Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44<br />
In Ostafrika, wo <strong>Ziegen</strong> nach oberflächlicher Betrachtung häufig für die Zerstörung der Vege-<br />
tation und für die Förderung von Erosion verantwortlich gemacht werden, hat man nachge-<br />
wiesen, dass sie aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit selbst solche Flächen<br />
noch nützen können, wo schon Rind und Schaf durch Überbeweidung ihre eigene Futter-<br />
grundlage zerstört haben; dort fördert jede weitere Beweidung allerdings die Erosion (Zu-<br />
sammenstellung von Forschungsergebnissen bei RUBRUCK 1993, S. 47 ff.). Auf reinen Zie-<br />
genweiden kann die Regeneration des Pflanzenbewuchses hingegen um 27 % höher sein als<br />
auf reinen Schafweiden (ebd.). Das einseitige Fressverhalten von Rindern kann wohl auf<br />
Busch/Grasweiden die Bodenvegetation schwächen und zu Erosion führen, nicht aber die<br />
selektive Nahrungssuche der <strong>Ziegen</strong> (ebd.). <strong>Schafe</strong> fressen die Vegetation eher kurz ab, was<br />
in Kombination mit den scharfen Tritten einer vielköpfigen Herde – einer Trippelwalze ver-<br />
gleichbar – ganz bestimmte Pflanzen begünstigt, nämlich (BROGGI & GEORG 1984): Pflanzen<br />
mit Dornen, Stacheln oder Borstenhaaren, Pflanzen mit scharfem oder bitterem Geschmack<br />
sowie giftige Pflanzen, Rosettenwuchs, harte, zellulosereiche Pflanzen und schnell wachsende<br />
Pflanzen mit generativer Vermehrung. Überbestoßung alpiner Schafweiden führt daher zu<br />
Kurzrasen mit reichem Rosettenpflanzenbestand, wobei trockene Böden vergleichsweise ar-<br />
tenreicher bleiben (ebd.). Nach BROGGI & GEORG denaturiert eine Viehweide, wenn sie für<br />
mehrere Jahre als intensiv bestoßene Stand-Schafweide dient.<br />
Für gleichmäßiges Abweiden von Wiesenvegetation ohne Laubgehölze sind <strong>Ziegen</strong> deutlich<br />
schlechter geeignet als Rinder oder <strong>Schafe</strong>: bei freiem Weidegang verweilen sie nie lange bei<br />
derselben Pflanzenart, sondern wechseln schon nach wenigen Bissen zur nächsten. Dass die<br />
Bissengröße bei der Aufnahme von Buschvegetation größer sei als beim Beweiden von Kräu-<br />
tern (PAPACHRISTOU & NASTIS 1992) konnte nur dort bestätigt werden, wo die Wiesenvegeta-<br />
tion schon vorher von Rindern stark abgeweidet worden war. Von ausgewachsenen krautigen<br />
Wiesenpflanzen reißen <strong>Ziegen</strong> etwa gleich lange Stücke ab, wie von Sträuchern. <strong>Ziegen</strong> su-<br />
chen auf Wiesen am liebsten solche Stellen auf, wo sie nicht bis zum Boden fressen müssen –<br />
das unterscheidet sie gravierend von <strong>Schafe</strong>n, die immer wieder auf einmal abgefressene,<br />
nachwachsende Gräser zurückkehren (Foto 3.5.). Auf Futterwiesen gelten <strong>Ziegen</strong> daher zu<br />
recht als verschwenderisch. Dies ist bei heimischen Laubgehölzen nicht der Fall: um solche<br />
zu erreichen, können <strong>Ziegen</strong> überraschend erfinderisch sein. Die fakultative Bipedie (Foto<br />
3.6.) ist nur eine der Möglichkeiten (vgl. Kapitel 4). SCHRÖDER (1995) fand fakultative Bipe-<br />
die von Burenziegen signifikant länger ausgeübt als von Kaschmir- und Edelziegen.