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Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria

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An heimischen Bergziegen konnte ferner der an <strong>Ziegen</strong> in Nordtunesien gefundene deutliche<br />

<strong>Alte</strong>rsunterschied im Weideverhalten (SCHEURMANN et al. 1980) bestätigt werden: dort nutz-<br />

ten die Kitze ein weitaus breiteres Futterpflanzenspektrum als die Adulten, deren Nahrung in<br />

jedem Weidegebiet nur aus wenigen Arten bestand, von Gebiet zu Gebiet aber wechselte. An<br />

Tauernschecken, Pinzgauer und Pfauenziegen konnte die Autorin beobachten, dass die Kitze<br />

nektarhältige Blüten, allen voran Löwenzahnarten, in weit größerem Ausmaß fraßen als die<br />

Erwachsenen. Pflanzen, deren Aufnahme offensichtlich eigener Techniken bedarf, wie zum<br />

Beispiel Brenn-Nesseln, wurden überwiegend von mehrjährigen <strong>Ziegen</strong> gefressen. Sie erfass-<br />

ten dabei die Pflanze in mittlerer Höhe von der Unterseite der Blätter her und fraßen nach<br />

oben zur Triebspitze. Von dieser Seite kann das Abfeuern der Nesselzellen weitgehend ver-<br />

hindert werden. Einzelne Kitze beherrschten diese Technik schon mit vier Monaten. Auf Mut-<br />

terziegenweiden fressen die Kitze oft nahe am Maul der Mutter (Foto 3.7.) und lernen auf<br />

diese Weise, was bekömmlich ist. Von <strong>Schafe</strong>n weiß man, dass Jungtiere neue Futterarten<br />

rascher ausprobieren als ältere (LYNCH et al. 1992). Dass das Wiederfinden von Futterplätzen<br />

auf räumlichem Gedächtnis und kurzfristigem Lernen beruht, haben DUMONT& PETIT (1998)<br />

für <strong>Schafe</strong> gezeigt. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass <strong>Ziegen</strong> nicht mindestens gleich<br />

gute Merkfähigkeit besitzen.<br />

Die Zugehörigkeit zu verschiedenen Äsungstypen von Ziege und Schaf wird dort besonders<br />

deutlich, wo beide gemeinsam weiden (s. auch Kapitel 4): In den flacheren, Kraut/Gras be-<br />

wachsenen Bereichen der Alm fressen bevorzugt die <strong>Schafe</strong>, während die <strong>Ziegen</strong> stets in die<br />

steileren Hänge zu lichten Sträuchern und Büschen streben, wo sie ein breiteres Spektrum an<br />

Nahrungspflanzen vorfinden. Nach KREHL (1998) zeigen <strong>Schafe</strong> und <strong>Ziegen</strong> auf Gemein-<br />

schaftsweiden ihre spezifischen Futterpräferenzen noch deutlicher (s. o.). Schon SAFFERT<br />

(1921) gab dazu an: „Die <strong>Ziegen</strong> nützen meist jene Teile der Kuh- und Galtviehalpen aus, wo<br />

das Rindvieh wegen der steilen Lage nicht mehr hin kann, in das Gebiet der Schafalpen stei-<br />

gen sie nicht gern empor.“ (S. 7). Ziege und Schaf sind keine Nahrungskonkurrenten, sondern<br />

ergänzen einander in der Nutzung des natürlichen Nahrungsangebotes von Almen. Aus Sicht<br />

der Landwirtschaft veredeln sie damit die nicht anderweitig nutzbaren Flächen in Ungunstla-<br />

gen; aus Sicht des Naturschutzes eignen sie sich miteinander ideal zur Pflege ebendieser Kul-<br />

turlandschaften.<br />

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