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OBS-Arbeitspapier

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Ausverkauf des Journalismus?<br />

Marvin Oppong<br />

von einem ,Tagesspiegel‘-Journalisten moderiert wird.“ Aus dem Programm der „Agenda“-<br />

Konferenz wird ersichtlich, dass verschiedenste Redakteure des „Tagesspiegels“ die Moderation<br />

der Veranstaltung übernahmen – z. B. Moritz Döbler, geschäftsführender Redakteur, oder<br />

Friedhard Teuffel, Ressortleiter Sport. Der Geschäftsführer des Verlags Der Tagesspiegel Florian<br />

Kranefuß verfasste in der Folge einen offenen Brief an Lobbycontrol. 43 Ende Januar 2015 gab es<br />

ein Treffen zwischen dem Verlag Der Tagesspiegel und Lobbycontrol.<br />

Gegenüber dem „medium magazin“ legte „Tagesspiegel“-Chefredakteur Stephan-Andreas<br />

Casdorff Wert auf die Feststellung, dass alle Sprecher, die er moderiert habe, vom Verlag eingeladen<br />

wurden und dafür nicht bezahlt hätten. 44 In Bezug auf die Trennung von Redaktion<br />

und Anzeigengeschäft erklärte Casdorff, der Verlag Der Tagesspiegel habe sich „an den Regeln<br />

des Deutschen Presserates orientiert.“ Es sei jedoch, räumt Casdorff ein, die „Frage, ob diese<br />

Regeln ausreichen“. Dennoch haben „Tagesspiegel“-Redaktion und -Verlag zunächst auf der<br />

Grundlage der Regeln, die ihr Chefredakteur ausdrücklich für womöglich unzureichend hält,<br />

agiert.<br />

Auch gegenüber newsroom.de verteidigte Casdorff die „Agenda“-Veranstaltung. 45 Casdorff<br />

bezeichnete diese als „Verlagskonzept“, das, so der Journalist, „journalistisch relevant und<br />

politisch hochinteressant ist für alle Politik-Entscheider“. Er wies auch die Vorwürfe zurück,<br />

dass Zeitungsanzeigen der Sponsoren im wöchentlichen „Agenda“-Teil des „Tagesspiegels“<br />

nicht klar als solche erkennbar waren. „Die Anzeigen sind durch Schrift, Form, Sponsorlogo<br />

usw. klar erkennbar gewesen und Verbände, die sich Redezeit kaufen wollten, hat der Verlag<br />

abgelehnt“, so Casdorff.<br />

„Die gesamte Veranstaltung richtete sich an politische Entscheider in Berlin“, erklärte<br />

VCI-Sprecher Manfred Ritz auf Anfrage in Bezug auf die Unterstützung des Fachforums „Grundstoffindustrie-Agenda<br />

2015“ der Veranstaltung „Agenda 2015“ durch seinen Verband. „Das<br />

Konzept bot die Möglichkeit, unsere Argumente an diese Zielgruppe im öffentlichen Raum zu<br />

adressieren“, erläuterte Ritz das Motiv seines Verbandes, Kooperationspartner zu werden. Im<br />

Fachforum Grundstoffindustrien der Veranstaltung, das sich der VCI mit der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl teilte, habe man zudem „als Redner den Hauptgeschäftsführer des VCI benennen“<br />

können. Wie der VCI auf Nachfrage dem Autor mitteilte, hat der Chemie-Lobbyverband „17.792<br />

Euro netto an den Verlag für das Fachforum bezahlt“. Als Gegenwert habe man erhalten:<br />

43 https://www.lobbycontrol.de/2014/12/agenda-2015-unsere-antwort-auf-den-offenen-brief-des-tagesspiegels/ [abgerufen am<br />

19.01.2016].<br />

44 http://www.presseportal.de/pm/66148/2917681 [abgerufen am 27.01.2016].<br />

45 https://www.newsroom.de/news/aktuelle-meldungen/vermischtes-3/tagesspiegel-chefredakteur-casdorff-verteidigt-lobbyistenveranstaltung-826098/<br />

[abgerufen am 19.01.2016].<br />

<strong>OBS</strong>-<strong>Arbeitspapier</strong> 21<br />

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