16.03.2016 Aufrufe

OBS-Arbeitspapier

AP21_Lobby_final

AP21_Lobby_final

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausverkauf des Journalismus?<br />

Marvin Oppong<br />

Groth ist auch Autorin des auf capital.de veröffentlichten Artikels „Investieren nach Hedgefonds-Art“<br />

von September 2014. Im Teaser des Artikels heißt es, Hedgefonds-Strategien „im<br />

Mantel regulierter Fonds“ kämen „bei Investoren gut“ an. Die Produkte hätten zuletzt „so<br />

viel Geld eingesammelt“, dass einige von ihnen Neuinvestoren ablehnten. In dem Text finden<br />

sich Aussagen wie „alternative Strategien senken Verlustrisiko“, „Die Investmentstrategien,<br />

die seriöse Hedgefonds-Manager verfolgen, finden deutsche Investoren dagegen offenbar<br />

gar nicht so übel“ oder: „Zur Diversifikation des Portfolios eignen sich ETFs [Exchange-traded<br />

funds, Anm. d. Verf.] ebenso gut wie aktive Fonds“. Groth vermag eine Häufung verkaufsfördernder<br />

Umschreibungen nicht zu erkennen: „Wenn ein Fonds hohe Mittelzuflüsse verzeichnet,<br />

dann umschreibe ich das mit ‚er sammelt viel Geld ein‘ oder ‚er kommt gut an‘. Das<br />

mögen Journalistenfloskeln sein, aber sie stellen Tatsachen fest und dienen keineswegs der<br />

‚Verkaufsförderung‘“.<br />

„Capital“-Chefredakteur von Buttlar ließ auf Anfrage mitteilen, der BAI habe keinen Einfluss<br />

gehabt auf „Texte auf capital.de, die von Dritten erstellt wurden, die mit dieser Kooperation<br />

nichts zu tun hatten.“ Über den BAI sei „im Laufe eines Jahres wegen seiner Marktrelevanz<br />

berichtet worden“. Dies sei jedoch „weder der Anlass noch der Grund für die jeweilige Berichterstattung“<br />

gewesen. Laut Groth sei der BAI im Jahr 2013 „womöglich etwas präsenter“ gewesen,<br />

weil in dem Jahr die Richtlinie AIFMD in Kraft trat, „zu der der Verband viel Expertise<br />

angehäuft hat.“<br />

Seitenwechsel zwischen Medien und Lobbyismus<br />

In der jüngeren Vergangenheit hat es zudem eine Reihe von Seitenwechseln von Journalisten in<br />

den Lobbyismus gegeben. Diese verdeutlichen, wie eng das Verhältnis zwischen Medienleuten<br />

und Interessenvertreter mitunter ist.<br />

Der frühere „Handelsblatt“-Vize-Chefredakteur Michael Inacker wechselte im Mai 2014 in<br />

den Vorstand der Kommunikationsberatung WMP Eurocom, die dem einstigen „Bild“-Chefredakteur<br />

Hans-Hermann Tiedje gehört. Dort war er für die Bereiche Unternehmens- und Finanzkommunikation,<br />

Politische Kommunikation sowie begleitende Gerichtsprozess-Kommunikation<br />

(Litigation PR) zuständig. 146 Im Aufsichtsrat von WMP saßen und sitzen Ex-Politiker wie<br />

Hans Eichel oder Hans-Dietrich Genscher und Unternehmer wie Ulrich Marseille, Roland Berger<br />

und Wendelin Wiedeking. Zum ersten Februar 2015 stieg der frühere Handelsblatt-Vize Inacker<br />

bei WMP zum Vorstandschef auf. Im Laufe seiner Karriere war Inacker unter anderem Berliner<br />

146 http://www.presseportal.de/pm/43011/2689395/wmp-holt-michael-inacker-an-bord [abgerufen am 20.01.2016].<br />

<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!