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Medien- und Massenkommunikation: Begriffe und Modelle

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Entlang den Verkehrswegen entstehen vergleichsweise rasch weitere Druckereien,<br />

gewissermaßen werden sie die ersten Nachrichtenstationen. Auf Messen – etwa in<br />

Frankfurt/M. später in Leipzig – werden die Drucke fassweise feilgeboten, Kolporteure<br />

tragen sie im Bauchladen durch die Lande, die `aktuellen', rasch verderblichen<br />

Geschichten werden als Flugblatt, Spruchbild, Heft, Kalender <strong>und</strong> andere Gebrauchstexte<br />

verhökert <strong>und</strong> dem leseunk<strong>und</strong>igen Publikum vorgelesen. Aus ihnen entwickeln sich<br />

allmählich die periodischen Druckmedien, in der ersten Dekade des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts die<br />

ersten Zeitungen (dokumentiert ab 1609 in Wolfenbüttel (Aviso) <strong>und</strong> in Straßburg<br />

(Relation), ab 1650 die Einkommenden Zeitungen als erste Tageszeitung in Leipzig).<br />

Etwa 60 bis 70 Zeitungen gibt es im deutschsprachigen Raum, mit einer geschätzten<br />

Gesamtauflage von 20.000 bis 30.000 Exemplaren pro Erscheinungsintervall <strong>und</strong> einer<br />

hochgerechneten Leserschaft von 200.000 bis 300.000 Menschen. Zeitschriften, gelehrte<br />

wie populäre, kommen vorzugsweise im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert hinzu <strong>und</strong> verkörpern Ansporn<br />

<strong>und</strong> Geist der Aufklärung, den Aufbruch der Wissenschaften wie die Herausbildung des<br />

Bürgertums als nunmehr selbstbewusste, tonangebende Klasse. Verbreitung <strong>und</strong><br />

Rezeption befördern Qualifizierungen (allmähliche Verbreitung der Lesefähigkeit,<br />

Bildungsanstrengungen) <strong>und</strong> Profilierung des Publikums sowie einzelner Gruppen in ihm<br />

wie der Frauen, der ‘niederen Stände’ <strong>und</strong> der Jugend; sie regen auch zu neuen<br />

Gesellungsformen, in den Lesegesellschaften <strong>und</strong> bürgerlichen Salons, an (Hunziker<br />

1988, 5; Wilke 2000a).<br />

Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts lässt sich die zweite Phase der <strong>Medien</strong>entwicklung markieren;<br />

es beginnt die Phase der Massenmedien: zunächst mit der Rationalisierung der<br />

Produktion von Druckmedien durch Schnell- (seit 1811) <strong>und</strong> Rotationspresse (seit 1848)<br />

<strong>und</strong> der automatischen Zeilensetzmaschine Ottmar Mergenthalers (1854-1899), der<br />

Linotype, seit 1883. Es folgen erstmals ‘neue <strong>Medien</strong>’, die weitere Kommunikationsformen<br />

ermöglichen <strong>und</strong> die vorhandenen diversifizieren: Die Fotografie erlaubt seit Ende der<br />

1830er Jahre die mechanische Reproduktion von Wirklichkeit in Bildern, bald nach Beginn<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts lassen sie sich auch im massenhaften Druck reproduzieren, <strong>und</strong> es<br />

entstehen Pressefotografie <strong>und</strong> Fotojournalismus (“Illustrierte”). Die Telegrafie (durch<br />

Samuel Morse seit 1840) beschleunigt <strong>und</strong> verdichtet seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die<br />

Nachrichtenübermittlung <strong>und</strong> erzeugt die Vorstellung wie den Anspruch von Aktualität <strong>und</strong><br />

den weltumspannenden Informationsaustausch. Ein Markt für Nachrichten formiert sich<br />

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