OBS-Arbeitspapier
AP21_Lobby_final
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Ausverkauf des Journalismus?<br />
Marvin Oppong<br />
Groth ist auch Autorin des auf capital.de veröffentlichten Artikels „Investieren nach Hedgefonds-Art“<br />
von September 2014. Im Teaser des Artikels heißt es, Hedgefonds-Strategien „im<br />
Mantel regulierter Fonds“ kämen „bei Investoren gut“ an. Die Produkte hätten zuletzt „so<br />
viel Geld eingesammelt“, dass einige von ihnen Neuinvestoren ablehnten. In dem Text finden<br />
sich Aussagen wie „alternative Strategien senken Verlustrisiko“, „Die Investmentstrategien,<br />
die seriöse Hedgefonds-Manager verfolgen, finden deutsche Investoren dagegen offenbar<br />
gar nicht so übel“ oder: „Zur Diversifikation des Portfolios eignen sich ETFs [Exchange-traded<br />
funds, Anm. d. Verf.] ebenso gut wie aktive Fonds“. Groth vermag eine Häufung verkaufsfördernder<br />
Umschreibungen nicht zu erkennen: „Wenn ein Fonds hohe Mittelzuflüsse verzeichnet,<br />
dann umschreibe ich das mit ‚er sammelt viel Geld ein‘ oder ‚er kommt gut an‘. Das<br />
mögen Journalistenfloskeln sein, aber sie stellen Tatsachen fest und dienen keineswegs der<br />
‚Verkaufsförderung‘“.<br />
„Capital“-Chefredakteur von Buttlar ließ auf Anfrage mitteilen, der BAI habe keinen Einfluss<br />
gehabt auf „Texte auf capital.de, die von Dritten erstellt wurden, die mit dieser Kooperation<br />
nichts zu tun hatten.“ Über den BAI sei „im Laufe eines Jahres wegen seiner Marktrelevanz<br />
berichtet worden“. Dies sei jedoch „weder der Anlass noch der Grund für die jeweilige Berichterstattung“<br />
gewesen. Laut Groth sei der BAI im Jahr 2013 „womöglich etwas präsenter“ gewesen,<br />
weil in dem Jahr die Richtlinie AIFMD in Kraft trat, „zu der der Verband viel Expertise<br />
angehäuft hat.“<br />
Seitenwechsel zwischen Medien und Lobbyismus<br />
In der jüngeren Vergangenheit hat es zudem eine Reihe von Seitenwechseln von Journalisten in<br />
den Lobbyismus gegeben. Diese verdeutlichen, wie eng das Verhältnis zwischen Medienleuten<br />
und Interessenvertreter mitunter ist.<br />
Der frühere „Handelsblatt“-Vize-Chefredakteur Michael Inacker wechselte im Mai 2014 in<br />
den Vorstand der Kommunikationsberatung WMP Eurocom, die dem einstigen „Bild“-Chefredakteur<br />
Hans-Hermann Tiedje gehört. Dort war er für die Bereiche Unternehmens- und Finanzkommunikation,<br />
Politische Kommunikation sowie begleitende Gerichtsprozess-Kommunikation<br />
(Litigation PR) zuständig. 146 Im Aufsichtsrat von WMP saßen und sitzen Ex-Politiker wie<br />
Hans Eichel oder Hans-Dietrich Genscher und Unternehmer wie Ulrich Marseille, Roland Berger<br />
und Wendelin Wiedeking. Zum ersten Februar 2015 stieg der frühere Handelsblatt-Vize Inacker<br />
bei WMP zum Vorstandschef auf. Im Laufe seiner Karriere war Inacker unter anderem Berliner<br />
146 http://www.presseportal.de/pm/43011/2689395/wmp-holt-michael-inacker-an-bord [abgerufen am 20.01.2016].<br />
<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />
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