des Bezirks Oberbayern
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Ohne in eine Pflegestufe eingestuft worden zu sein, gilt dies auch für ältere Menschen mit nur noch<br />
eingeschränkten Fähigkeiten in den Alltagskompe tenzen, chronisch kranke oder behinderte Menschen,<br />
die alt werden, und ältere Menschen, die eine chronische Erkrankung oder eine Behinderung im Alter<br />
erwerben, ohne in eine Pflegestufe eingestuft worden zu sein. Diese Personenkreise bedürfen ebenso<br />
unserer besonderen Aufmerksamkeit wie der Personenkreis der Pflegebedürftigen oder der Menschen,<br />
die an Demenz erkrankt sind. Alle Personengruppen werden die Entwicklung der Gesellschaft sowohl<br />
hinsichtlich der Altersstruktur als auch unter dem Gesichtspunkt der Anforderungen, die sich aus dem<br />
unterschiedlich beginnenden und steigenden pflegerischen Unterstützungsbedarf ergeben, nachhaltig<br />
prägen und verändern.<br />
Diese prognostizierte Entwicklung der pflegerische Versorgung älterer Menschen ist eine Herausforderung,<br />
die nur gesamtgesellschaftlich und durch das Zusammenwirken aller beteiligten Insti tutionen<br />
bewältigt werden kann. Um eine lückenlose, qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung zu schaffen,<br />
müssen die strukturellen Voraussetzungen geschaffen und die erforderlichen Maßnahmen ergriffen<br />
werden. 66<br />
Eine Folge <strong>des</strong> demografischen Wandels wird eine Überalterung der Gesellschaft sein. In zunehmendem<br />
Maße werden auch ältere Menschen mit eingeschränkten Alltagskompetenzen und Menschen mit<br />
körper lichen, geistigen und/oder seelischen Behinderungen oder ältere Menschen mit einer seelischen<br />
Erkrankung oder Sucht erkrankung Teil dieser Gesamtgruppe werden. Diese wird sie sich nicht nur der<br />
Lebens erwartung der Bevölkerung angleichen, sondern im hohen Alter auch dieselben Risiken zu erwarten<br />
haben. Ältere Menschen wollen, trotz ihrer Einschrän kungen, möglichst ihrem bisher gewohnten<br />
Wohn- und Lebensumfeld in Würde alt werden. Die Gruppe der älteren Menschen wird sich im Hinblick<br />
auf Lebensstile und -formen immer weiter ausdifferenzieren.<br />
Pflege<br />
Die Bedeutung der Lebensphase „Alter“ wird sich nicht allein an der Anzahl älterer Menschen orientieren,<br />
sondern auch daran, dass ältere Menschen die Entwicklungen in der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten<br />
– auch inhaltlich und zu Recht – entscheidend mit beeinflussen. Wie würdevoll in Zukunft mit<br />
dem Thema Alter umgegangen wird, hängt in erheblichem Maße von der differenzierten Betrachtung<br />
und Auseinandersetzung mit den verschiedenen Altersbildern ab. Die in unserer Gesellschaft derzeit<br />
noch dominierenden Vorstellungen werden der Vielfalt <strong>des</strong> Alters und <strong>des</strong> Alterns oftmals nicht gerecht.<br />
Es wird mehr ältere Menschen, mehr Menschen im Ruhestand, mehr hochbetagte Menschen, mehr allein<br />
lebende Menschen und mehr Menschen mit unterschiedlichen Ausprägungen von Behinderungen und<br />
Beeinträchtigungen/Erkrankungen bei unklarer Entwicklung der jeweiligen Bedarfe geben. Das Thema<br />
alternde Eltern von Kindern mit Behinderungen gewinnt dabei ebenfalls an Bedeutung, da diese Personengruppe<br />
aufgrund ihrer eigenen körperlichen Verfassung nicht mehr in der Lage sein wird, die Betreuung<br />
und Pflege ihrer älter werdenden erwachsenen Kinder weiterhin zu übernehmen.<br />
Die Prinzipien der Normalisierung, Selbstbestimmung, Eigenständigkeit, Individualität und Inklusion<br />
müssen sich auch und gerade in der Gestaltung der Lebensverhältnisse und der Hilfeangebote für diese<br />
vielfältigen Altersbilder widerspiegeln. Die besonderen Hilfebedarfe sind auf die verän derten Lebenssituationen<br />
zu beziehen.<br />
Für den Bezirk <strong>Oberbayern</strong> ergibt sich somit die Notwendigkeit, die zu gewährenden Leistungen im<br />
Rahmen seines Zuständigkeitsbereiches und der gesetzlichen Vorgaben zu prüfen und Spielräume<br />
aus zunutzen. Aber auch Ansätze und Konzepte sind zu entwickeln, die darauf ausgerichtet sind, die<br />
jeweiligen Ansprüche, Wünsche und Bedarfe älterer Menschen aus den verschiedenen Altersbildern<br />
zu erkennen und zu unterstützen. Nur so lassen sich effiziente, passgenaue, aber auch flexible Leistun <br />
gen erbringen.<br />
66<br />
Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern; Kurzversion. Bayerisches Staatsministerium<br />
für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (www.stmas.bayern.de/sozialpolitik/sozialbericht/zweiter-bericht.php<br />
(Stand 25.08.2015)<br />
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