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AiB 6 | <strong>2016</strong> Modell für mehr Rente aktuelles<br />
Welche Rentenkürzung kann<br />
man ausgleichen?<br />
Nur Rentenkürzungen, die sich auf die Renten-Abschläge<br />
beziehen, können ausgeglichen<br />
werden. Wer vorzeitig in Rente geht, muss<br />
meist mit drei Rentenkürzungen leben:<br />
1. Die allgemeine Senkung der Renten: Das<br />
Rentenniveau für Neurentner sinkt so, wie<br />
es der Gesetzgeber beschlossen hat. In den<br />
50er Jahren wollte er mit der gesetzlichen<br />
Rente den Lebensstandard sichern. Dieses<br />
Ziel wurde aufgegeben. Die durchschnittlich<br />
ausgezahlte Monatsrente lag für Neurentner<br />
2014 gerade mal bei 980 € für Männer im<br />
Westen und für Frauen noch viel geringer. 2<br />
Die Renten sollen weiter sinken. 2030 soll<br />
die gesetzliche Rente nach 45 Beitragsjahren<br />
nur noch 43 % des bisherigen individuellen<br />
Durchschnittseinkommens erreichen.<br />
2. Weniger Beiträge: Wer vorzeitig in Rente<br />
geht, erhält ab diesem Zeitpunkt eine geminderte<br />
Rente, zahlt aber nichts mehr ein.<br />
So fehlen Beiträge und Beitragszeiten.<br />
3. Abschläge: Für jeden Monat, den man<br />
vorzeitig in Rente geht, wird die Rente um<br />
0,3 % gekürzt. Ein Leben lang! Einmal Abschlag,<br />
immer Abschlag. Das gilt auch für<br />
die Hinterbliebenenrenten.<br />
Wegen dieser drei Kürzungen müssen viele<br />
auf den vorzeitigen Ruhestand verzichten. Es<br />
sei denn, sie kaufen sich von Renten-Abschlägen<br />
frei. Dann entfällt die dritte Kürzung.<br />
Aber wer in hohem Arbeitsalter unfreiwillig<br />
seine Arbeitsstelle verliert, hat keine Wahl<br />
und muss oft vorzeitig in Rente.<br />
Früher in Rente ohne Abschlag<br />
Ohne Abschläge können derzeit nur noch<br />
zwei Gruppen vor dem gesetzlichen Rentenalter<br />
in den Ruhestand gehen:<br />
Schwerbehinderte Versicherte mit einem<br />
Grad der Behinderung (GdB) von mindestens<br />
50. Und besonders langjährig Versicherte, die<br />
45 Jahre mit Pflichtbeiträgen und Zeiten der<br />
Kindererziehung bis zum zehnten Lebensjahr<br />
des Kindes erreichen. Bei diesen beiden Altersrenten<br />
ist ein Rentenbezug mit etwa 63<br />
Jahren möglich; allerdings steigt für beide<br />
Gruppen mit jedem neuen Jahrgang die Rentengrenze<br />
an.<br />
Aber: Schwerbehinderte können mit gut 60<br />
Jahren und einigen Monaten in Rente gehen –<br />
mit Abschlägen. Gleichen sie diese durch Zahlung<br />
aus, ist auch weiter eine Rente mit 60 und<br />
x Monaten (je nach Geburtsjahrgang) ohne<br />
Abschläge möglich.<br />
}}<br />
Wie Abschläge verhindern oder verringern?<br />
Erhält die Rentenversicherung eine Ausgleichszahlung,<br />
wird die Altersrente erhöht und Renten-Abschläge<br />
werden gestrichen. Ein Beispiel:<br />
··<br />
Ein Versicherter würde eine gesetzliche Altersrente<br />
von 1.000 € erhalten.<br />
··<br />
Er möchte jedoch 24 Monate früher in Rente<br />
gehen.<br />
··<br />
Sein Anspruch von 1.000 € Rente wird dann<br />
gekürzt: 0,3 % x 24 Monate = 7,2 %.<br />
··<br />
Ein Abschlag von 7,2 % bedeutet 72 € weniger<br />
Rente monatlich.<br />
··<br />
Um den Abschlag von 72 € pro Monat auszugleichen,<br />
muss er zurzeit circa 18.100 €<br />
als Ausgleich einzahlen.<br />
··<br />
Zahlt er nur 10.000 € ein und nicht 18.100 €,<br />
bekommt er eine höhere Rente von circa<br />
40 € monatlich (jährlich circa 480 €).<br />
Für Einzahlungen bekommt man also lebenslang<br />
knapp 5 % pro Jahr ausgezahlt. Wer<br />
Gelder aus einer Abfindung nützt, muss auf<br />
Grund der Steuervorteile weniger aufbringen,<br />
siehe Kapitel »Steuerliche Vorteile«. Dann erhöht<br />
sich auch die »Rendite«.<br />
Die DRV legt halbjährlich die Höhe der<br />
notwendigen Ausgleichzahlungen fest und veröffentlicht<br />
sie in einer Tabelle 3 :<br />
}}<br />
Welche Vorteile haben Ausgleichszahlungen?<br />
··<br />
Die eigene Rente steigt sofort.<br />
··<br />
Künftige Renten-Erhöhungen fallen höher<br />
aus, weil diese immer prozentual berechnet<br />
werden.<br />
··<br />
Die Hinterbliebenenrente erhöht sich indirekt,<br />
weil diese ebenfalls prozentual aus der<br />
Rente des Verstorbenen berechnet wird.<br />
··<br />
Ausgleichszahlungen bringen lukrative<br />
Steuer- und Rendite-Vorteile. Siehe Kapitel<br />
»Steuerliche Vorteile«.<br />
}}<br />
Kann man die Regel-Altersrente mit Ausgleichszahlungen<br />
erhöhen?<br />
2 Nakielski, AiB 12/2015, S. 22. 3 www.deutsche-rentenversicherung.de/BayernSued/de/<br />
Navigation/5_Services/03_Broschueren_Magazine/Zahlen_<br />
und_Tabellen/Zahlen_und_Tabellen_node.html<br />
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