Medien- und Massenkommunikation: Begriffe und Modelle
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allmählich, den sich Nachrichtenagenturen wie Reuters (England), Havas (Frankreich)<br />
<strong>und</strong> das Wolff’sche Telegrafenbüro (Deutschland) um 1870 oligopolistisch aufteilen <strong>und</strong><br />
so erstmals Konturen globaler Nachrichtenkartelle erkennen lassen (Wilke/Rosenberger<br />
1991; Wilke 1993; 2000b; Prokop 2001, 198ff).<br />
Insgesamt werden in den ersten beiden Phasen der <strong>Medien</strong>geschichte Daten bzw.<br />
Informationen analog codiert, d. h. sie werden für den Transport, die Speicherung<br />
<strong>und</strong>/oder für die Präsentation von einem materiellen Zustand in einen anderen verwandelt.<br />
Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts werden die fotografischen Bilder beweglich, der Film entsteht<br />
<strong>und</strong> bewirkt als bald attraktives, unterhaltsames Massenmedium eine spezielle, sich rasch<br />
monopolisierende Industrie, zunächst in New York, später in Hollywood (Ebd., 240ff).<br />
Zusammen mit der sich rasant entwickelnden <strong>und</strong> sich beschleunigenden<br />
Zeitungsproduktion formieren sich in Deutschland die ersten <strong>Medien</strong>konzerne (z. B.<br />
Hugenberg, Ullstein, Scherl u. a.), die Märkte <strong>und</strong> Köpfe zu beherrschen trachten. Die<br />
Telegrafie wird (ab 1897 durch Guglielmo Marconi) drahtlos <strong>und</strong> wandelt sich Anfang der<br />
20er Jahre zum ersten elektromagnetischen Programmmedium, dem Hörfunk. Seit den<br />
1870er Jahren (durch Johann Philipp Reis, 1861, <strong>und</strong> Alexander Graham Bell, 1876)<br />
lassen sich Laute <strong>und</strong> Geräusche elektrisch über Leitungen transportieren, das Telefon<br />
wird das erste, sich schnell verbreitende technische Transportmittel für direkte, personale<br />
Kommunikation – wobei allerdings seine spezielle Nutzung nicht gleich feststeht, sondern<br />
sich erst allmählich herausschält (Flichy 1994, 137ff).<br />
Neben den technischen Innovationen wird der private Konsum immer wichtiger.<br />
Endgeräte kommen in die Haushalte, sie dienen der Verbreitung (Emission), Speicherung<br />
wie der adressatenorientierten Gestaltung medialer Botschaften. Der durch die<br />
nationalsozialistische Propagandapolitik forcierte <strong>und</strong> billig verbreitete “Volksempfänger”<br />
wird zu einem solchen Massenartikel, so dass sich innerhalb von fünf Jahren, von 1934<br />
bis 1939, die Teilnehmerzahlen von fünf auf zehn Millionen verdoppeln. Die <strong>Medien</strong> bzw.<br />
ihre privaten Endpunkte veralltäglichen sich, sie konstituieren <strong>und</strong> popularisieren den<br />
Prozess der <strong>Massenkommunikation</strong> insofern, als über sie die öffentlichen,<br />
professionellen, eben journalistischen Mitteilungen empfangen werden, die den<br />
Rezipienten über das alltägliche Kommunikationsverhalten hinaus keine zusätzlichen<br />
Fähigkeiten abverlangen (Hunziker 1988, 6). Die wachsende Werbung wird zum<br />
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