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SOCIETY 370 / 2016

WIRTSCHAFT - POLITIK - DIPLOMATIE - WISSENSCHAFT - KULTUR - LEUTE

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WIRTSCHAFT<br />

INTERVIEW<br />

Fotos: P2015 mAJas PHotOgraPhY, stephanie hofschläger/pixelio<br />

ist das Motiv aber auch ein extrinsisches: Unternehmen<br />

erwarten sich indirekten Gewinn durch<br />

CSR, indem ihre Reputation steigt oder das Unternehmen<br />

für Nachwuchskräfte am Personalmarkt<br />

attraktiver wird. Vor diesen extrinsischen Motiven<br />

möchte ich warnen, denn sie sind oft sehr kurzlebig<br />

und führen selten zu ernsthaften Verbesserungen.<br />

Wie würden Sie die unternehmerische Relevanz<br />

von CSR beschreiben, und was sind die Herausforderungen<br />

von CSR für die Unternehmensführung?<br />

CSR – richtig verstanden als Übernahme der<br />

Verantwortung für die Gesellschaft – ist höchst<br />

relevant für Unternehmen und wird vor allem<br />

von Familienunternehmen seit jeher praktiziert,<br />

wenn auch oft nicht systematisch genug, sondern<br />

eher aus dem Bauch heraus. Man könnte auch sagen,<br />

CSR ist vernünftiges und zukunftsgerichtetes<br />

Wirtschaften.<br />

Herausforderungen gibt es viele – die größte<br />

ist meiner Erfahrung nach die Frage der Haltung.<br />

Das heißt: Bin ich bereit, meine Grundsätze zu<br />

überdenken? Inwieweit bin ich bereit, auch Kritiker<br />

ins Unternehmen zu lassen? Das hat auf den<br />

ersten Blick nichts mit CSR zu tun, ist aber meiner<br />

Erfahrung nach die größte Hürde, denn ohne<br />

das Zulassen von anderen Meinungen meiner<br />

Stakeholder werde ich als Unternehmen meine<br />

Haltung nicht ändern und schon gar nicht unbequeme<br />

Schritte setzen, die ich aber setzen müsste.<br />

Gelingt mir dieses „Out of the Box“-Denken,<br />

dann ist das Potenzial enorm – nicht nur für die<br />

Gesellschaft, sondern auch fürs Unternehmen.<br />

Das reicht von neuen Ideen, neuen Produkten bis<br />

hin zu gemeinsamen Projekten mit NGOs und<br />

anderen Stakeholdern. Im Idealfall habe ich den<br />

indirekten Profit durch höhere Reputation, durch<br />

mehr Innovation und Dialog und vor allem auch<br />

durch motiviertere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />

die – wenn der Dialog ernst gemeint ist – ein<br />

ganz anderes Vertrauen in die Unternehmensführung<br />

entwickeln.<br />

Gemeinsam mit einer Kollegin haben Sie das<br />

Center for Responsible Management gegründet.<br />

Wie können Sie dabei Unternehmen bei der aktiven<br />

Betreibung von CSR unterstützen?<br />

Unser Ansatz ist die Unternehmensethik. Wir<br />

führen mit den Unternehmen systematische Reflexionsprozesse<br />

aller Geschäftsbereiche und ihrer<br />

Auswirkungen durch.<br />

Wie schätzen Sie die bundesweite Entwicklung<br />

von CSR ein? Finden Sie, sollte irgendeine<br />

Art von CSR verpflichtend für sämtliche Unternehmen<br />

sein?<br />

Die Frage nach Verpflichtung und Freiwilligkeit<br />

ist einer der heiklen Punkte, um nicht zu<br />

sagen die heilige Kuh in der CSR-Debatte. Meine<br />

Antwort darauf ist ganz einfach:<br />

Betreibe ich CSR als systematische Reflexion<br />

aller Projekte und Prozesse, dann ist diese Frage<br />

müßig, denn dann finde ich ohnehin die richtigen<br />

Antworten, ohne dass sie mir ein Gesetzgeber<br />

aufzwingen muss.<br />

Gleichzeitig ist hier wichtig zu betonen, dass<br />

die Gesellschaft aus verschiedenen Kräften besteht:<br />

Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft – sie<br />

alle haben ihre Aufgaben und Rollen in dem Spiel<br />

der Mächte. Und gerade bei CSR sind sowohl Zivilgesellschaft<br />

wie auch die Politik als Korrektiv<br />

wichtig. Unternehmen benötigen Rahmen, Druck<br />

und Grenzen einer informierten Politik und einer<br />

informierten Zivilgesellschaft, und da ist in Österreich<br />

leider viel zu viel Vermischung vorhanden.<br />

Daher haben wir auch noch keinen österreichischen<br />

Aktionsplan für CSR, wie ihn fast alle<br />

anderen europäischen Länder haben. Keines der<br />

Ministerien sieht sich wirklich verantwortlich.<br />

Dabei hätte die öffentliche Hand einen ganz<br />

großen Hebel, und das ist jener der öffentlichen<br />

Beschaffung und Auftragsvergabe. Würden sie<br />

diesen Hebel nutzen und bei Ausschreibungen<br />

die Unternehmen bevorzugen, die verantwortlich<br />

wirtschaften, dann wäre Österreich in Sachen CSR<br />

wieder führend – derzeit klopft man sich auf die<br />

Schulter, mehr aber auch nicht.<br />

•<br />

CURRICULUM<br />

VITAE<br />

Gabriele Faber-Wiener<br />

Gründerin und Partner,<br />

Center for Responsible<br />

Management, Wien,<br />

Vorsitzende des Österreichischen<br />

PR-Ethik-Rats,<br />

Universitätsdozentin,<br />

Buchautorin, Studienabschlüsse<br />

in Business Ethik<br />

und Responsible Management,<br />

davor Kommunikationsmanagerin<br />

bei Ärzte<br />

ohne Grenzen und Grayling<br />

Austria<br />

Steigenberger Hotel Herrenhof<br />

Herrengasse 10<br />

1010 Wien, Austria<br />

Tel.: +43 1 53404-920<br />

Fax: + 43 1 53404-155<br />

gastronomie@herrenhof-wien.steigenberger.at<br />

www.herrenhof-wien.steigenberger.at<br />

Ein Betrieb der STAG Hotelverwaltungs-GmbH, Wien<br />

© Christian Houdek<br />

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<strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong> | 109

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