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Medien- und Massenkommunikation: Begriffe und Modelle

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http://www.mediaculture-online.de<br />

Repräsentation verschont. Das Internet kann als Hybridmedium sämtliche kommunikative<br />

Funktionen vereinnahmen, hat sich bislang eher als Informations- <strong>und</strong> Austauschmedium<br />

durchgesetzt, aber löst zugleich traditionelle Formen mündlicher Kommunikation ab <strong>und</strong><br />

erweitert sie. Die Kernfunktionen der Massenmedien, etwa die von Zeitung, Radio <strong>und</strong><br />

Fernsehen, hinsichtlich aktueller Information <strong>und</strong> populärer Unterhaltung könnte es<br />

technisch auch usurpieren, hat sie jedoch in der breiten Nutzung noch kaum angetastet<br />

<strong>und</strong> wird sie wohl auch nicht in absehbarer Zeit. Gleichwohl gilt der Trend, dass <strong>Medien</strong><br />

immer mehr <strong>und</strong> komplexere kommunikative Funktionen übernehmen, so dass sich immer<br />

schwerer trennen lässt, welche Eigenschafts- <strong>und</strong> Funktionszuschreibungen für das<br />

jeweilige Medium vorrangig sind. Letztlich entscheiden darüber die unterschiedlichen <strong>und</strong><br />

mit der Entwicklung auch wechselnden Nutzungsgewohnheiten.<br />

4.6. Der systemische <strong>Medien</strong>begriff<br />

Einen theoretischer Ausweg aus diesem real verursachten, aber theoretisch zugespitzten<br />

Definitionswirrwarr sehen viele zeitgenössische Betrachtungen nur noch darin, den<br />

<strong>Medien</strong>begriff so auszudehnen, wie überhaupt menschliche Erkenntnis reicht (<strong>und</strong> sie<br />

nähern sich damit dem eingangs aufgeführten universalen <strong>Medien</strong>begriff an): Die einen<br />

argumentieren von einer medien- <strong>und</strong> technikkritischen Haltung aus – der Semiotiker <strong>und</strong><br />

Kulturkritiker Umberto Eco (1986) nennt sie die “Apokalyptiker” –, <strong>und</strong> sie sehen die<br />

Wirklichkeit weitgehend oder schon gänzlich mediatisiert, die “virtuelle Realität” mithin<br />

schon als realer an als die wirkliche. Eingangs sind sie als “kulturwissenschaftliche<br />

<strong>Medien</strong>theorien” bereits skizziert (Kloock/Spahr 2000; Engell u. a. 1999) oder als<br />

unwissenschaftliche “Pseudotheorien” abgewertet worden (Faulstich 2002b, 26ff). Die<br />

anderen verbreiten eher Technik- <strong>und</strong> <strong>Medien</strong>euphorie <strong>und</strong> prophezeien deren<br />

ungeahnten Potenziale, mit denen sich die natürlichen Begrenztheiten des Menschen<br />

überwinden lassen <strong>und</strong> die Individuen selbst Teile von <strong>Medien</strong>systemen werden.<br />

So prangert etwa der <strong>Medien</strong>designer Nobert Bolz (1995) bedenkenlos den historisch<br />

mühsam errungenen “Humanismus” als zentrales Hemmnis für die erforderliche<br />

Modernisierung an <strong>und</strong> fordert für die Zukunft ein “antihumanistisches Menschenbild”,<br />

ohne dass er hinreichend expliziert, was er darunter versteht, auch ohne dass er erst<br />

recht gründlich bedenkt, was ein solches Postulat in einer durchaus nicht humanen Welt<br />

anrichten könnte. Umgekehrt verdächtigt der Dortm<strong>und</strong>er Kommunikationswissenschaftler<br />

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