ENERGIE + UMWELT | w.news 12.2016
12.2016 | Wirtschaftsmagazin der IHK Heilbronn-Franken. Themen: ENERGIE + UMWELT • IHK-JAHRESRÜCKBLICK • Advertorial B4B Themenmagazin
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© marcin jucha – Fotolia.com<br />
Spanien ist vielen als wunderschönes<br />
Urlaubsland und als<br />
Heimat von Picasso bekannt,<br />
doch wie verläuft das Geschäftsleben<br />
abseits der Strände und<br />
Touristenhochburgen? Was sollte beachtet<br />
werden, wenn man nicht als Urlauber,<br />
sondern geschäftlich nach Spanien<br />
reist? Die interkulturelle Expertin Sara<br />
Infante Díez verrät, worauf es in der<br />
Businesswelt ihrer Landsleute ankommt.<br />
Indirekte Kommunikation in feuriger Diskussion<br />
Der Beziehungs- und Vertrauensaufbau<br />
in Spanien steht unangefochten an<br />
oberster Stelle. „Nichts ist so wichtig“,<br />
erklärt Sara Infante Díez und betont dabei<br />
emotional „wir brauchen Menschen<br />
und Beziehungen“. Viel Zeit auf Smalltalk<br />
zu verwenden und Kritik nur sehr<br />
sensibel zu äußern ist dabei ein probates<br />
Mittel in der spanischen Geschäftswelt.<br />
Mit der deutschen Art, direkt auf den<br />
Punkt zu kommen und alle wichtigen<br />
Punkte der Reihe nach abzuhaken, kommt<br />
man in Business-Meetings nicht sehr weit.<br />
„Wir lachen dann viel und denken ‚typisch<br />
deutsch‘“, sagt die Spanierin amüsiert.<br />
Meetings sind eher Spektakel-Schauplatz<br />
für Meinungsaustausch denn Entscheidungsschmiede.<br />
Dabei lieben es die<br />
Spanier, laut und schnell zu diskutieren<br />
und fallen sich auch mal ins Wort, was<br />
keineswegs als unhöflich zu werten ist.<br />
Jedoch sollte man sich von geballter<br />
Lautstärke und viel Leidenschaft nicht<br />
ablenken lassen: Spanier sind Meister<br />
der indirekten Kommunikation, die es<br />
zu verstehen gilt. Auf die kontextbezogene<br />
Kommunikation und Gegebenheiten<br />
Spaniens einzugehen, kann die Art<br />
der Geschäftsbeziehung positiv beeinflussen<br />
und hilft insbesondere bei der<br />
Zusammenarbeit mit spanischen Partnern<br />
oder Kollegen.<br />
Mi casa es su casa<br />
Die spanische Gastfreundschaft ist weltweit<br />
bekannt und macht auch vor der<br />
Geschäftswelt keinen Halt. „Wir Spanier<br />
lieben es, Gastgeber zu sein und begegnen<br />
unseren Gästen dabei mit viel Großzügigkeit.<br />
So werden schon mal für die<br />
eine oder andere Geburtstagsfete eines<br />
geschätzten Kollegen, also eines Freundes<br />
natürlich, die eigenen vier Wände als<br />
Partylocation angeboten. Mi casa es su<br />
„Spanier arbeiten<br />
im Durchschnitt<br />
mehr als<br />
viele deutsche<br />
Arbeitnehmer.<br />
“<br />
Sara Infante Díez,<br />
interkulturelle Expertin<br />
casa heißt es bei uns nicht ohne Grund,“<br />
gibt die interkulturelle Expertin preis. Die<br />
private Kommunikation im Büro nimmt<br />
also eine sehr große Rolle ein und dient<br />
der Festigung der Beziehungen unter den<br />
Kollegen. Der starke Beziehungsaspekt<br />
wird betont durch die intuitive Prägung<br />
der Spanier. Entscheidungen basieren oft<br />
auf Intuition und weniger auf Rationalität.<br />
Eine erste Kontaktaufnahme ist daher<br />
oft informell, aber schnell organisierte<br />
Treffen in der Firma gelten als besondere<br />
Honorierung des potenziellen Geschäftspartners.<br />
Wenn der spanische Kollege<br />
einen guten Freund vorstellt, hat man<br />
nicht unbedingt eine gute private Beziehung,<br />
aber er vertraut demjenigen und<br />
zeigt so, dass er ihn respektiert.<br />
Für den Vertrauensaufbau besonders<br />
wichtig sind Orte fernab der Büroräume<br />
wie Restaurants oder auch Tapas Bars.<br />
Geschäftliche Mittag- oder Abendessen<br />
sind nicht unüblich und können durchaus<br />
mehrere Stunden dauern. Wer intensiv<br />
und vertrauensvoll Kontakte pflegt, ist<br />
in Spanien beruflich erfolgreicher. „Noch<br />
mehr Erfolg verspricht eine Tapas-Runde<br />
oder das Interesse an der kunstvollen<br />
spanischen Geschicklichkeit, Pipas (geröstete<br />
Sonnenblumenkerne) beim Nachtisch<br />
zu knacken – natürlich gemeinsam“,<br />
verrät die interkulturelle Expertin Sara<br />
Infante Díez.<br />
Spanische Workaholics leben das lockere<br />
Zeitmanagement<br />
Da Spanier sehr viel Zeit in den Aufbau<br />
einer persönlichen Beziehung investieren<br />
und scheinbar weniger Interesse<br />
an einem tatsächlichen Anliegen zeigen,<br />
denken die effizienten Deutschen oft, dass<br />
Spanier entspannter mit Unsicherheiten<br />
umgehen, doch eher das Gegenteil ist der<br />
Fall: Spanische Verwaltung ist noch aufwendiger<br />
als die deutsche und das starke<br />
Traditionsbewusstsein zeugt nicht nur von<br />
Stolz sondern auch von dem Bedürfnis<br />
nach Bekanntem und Sicherheit. Nichtsdestotrotz<br />
werden Deadlines eher als<br />
Richtwerte und nicht als finale Frist verstanden.<br />
Unpünktlichkeit bei Terminen ist<br />
keine Unhöflichkeit und wird bereitwillig<br />
akzeptiert. Eine flexible Zeitplanung mit<br />
parallelem Zeitmanagement führt zu einer<br />
Vermischung von Privatleben und Beruf.<br />
Das Lebenstempo ist allgemein langsamer<br />
34 DEZEMBER 2016