OBS-Arbeitspapier
AP21_Lobby_final
AP21_Lobby_final
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausverkauf des Journalismus?<br />
Marvin Oppong<br />
zen.“ Dies, so der Beitrag, wäre eine sinnvolle und wirkungsvolle Hilfe, „um die angeschlagene<br />
Tourismusindustrie in diesen Ländern wieder in Schwung zu bringen und auch die Kassen der<br />
Reiseunternehmen ein wenig zu entlasten.“<br />
Zum „Welt-Tourismusgipfel“ im Jahr 2012 gab es in der „Welt am Sonntag“ ein Interview,<br />
dass ebenfalls von Exner, Krüger und Ginten geführt wurde. 103 Darin antwortet der damalige<br />
Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn auf die Frage „Gibt es denn wenigstens, wie versprochen,<br />
Entlastung bei der Luftverkehrsabgabe?“: „Die Luftverkehrssteuer muss wieder abgeschafft<br />
werden. Denn sie schadet vor allem den deutschen Airlines.“ Der damalige, im Zuge des<br />
ADAC-Skandals später zurückgetretene ADAC-Chef Peter Mayer erklärte in dem Interview,<br />
das Bundesfinanzministerium kassiere „nicht nur die Airlines und ihre Kunden schamlos<br />
ab, sondern auch die Autofahrer“, was die „Welt am Sonntag“ zur Schlagzeile des Interviews<br />
machte. Online stellte „Die Welt“ ein Video von Welt TV neben das Interview. Darin<br />
spricht Thomas-Cook-Chef Peter Frankenhauser an, man könne als Hilfe für Ägypten „weniger<br />
Luftverkehrssteuer verlangen“. Eine der Interviewfragen lautete: „Wenn Sie alle mal einen<br />
Wunsch frei hätten, was würden Sie sich denn von der Bundesregierung sehnlich wünschen?“<br />
Darauf antwortete der Rewe-Touristik-Chef Norbert Fiebig: „Die Luftverkehrsabgabe muss<br />
weg.“ Thomas-Cook-Vorstand Peter Frankenhauser durfte schließlich loswerden, dass „alle<br />
mittlerweile auch im E-Commerce ganz gut aufgestellt“ seien. Eine andere Frage lautete:<br />
„Und was wünscht sich der ADAC?“<br />
Über das Treffen im Jahr 2012 berichtete Ernst August Ginten für das „Welt“-Schwesterblatt<br />
„Berliner Morgenpost“ online im Reiseressort. In dem Text wurde auch auf den „Welt-Tourismusgipfel“<br />
Bezug genommen: „Auf dem ‚Welt-Tourismusgipfel‘ zeigte sich ADAC-Präsident<br />
Peter Meyer optimistisch für die kommende Sommersaison. Viele Menschen ‚wollen sich richtig<br />
was gönnen‘, sagte Meyer der Morgenpost Online.“ Auch das Ergebnis einer ADAC-Umfrage<br />
wurde darin verbreitet: „Alle großen deutschen Reiseveranstalter melden kurz vor der weltgrößten<br />
Reisemesse, der ITB in Berlin, dass die Buchungen auf Vorjahresniveau liegen, oder<br />
sogar darüber. Vor allem Fernreisen sind bereits sehr gut gebucht. Nach ersten Ergebnissen des<br />
touristischen ADAC-Kundenmonitors, der repräsentativ die Reiseabsichten der ADAC-Mitglieder<br />
abfragt, wollen die Befragten in 2012 mehr reisen und auch für Urlaub mehr Geld ausgeben.“<br />
Auch hier sieht man, wie ein Medium, das mit einem Lobbyverband kooperiert, den Akteuren<br />
und Produkten der Branche ein Podium bietet. Kritisches kommt nicht zur Sprache, stattdessen<br />
ein Hinweis auf Dinge, die dem Verband ein Dorn im Auge sind, ein Hinweis auf die dennoch gut<br />
laufenden Geschäfte und das Aufbauen einer Stimmung, die regelrecht zum Konsum anregt.<br />
103 http://www.welt.de/wirtschaft/article13902299/Airlines-und-Autofahrer-werden-schamlos-abkassiert.html<br />
[abgerufen am 03.02.2016].<br />
<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />
71