O+P Fluidtechnik 10/2016
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chen Intelligenz. Da ist derzeit nicht alles fertig, eine sichere Methodik, vorausschauend<br />
Fehler zu erkennen, ist noch nicht verfügbar. Doch wir sollten damit rechnen, dass hier<br />
demnächst neue Lösungen am Markt erscheinen.<br />
Dr. M. Richter: Die Vorverarbeitung von CM-Daten in den Geräten der <strong>Fluidtechnik</strong><br />
sehe ich als sinnvolle Entwicklung, welche die Arbeit der Maschinenbauer unterstützt<br />
und die Echtzeitübertragung aller Rohdaten vermeidet. Die Datenvorverarbeitung<br />
kann ein modulares Diagnosesystem einer Großanlage vereinfachen. Ich<br />
glaube aber nicht, dass man CM für eine Großanlage nur mit vorverarbeiteten<br />
Signalen aus Komponenten gestalten kann. Wenn wir identische Pressen haben,<br />
erleben wir, dass sie bei dem einen Kunden halten und beim anderen Defekte<br />
auftreten. Da spielt das Lastkollektiv im Betrieb eine große Rolle. Als Maschinenhersteller<br />
verstehen wir solche Informationen und können sie auswerten, wenn uns<br />
der Kunde die Daten dazu gibt.<br />
Solange die <strong>Fluidtechnik</strong>er CM und<br />
Diagnose bei ihren Geräten<br />
anbieten und vorverarbeitete<br />
Daten für weitere Analysen zur<br />
Verfügung stellen, ist dies bei den<br />
Maschinenherstellern sicherlich<br />
willkommen. Ändert sich die<br />
Situation, wenn die <strong>Fluidtechnik</strong>er<br />
Diagnose mit Hilfe intelligenter<br />
Messdaten-Analytics für funktionsrelevante<br />
Teilsysteme einer<br />
Maschine oder Anlage anbieten,<br />
beispielsweise der vorhin<br />
erwähnte Antriebsstrang einer<br />
Windenergieanlage oder das<br />
Antriebssystem für eine<br />
Förderanlage?<br />
Dr. T. Torikka: Nein, es wird nicht die gesamte Maschine überwacht. Wir überwachen<br />
die Subsysteme mit ihren hydraulischen Komponenten, aber nicht die komplette<br />
Maschine. Wir arbeiten mit den Anlagenbauern und den Endkunden eng zusammen<br />
und stehen nicht in Konkurrenz zu ihnen.<br />
Dr. J. Bredau: Das möchte ich unterstreichen. Wenn wir ein funktionsrelevantes<br />
Subsystem analysieren, dann stehen wir noch lange nicht in Konkurrenz zu einem<br />
Maschinenbauer. CM, PdM erfordert auch ein anderes Businessdenken als früher. Es<br />
gibt häufig eine Kooperation von Komponenten- und Maschinenhersteller sowie dem<br />
Endanwender; denn Applikationswissen gehört immer zu einer guten Lösung.<br />
R. C. Krähling: Der Wettbewerb besteht meines Erachtens nicht zwischen dem<br />
Maschinenbauer und der <strong>Fluidtechnik</strong> als Zulieferer, diese sind vielmehr Partner.<br />
Konkurrenz entsteht, wo Maschinendaten anderen Firmen zugänglich sind, die daraus<br />
Geschäftsmodelle entwickeln können und einen Zugang zum Endkunden haben. Dies<br />
trifft insbesondere auf IT-Unternehmen, wie Google, Facebook oder SAP zu, die in<br />
eigene Lösungen für web-basierte Datenverarbeitung investiert haben.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Echte PdM-Systeme sind in der<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> bisher praktisch kaum<br />
realisiert. Was sind die wichtigsten<br />
Hindernisse? Sind die Verschleißund<br />
Alterungsmechanismen nicht<br />
hinreichend bekannt oder nicht<br />
ausreichend in mathematischen<br />
Modellen beschrieben?<br />
Prof. S. Helduser: Fassen wir kurz zusammen: Stand der Technik bei hydraulischen<br />
und pneumatischen Systemen sind erste CM-Lösungen auf Komponenten- und<br />
Maschinenebene. Die Verarbeitung/Analyse der CM-Daten zu Informationen für Diagnose<br />
und Wartung erfolgt sowohl in der Feldebene, in Komponenten und Subsystemen<br />
mit Onboard-Elektronik (Ventilinseln, Regelpumpen oder kleine Controllen) als auch<br />
in der Maschinensteuerung. Vorteilhaft erscheint in vielen Fällen der Einsatz eines<br />
parallelen Rechnerns, was bei großen Anlagen und cloudbasierten Diagnosesystemen<br />
bereits Standard ist.<br />
F. Fritz: Für die Vakuumtechnik fehlen schlichtweg noch die Modelle der einzelnen<br />
Komponenten. Die Gründe sind vielfältig. Die Komplexität der Verschleißeigenschaften,<br />
der Materialeigenschaften sowie der Umgebungsbedingungen und unterschiedlichen<br />
Störeinflüsse ist enorm für rein physik-basierte Modelle. Für empirische Modelle fehlen<br />
uns bisher die Daten aus dem Feld. Zwar gibt es seit vielen Jahren eine entsprechende<br />
Funktionalität in unseren Komponenten, aber die Daten wurden nie gespeichert und<br />
nie analysiert, um daraus ein Modell abzuleiten, auch weil die Infrastruktur dafür<br />
nicht vorhanden war. Aber genau diesen Ansatz verfolgen wir zurzeit. Bei aktuellen<br />
Lebensdauertests unserer Komponenten suchen wir Korrelationen zwischen den verschiedenen<br />
Ein- und Ausgangsparametern. Die Untersuchungen beschränken sich<br />
nicht nur auf Laborversuche, denn dabei fehlen vielleicht wichtige Störeinflüsse aus<br />
den zugehörigen Prozessen, sie umfassen auch Tests mit ausgewählten Kunden und<br />
Partnern. Wir speichern alle Daten, wir produzieren erst einmal ein gewaltiges Datenvolumen<br />
(Big Data) und analysieren dieses im Nachgang mit dem Ziel, ein Vorhersagemodell<br />
abzuleiten.<br />
20 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>