selbstverständlich auch das Handelsblatt als führende Wirtschafts-Tageszeitung.“ Anzunehmen,<br />

der Verband würde „gegen Anzeigenschaltungen oder Gefälligkeiten für Redakteurinnen<br />

oder Redakteure redaktionelle Berichterstattung“ kaufen oder dies versuchen, sei „absurd“,<br />

so Eberhard Vogt, Leiter der Presseabteilung des Lobbyverbandes.<br />

86 http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/energiewende-mittelstaendler-wollen-mehr-geld-fuer-stromspeicher/<br />

11871678.html [abgerufen am 20.01.2016].<br />

<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />

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