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Medien- und Massenkommunikation: Begriffe und Modelle

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illustrative Komponenten, etwa verfügbare Symbole <strong>und</strong> Piktogramme, in die<br />

elektronischen Texte.<br />

– Mündliche Kommunikation von unterschiedlichen Orten aus, aber bei identischer Zeit<br />

wie am Telefon einerseits, im Hörfunk andererseits, übermittelt alle zusätzlichen<br />

akustischen Kommunikationselemente, spart jedoch die visuellen aus. Daher sind<br />

rückversichernde, rekursive oder meta-kommunikative Red<strong>und</strong>anzen integriert.<br />

Außerdem muss diese Kommunikationsform auf das Hörverständnis <strong>und</strong> das kognitive<br />

Behaltensvermögen im Kurzzeitgedächtnis des Menschen Rücksicht nehmen, so dass<br />

sich spezielle Sprachformen herausgebildet haben: Nähern sie sich beim Telefon stark<br />

der mündlichen Kommunikation – allerdings mit jenen rekursiven Elementen – an, ist<br />

die Radiosprache hingegen anfangs recht steif, fast normiert gewesen. Inzwischen<br />

pflegen die Moderatoren im Radio ebenfalls einen recht legeren Umgangston, der aber<br />

im Gegensatz zum Telefon kein dialogisches Gegenüber hat <strong>und</strong> daher häufig<br />

deplatziert wirkt.<br />

– Kommen bei diesen Formen Bilder hinzu, werden sie also zu Bildtelefon <strong>und</strong><br />

Fernsehen, lassen sich auch Mimik <strong>und</strong> Gestik übertragen. Beim Bildtelefon dürfte sich<br />

die Übertragung auf die jeweils gerade agierenden Partner konzentrieren, so dass sich<br />

der Eindruck einer quasi personalen Situation einstellt, die nur noch der sinnlichen<br />

Vielfalt der primären Kommunikation entbehrt <strong>und</strong> die Begrenztheiten der technischen<br />

Übermittlung zu gewärtigen hat. Fernsehen bleibt hingegen an “disperse” Publika<br />

gerichtet, ohne Rückkoppelungen, trotz aller suggestiven Bemühungen um scheinbare<br />

Beteiligung, die heute üblich sind. Bilder, Texte <strong>und</strong> Geräusche können sich dabei<br />

unterschiedlich zueinander verhalten: Sie können sich ergänzen <strong>und</strong> wechselseitig<br />

stützen, sie können sich widersprechen oder gänzlich unverb<strong>und</strong>en sein. Dann kann<br />

sich eine Text-Bild-Schere öffnen, die die Rezipienten individuell überwinden müssen<br />

(Wember 1976; Winterhoff-Spurk 2001, 155ff; Burkhart 2002, 355ff).<br />

– Erst das Hybridmedium Internet überwindet solche technischen <strong>und</strong> medialen<br />

Begrenzungen, allerdings eher virtuell oder in der Imagination des User. Denn auch<br />

der bleibt materiell isoliert vor Bildschirm <strong>und</strong> Tastatur. Seine quasidialogischen<br />

Optionen schafft er sich letztlich in seiner Phantasie selbst, der Rechner bietet ihm<br />

dafür nur Daten <strong>und</strong> Zeichen, die der User mit “real life”, also mit leibhaftigen<br />

Menschen, sinnlichen Vorstellungen <strong>und</strong> emotionalen Anrührungen füllen muss (Turkle<br />

1986; 1999).<br />

Alle <strong>Medien</strong>, seien sie massenkommunikativ oder digital-interaktiv, rekurrieren auf<br />

Zeichen, Daten <strong>und</strong> Informationen, entweder in gespeicherter oder aktualiter erzeugten<br />

Form. Sie haben mithin getrennte Raum- <strong>und</strong> Zeitkonstellationen, sie basieren auf<br />

Programme, deren Produktion <strong>und</strong> Rezeption separiert sind, auch wenn bei den<br />

interaktiven Formen die User selbst wieder zu Produzenten werden können <strong>und</strong> die<br />

abgerufenen Programme bzw. Informationen weiter gestalten können. Just diese<br />

Trennung haben frühe <strong>Medien</strong>theoretiker wie Bertolt Brecht (1932) <strong>und</strong> Hans Magnus<br />

Enzensberger (1970) schon an den traditionellen <strong>Medien</strong>, Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen<br />

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