OBS-Arbeitspapier
AP21_Lobby_final
AP21_Lobby_final
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Marvin Oppong<br />
Ausverkauf des Journalismus?<br />
Im Initiativkreis Ruhr sind die „Repräsentanten der führenden Wirtschaftsunternehmen sowie<br />
des öffentlichen Lebens zwischen Rhein und Ruhr“ versammelt. Zu den rund 70 Mitgliedern<br />
zählen unter anderem RWE, E.ON, Evonik, die Deutsche Bank, Siemens, ThyssenKrupp, Bayer-<br />
MaterialScience und BP. Auch die Grillo-Werke – Chef ist der Vorsitzende des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie Ulrich Grillo – sind vertreten ebenso wie die Industriegewerkschaft<br />
Bergbau, Chemie, Energie. Aus dem Medienbereich sind die Verlagsgruppe Handelsblatt, die<br />
Funke-Mediengruppe, die Brost-Stiftung und das Medienhaus Lensing Mitglieder. Geleitet<br />
wird der Initiativkreis Ruhr von einem „Moderator“ und einem „Co-Moderator“, die die Vollversammlung<br />
für die Dauer von zwei Jahren wählt. Moderator ist seit 2013 Evonik-Chef Klaus<br />
Engel, sein Vorgänger war der „WAZ“-Geschäftsführer und frühere SPD-Kanzleramtsminister<br />
Bodo Hombach.<br />
Initiativkreis-Pressesprecher Christian Icking teilte auf Anfrage mit: „Der Anstoß dazu,<br />
eine hochkarätige Plattform zur Belebung der Gründerkultur in der Region in Ergänzung zum<br />
Gründer gipfel des Landes und dem Gründerpreis NRW auszurichten, ging vom Initiativkreis<br />
Ruhr aus. Zur Realisierung dieser Plattform hat der Initiativkreis Ruhr einen Partner gesucht,<br />
dabei mehrere mögliche Veranstalter geprüft und im Anschluss an diesen Auswahlprozess das<br />
Frankfurter Allgemeine Forum mit der Umsetzung betraut.“ Auf die Frage, ob der Initiativ kreis<br />
Ruhr dafür bezahlt habe, Partner des „Gründer-Forums NRW“ zu sein, erklärt der Initiativkreis-Sprecher:<br />
„Über den Inhalt des Vertrags zum Gründer-Forum NRW haben sich die Initiativkreis<br />
Ruhr GmbH und das Frankfurter Allgemeine Forum zu beiderseitigem Stillschweigen<br />
verpflichtet.“ Icking bestätigt jedoch, dass sowohl die Entwicklung als auch die Umsetzung<br />
der Veranstaltung „in enger Zusammenarbeit des Initiativkreises Ruhr mit dem Frankfurter<br />
Allgemeine Forum erfolgt“ sei.<br />
Wie der Initiativkreis Ruhr in der Praxis Einfluss nimmt, zeigt sein „Energiepolitisches<br />
Papier“. 61 In dem Papier wird unter anderem ein „neues Design am Strommarkt“ gefordert,<br />
das die „Versorgungssicherheit in Deutschland“ garantiere. Die Energiewende dürfe „nicht<br />
an zu hohen Kosten scheitern“, so der Unternehmensverband. Den Prozess der kommenden<br />
Jahre „an marktwirtschaftlichen Prinzipien auszurichten“, erscheine als „zwingende Voraussetzung“.<br />
Im März 2014 übergab Initiativkreis-Moderator Klaus Engel das Papier Bundeswirtschaftsminister<br />
Sigmar Gabriel (SPD).<br />
Vorläufer des „Energiepolitischen Positionspapiers“ war das „Positionspapier Energiepolitik“.<br />
Mit diesem wandte sich der Initiativkreis Ruhr im März 2013 an die Landesregierung<br />
Nordrhein-Westfalen. Darin heißt es, die „Nutzung von unkonventionellem Erdgas“ – darunter<br />
ist das umstrittene Fracking zu verstehen – sollte „hierzulande nach besten ökologischen<br />
61 http://i-r.de/projekte/aktuelle-projekte/detail/energiepolitisches-positionspapier [abgerufen am 19.01.2016].<br />
48 <strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21