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OBS-Arbeitspapier

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Marvin Oppong<br />

Ausverkauf des Journalismus?<br />

„Dass der Verbandsgeschäftsführer nichts sagt, was den Verbandsinteressen zuwiderläuft,<br />

ist wohl nachvollziehbar. Als Gegengewicht kommt eine unabhängige Fondsanalystin zu Wort“,<br />

so die Autorin Julia Groth. Groth ist für das Kölner Journalistenbüro „wortwert“ tätig und kümmert<br />

sich dort um Finanz- und Geldanlagethemen. Zudem, so Groth, enthalte „der Artikel Ausdrücke<br />

wie ‚hereingefallen‘ und ‚hohe Verluste‘.<br />

Im Januar 2014 berichtete „Capital“ ebenfalls online über „Anlagestrategien für mehr Rendite“.<br />

145 Im Einstieg des Textes heißt es, Fonds, die in verschiedene Anlageklassen gleichzeitig<br />

investieren, seien „bei Investoren beliebt“. Zwei Anlagestrategien könnten bei den Produkten<br />

im laufenden Jahr „besonders gut“ funktionieren.<br />

Groth erklärt, mit „beliebt“ umschreibe sie „die Tatsache, dass Mischfonds im genannten<br />

Zeitraum laut Branchenverband BVI unter den Publikumsfonds die höchsten Nettomittelzuflüsse<br />

verzeichneten.“ Die Aussage, dass zwei Strategien „besonders gut“ abschneiden<br />

könnten, verstehe sie „als normalen Teil meiner Arbeit als Finanzjournalistin: Ich weise nicht<br />

nur darauf hin, wenn Anlageprodukte nichts taugen, sondern schreibe auch darüber, welche<br />

Anlage produkte für Anleger interessant sein könnten (mit Betonung auf dem Konjunktiv).<br />

Bei dieser Einschätzung stütze ich mich, wie allgemein üblich, zum Teil auf die Aussagen<br />

von Investment-Profis, die ich aber natürlich kritisch betrachte. Der Ausdruck ‚Gewinnerseite‘<br />

stammt aus einem wörtlichen Zitat und ist ebenfalls mit einem Konjunktiv gekoppelt.“<br />

Auch in diesem Beitrag kam der BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer zu Wort: „Manche<br />

Fondsmanager versuchen mit speziellen Strategien, ihre Rendite zu steigern und ihr Verlustrisiko<br />

zu senken. Im vergangenen Jahr schnitten vor allem sogenannte Long-Short- und<br />

Event-Driven-Strategien gut ab. ‚Sie könnten auch 2014 auf der Gewinnerseite sein‘, sagt Frank<br />

Dornseifer, Geschäftsführer des Bundesverbands Alternative Investments (BAI).“<br />

Es fällt auf, dass die „Capital“-Berichte genau in jene Zeit fallen, in denen der BAI Medienpartner<br />

des „Capital Geldanlage Gipfels 2013“ war. Beide Artikel stammen von derselben<br />

Autorin, Julia Groth. Nach Aussage von Groth handelt es sich hierbei um Zufall. Auf Anfrage<br />

sagt Groth, sie habe gar nicht gewusst, dass der BAI Medienpartner eines „Capital“-Events<br />

gewesen sei. Sie habe mit dem BAI hin und wieder Kontakt gehabt, eine Absprache habe es<br />

jedoch nicht gegeben, ebenso wenig eine entsprechende Bitte seitens der Redaktion. Groth<br />

arbeitet für das Kölner Journalistenbüro „wortwert“, das unter anderem die „Zeit“, Zeit Online,<br />

das „Handelsblatt“, die „F.A.Z.“, Sonderbeilagen der „F.A.Z.“ und Manager Magazin Online zu<br />

seinen Referenzen zählt. Das Journalistenbüro, das auch das Magazin des Deutschen Journalisten-Verbandes<br />

beliefert, macht auch Corporate Publishing.<br />

145 http://www.capital.de/investment/strategien-fuer-mehr-rendite.html [abgerufen am 03.02.2016].<br />

88 <strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21

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