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Medien- und Massenkommunikation: Begriffe und Modelle

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revitalisieren, da sich ihre Mitglieder umstandslos in politische Willensbildungs- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsprozesse einschalten könnten (Zittel 1997; Leggewie/Maar 1998).<br />

Andere Prognostiker halten die Visionen von der digitalen Demokratisierung für<br />

ideologisches Wunschdenken, denn aus ihrer Sicht verlange die<br />

“Informationsgesellschaft” nicht weniger, sondern mehr staatliche Autorität, um die<br />

heraufziehenden sozialen Verwerfungen <strong>und</strong> internationalen Risiken zu meistern, um der<br />

befürchteten Erosion der Gesellschaft <strong>und</strong> der fortschreitenden Relativierung der Normen<br />

zu begegnen. Je mehr Information zur Verfügung stehe, umso mehr Orientierungswissen<br />

<strong>und</strong> Moral seien erforderlich, <strong>und</strong> deren Direktiven <strong>und</strong> Begründungen könnten nur<br />

staatliche Instanzen allgemein verbindlich bereitstellen <strong>und</strong> vor allem durchsetzen (Metze-<br />

Mangold 1997, 112f; Münker/Roesler 1997).<br />

Offensichtlich ist diese Diskussion mit jener über das Ende der <strong>Massenkommunikation</strong><br />

noch nicht genügend verknüpft; diese Diskrepanz belegt erneut die gegenwärtigen<br />

strukturellen Umbrüche wie Inkonsistenzen heutiger Debatten. Es sind mithin mindestens<br />

zwei konträre <strong>Modelle</strong>, die in ihren Visionen über die Entwicklung von Staat <strong>und</strong><br />

Gesellschaft miteinander konkurrieren. Aber beide dürften prinzipiell daran kranken, dass<br />

sie ihre Prognosen relativ eindimensional aus technologischen Tendenzen ableiten <strong>und</strong><br />

andere womöglich nicht weniger relevante, aber nicht allein technologiebedingte Faktoren<br />

unterschätzen. Um deren Bedeutung zu erkennen, genügt schon ein Blick in öffentliche<br />

Diskurse <strong>und</strong> publizierte Prognosen, die nicht primär die <strong>Medien</strong> ins Blickfeld nehmen: Zu<br />

denken ist etwa an die anhaltenden demographischen Verschiebungen, die die<br />

hochentwickelten Industrienationen immer älter werden lassen, wohingegen die ärmeren<br />

Staaten enormen Bevölkerungsüberschuss verzeichnen; ferner an die sich mit der<br />

Globalisierung verschärfende Arbeitsteilung, an die ungleiche Verteilung von Wohlstand<br />

<strong>und</strong> die wachsende Unterprivilegierung auf der Welt, an die Umweltproblematik, an<br />

vornehmlich wirtschaftswissenschaftliche Diskussionen über die Veränderungen der<br />

Erwerbsarbeit <strong>und</strong> das wirtschaftliche Handeln unter technischem, ökonomischem <strong>und</strong><br />

globalisiertem Wandel, aber auch an die Erstarkung f<strong>und</strong>amentalistischer Strömungen,<br />

kultureller Autonomiebestrebungen <strong>und</strong> separatistischer Bewegungen sowie an vielfältige<br />

Veränderungen in den sozialen Mikrokosmen wie in den Familien <strong>und</strong> Gruppen, die als<br />

wachsende Individualisierung, Pluralisierung, aber auch als bedenkliche Erosion tradierter<br />

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