OBS-Arbeitspapier
AP21_Lobby_final
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Marvin Oppong<br />
Ausverkauf des Journalismus?<br />
Kooperation mit der Münchner Sicherheitskonferenz<br />
Das Frankfurter Allgemeine Forum kooperiert auch mit der Münchner Sicherheitskonferenz<br />
(MSC). Zusammen veranstalten die beiden Institutionen den „Energy Security Summit“ 2015,<br />
der am 6. und 7. Mai 2015 in Berlin stattfand. Den Vorsitz des Gipfels übernahmen der Botschafter<br />
und Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, und der „F.A.Z.“-<br />
Herausgeber Berthold Kohler. Schirmherren waren das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie und das Auswärtige Amt. In der Vergangenheit war die Münchner Sicherheitskonferenz<br />
bereits Mitveranstalter des „Energy Security Summit“ in den Jahren 2013 und 2014 und des<br />
„Energy Security Roundtable“ in den Jahren 2014 und 2015.<br />
Die MSC verfolgt nach eigenen Angaben „keine eigenen“ politischen Interessen und ist<br />
„absolut regierungs- und parteiunabhängig“, so Oliver Rolofs von der Stiftung Münchner<br />
Sicherheitskonferenz (gemeinnützige) GmbH. Uwe Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />
Universität Leipzig, der sich in seiner Dissertation mit Verflechtungen zwischen Medien und der<br />
Münchner Sicherheitskonferenz befasst hat, 76 erklärt dazu: „Die Aussage finde ich absurd, dass<br />
die Münchner Sicherheitskonferenz unabhängig von der Bundesregierung agieren kann, da sie<br />
bis zu 500.000 Euro Projektmittel bekommt vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung<br />
und außerdem die Veranstaltung von Bundeswehrangehörigen gesichert wird – ein Einsatz<br />
im Wert von 700.000 Euro.“ 77 In ihrem Webauftritt führt die MSC die Bundesregierung, die<br />
Bundeswehr und den Freistaat Bayern als „Governmental Partners“ auf. MSC-Sprecher Rolofs<br />
zufolge ist die Sicherheitskonferenz dennoch eine „neutrale Plattform für einen unabhängigen<br />
Gedankenaustausch zu aktuellen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik“.<br />
Thomas Mohr, Vorsitzender der Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“<br />
e. V. meint, die Behauptung, die Münchner Sicherheitskonferenz verfolge keine politischen<br />
Interessen, erscheine ihm „nicht überzeugend“. Seitdem der ehemalige Staatssekretär und<br />
Botschafter Wolfgang Ischinger im Jahr 2008 von der Bundesregierung mit der Leitung der<br />
Münchner Sicherheitskonferenz beauftragt wurde, nutze Ischinger „diesen Status, um als gefragter<br />
Sicherheitsexperte in den Medien seine politischen Statements zu verbeiten.“ Ischinger<br />
erscheine es wichtig, „dass für die deutsche Bevölkerung Auslandseinsätze der Bundeswehr<br />
immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden.“ Es sei „wenig glaubwürdig“, dass dieser<br />
politische Standpunkt des Leiters der Sicherheitskonferenz „nicht auch Programm und Außen-<br />
76 http://www.message-online.com/wp-content/uploads/Artikel_Krueger_Die_Naehe_zur_Macht_Message_1_2013.pdf [abgerufen am<br />
25.01.2016]; http://www.halem-verlag.de/wp-content/uploads/2013/02/9783869620701_lese.pdf [abgerufen am 25.01.2016].<br />
77 Siehe dazu die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Christine Buchholz, Sevim Dagdelen, weiterer Abgeordneter und der<br />
Fraktion DIE LINKE „Unterstützung des Bundes für die Münchner Sicherheitskonferenz 2015“, BT-Drucksache 18/3781, abrufbar unter<br />
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/037/1803781.pdf [abgerufen am 19.01.2016].<br />
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