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AiB 6 | <strong>2016</strong> Geschäft mit strengen Auflagen aktuelles<br />

nehmerrechte zur Voraussetzung für das Zustandekommen<br />

des Verkaufs an Edeka macht.<br />

Gefahr für Edeka-Filialen?<br />

»Dass für einen<br />

Unternehmensverkauf<br />

die<br />

Beschäftigungssicherung<br />

zur<br />

Auflage gemacht<br />

wird, ist ein<br />

arbeitsrecht liches<br />

Unikum.«<br />

WOLFGANG DÄUBLER<br />

Beim Berliner KT-Ableger Kaiser’s erkennt<br />

der Betriebsratsvorsitzende Volker Bohne allerdings<br />

Risiken. Es sei zwar gut, wenn die<br />

Kaiser’s-Filialen und die dort Beschäftigten<br />

für die kommenden fünf Jahre plus zwei Jahre<br />

Nachwirkung Sicherheit hätten. »Aber Edeka<br />

kann eigene Märkte schließen, um das Filialnetz<br />

in Berlin insgesamt zu verkleinern.« Da<br />

in etlichen Stadtteilen Berlins Kaiser’s- und<br />

Edeka-Märkte nahe beieinander liegen, ist dieser<br />

Aspekt nicht unwichtig. Denn bei Edeka<br />

sind Tarifbindung und Wahrnehmung der Mitbestimmungsrechte<br />

längst nicht so tief verankert<br />

wie bei KT. Besonders schlecht sieht es<br />

in dieser Hinsicht bei den privat betriebenen<br />

Edeka-Märkten aus. Häufig wurden die in der<br />

Vergangenheit von früheren Filialleiter/innen<br />

als selbständige Kaufleute übernommen, wobei<br />

Edeka die Verkaufsräume vermietet, Kredite<br />

gewährt und die Waren liefert. Angesichts<br />

der doch recht reglementierten Selbständigkeit<br />

nutzen viele dieser Supermarktchefs den<br />

Personalbereich als einzigen Gestaltungsbereich,<br />

der ihnen bleibt. Konkret heißt das, unter<br />

Tarif zu bezahlen, viele Teilzeitkräfte und<br />

geringfügig Beschäftigte einzustellen sowie<br />

Betriebsräte nach Möglichkeit zu unterbinden.<br />

Die Gewerkschaft ver.di hat vor einigen Jahren<br />

im Rahmen einer Edeka-Initiative Beispiele für<br />

miserable Arbeitsbedingungen in privatisierten<br />

Filialen der Nummer Eins im bundesdeutschen<br />

Lebensmitteleinzelhandel veröffentlicht.<br />

Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />

Die Sorge vor dieser Art von »Privatisierung«<br />

brachte auch die rund 16.000 KT-Beschäftigten,<br />

ihre Betriebsräte und ver.di anfangs gemeinsam<br />

gegen den Verkauf an Edeka auf. Als<br />

der KT-Geschäftsführer und persönlich haftende<br />

Gesellschafter Karl-Erivan Haub am 7. Oktober<br />

2014 den KT-Verkauf an Edeka zum<br />

30. Juni des Folgejahres ankündigte, da hatte<br />

die Belegschaft bereits seit drei Jahren auf einen<br />

Teil des Urlaubs- und des Weihnachtsgeldes<br />

verzichtet, um der defizitären Supermarktkette<br />

auf die Beine zu helfen.<br />

»Ab 2013 galt erstmals wieder der reguläre<br />

Entgelttarifvertrag – und nun sollten wir an<br />

Edeka verkauft werden und damit womöglich<br />

vollständig aus der Tarifbindung fallen«, erklärte<br />

Anfang 2015 der bayerische KT-Betriebsratsvorsitzende<br />

Manfred Schick gegenüber ver.di-<br />

Publik. Und die Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />

Janetta Jöckertitz wies damals ebenfalls auf das<br />

Hauptproblem des Verkaufes hin: Edeka stehe<br />

für Filial-Privatisierungen, was Tarifflucht und<br />

Aushebelung der Mitbestimmung bedeute.<br />

Edekas Marktmacht wächst weiter<br />

Im März 2015 untersagte das Bundeskartellamt<br />

allerdings den Verkauf von KT an Edeka;<br />

die Monopolkommission schloss sich bald darauf<br />

diesem Votum an. Zwar beträgt der Marktanteil<br />

von Kaiser’s-Tengelmann nach Aussage<br />

von Geschäftsführer Haub bundesweit nur<br />

rund 0,6 Prozent. Doch da das Unternehmen<br />

ausschließlich in München/Oberbayern, Berlin<br />

und im Rheinland vertreten ist, liegen die<br />

Marktanteile und die Bedeutung der Supermarktkette<br />

für den Arbeitsmarkt wie für die<br />

Verbraucher/innen in diesen Regionen weitaus<br />

höher. Edeka wiederum ist seit längerem<br />

die Nummer Eins im deutschen Lebensmittelhandel<br />

– und hat in den vergangenen Jahren<br />

permanent bestehende Supermarktketten wie<br />

Spar Deutschland, Neukauf oder Reichelt aufgekauft.<br />

Auch KT-Eigentümer Haub hatte bereits<br />

vor einigen Jahren Teile seiner Discounterkette<br />

Plus an Edeka veräußert. Inzwischen<br />

ist der Discounter in der Edeka eigenen Kette<br />

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