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OBS-Arbeitspapier

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Ausverkauf des Journalismus?<br />

Marvin Oppong<br />

in verschiedenen Regionen stattfindet, wird zusammen mit der Industrie- und Handelskammer<br />

der jeweiligen Region vermarktet.“ Die Veranstaltung selbst werde aber nicht gemeinsam<br />

durchgeführt. Die IHK habe auf das Programm, die Moderatoren und Redner sowie die Inhalte<br />

der Veranstaltung keinen Einfluss.<br />

Alle journalistischen Veranstaltungsformate des „Handelsblatts“ unterlägen denselben<br />

Richtlinien wie die gedruckten Produkte, betont Jaumann. Dabei gelte das Prinzip der strikten<br />

Trennung von Redaktion und Werbung. In den Richtlinien zur Wahrung der publizistischen<br />

Unabhängigkeit des „Handelsblatts“ heißt es dazu: „Sponsoren haben keinen Einfluss auf<br />

Berichterstattung und/oder Fragen des Moderators. Die Redaktion ist frei in Art und Umfang,<br />

über die Veranstaltungen der Verlagsgruppe zu berichten.“ Die Unabhängigkeit der Redaktion<br />

sei „unantastbar“, so Jaumann.<br />

Auf veranstaltungen.handelsblatt.com bietet man unter dem Punkt „Sponsoring & Ausstellung“<br />

> „Handelsblatt Veranstaltungen“ als Leistung: „Umfangreiche Media-Kampagne<br />

mit Anzeigen im Handelsblatt, in der News am Abend, in der WirtschaftsWoche, der ZEIT oder<br />

im Tagesspiegel“. Zudem wird dort als Leistung auch „Weitreichende Berichterstattung in der<br />

Fach- und Tagespresse“ angeboten. Auf Nachfrage erklärt man bei der Verlagsgruppe Handelsblatt,<br />

es gehe bei dem Sponsoring um „die Logo-Einbindung des Sponsors auf Einladungs- und<br />

Menükarten sowie den Anzeigen zur Veranstaltung“. So schaltete Euroforum zum Beispiel im<br />

August 2014 im „Handelsblatt“ eine Anzeige zur „19. Handelsblatt Jahrestagung – Banken im<br />

Umbruch“. Als Sponsor („Mit freundlicher Unterstützung von“) ist auf der Anzeige Salesforce<br />

ausgewiesen, ein Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen. Die Anzeige war nicht ausdrücklich<br />

als Anzeige gekennzeichnet.<br />

2013 wurde dem „Handelsblatt“ vom Magazin „Wirtschaftsjournalist“ vorgeworfen, unter<br />

Geschäftsführer Gabor Steingart „gefährlich nahe an die Wirtschaft“ zu rücken. Den Lesern des<br />

„Handelsblatts“ sei z. B. vorenthalten worden, dass General Electric (GE) bei der Verlagsgruppe<br />

Handelsblatt „ein ganzes Paket von Kommunikationsmaßnahmen eingekauft“ habe. Dazu<br />

zähle auch ein Dinner, zu dem der Geschäftsführer von GE gegen Bezahlung geladen wurde.<br />

Zudem habe der GE-Chef in einem unkritischen Interview seine Botschaften an die „Handelsblatt“-Leser<br />

richten können. 80<br />

Gabor Steingart, Herausgeber des „Handelsblatts“, ist gleichzeitig in Personalunion Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt. 81 Eine solche Verquickung von<br />

journalistischen mit kaufmännischen Funktionen ist bei Blättern der Größe des Handelsblatts<br />

eher ungewöhnlich.<br />

80 „Falsche Freunde“, Wirtschaftsjournalist, 5/2013, S. 33–35.<br />

81 http://www.vhb.de/unternehmen/ [abgerufen am 20.01.2016].<br />

<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />

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