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Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria

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brachte Wertschätzung wieder. Eine davon ist das internationale Abkommen zur Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt, dem sich auch Österreich verpflichtet hat. Es dokumentiert die<br />

Gleichwertigkeit von natürlichen und kulturell geschaffenen Arten und <strong>Rassen</strong> als kulturelles<br />

Erbe und als genetische Ressource für künftige Nutzungen. Man hat erkannt, dass die biologi-<br />

sche Vielfalt bei Haustieren, die sowohl als Artenvielfalt, wie auch als genetische Variabilität<br />

aufzufassen ist, einen maßgeblichen Faktor für die Stabilität von Agro-Ökosystemen bildet<br />

(vgl. BERTAGLIA 2004).<br />

Der Schutz alter Haustierrassen ist ein Bekenntnis unserer Gesellschaft, das sich nicht nur in<br />

Förderungen ausdrückt. Und trotzdem bedrohen neben wirtschaftlichen Nutzungskontrover-<br />

sen auch solche Interessen das Fortbestehen alter <strong>Rassen</strong>, die als einseitiges Naturschutzver-<br />

ständnis interpretiert werden können. Gerade Pinzgau und Pongau sind reich an diesbezügli-<br />

chem Konfliktpotential: Mit dem Nationalpark Hohe Tauern stehen wohl Förderungsmittel<br />

zur Erhaltung alter Haustierrassen zur Verfügung, aber nur Alpungsprämien für das Pinzgauer<br />

Rind, keine für alte <strong>Rassen</strong> kleiner Hauswiederkäuer! Würden nicht einmal mehr Rinder auf<br />

die Almen des Nationalparks aufgetrieben, dann würde eine der Hauptattraktionen des Frem-<br />

denverkehrs, die reizvolle Kulturlandschaft, als potentielles Kapital für den Nationalpark<br />

(SCHÖRKMAIER 1995) verloren gehen. Ohne kleine Wiederkäuer aber muss entweder der<br />

Landschaftspfleger schwendtend eingreifen oder Verbuschungen, denen das Rind nicht an<br />

mag, breiten sich allmählich aus und führen zur „paradoxen Überstoßung“ (RIEDL 1983). Da<br />

wäre es doch nur vernünftig, dieser Verwilderung der Almlandschaft mittels alter heimischer,<br />

vom Aussterben bedrohter <strong>Ziegen</strong>- und Schafrassen beizukommen, zu deren Überleben und<br />

Artenschutz der Nationalpark publikumswirksam beitragen könnte!<br />

Gleich daneben, in der Kernzone und in Sonderschutzgebieten geht es aber nach den Bestim-<br />

mungen der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources)<br />

um die Bewahrung oder Rückkehr von Wildnis (ALLIANCE FOR NATURE 1990). Das schließt<br />

besonders die Wiedereinbürgerung von Großcarnivoren ein, ungeachtet dessen, ob dieses<br />

Schutzgebiet als Lebensraum ausreicht, und ungeachtet der Verträglichkeit mit den landwirt-<br />

schaftlichen Nutzungen außerhalb. Die Wiedereinbürgerung des Bartgeiers (ZINK 2004) lässt<br />

sich noch gut mit der Anwesenheit von Weidetieren vereinbaren; als Aasfresser profitiert er<br />

von verunglückten Tieren, wobei aber alte Bergbauern noch erzählen, sie hätten in ihrer Ju-<br />

gend den „Lämmergeier“ dabei beobachtet, wie er so plötzlich über jungen Schaflämmern<br />

erschienen ist, dass diese vor Panik abgestürzt seien.

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