BANGLADESCH LÄNDERPORTRÄT Das Land der Flüsse und sechs Jahreszeiten Die Volksrepublik Bangladesch in der historischen Region Bengalen behauptet mittlerweileile ihren eigenständigen Platz in der Geschichte des asiatischen Kontinents. Fotos: arlo magicman/fotolia 66 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong>
BANGLADESCH LÄNDERPORTRÄT Bangladesch genießt erst seit 45 Jahren seine Unabhängigkeit und war bis 1971 unter der Bezeichnung Ostpakistan bekannt. Nach der Teilung Britisch-Indiens im Jahr 1947 wurde die historische Region Bengalen aufgrund der muslimischen Bevölkerungsmehrheit vorübergehend dem östlichen Landesteil Pakistans zugeordnet. Die Hauptstadt Dhaka zählt mit über 6,7 Millionen Einwohnern (17 Millionen Einwohner im Ballungsraum) zu den größten Metropolen des Landes und ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1000 zurück. Wer Bangladesch einen Besuch abstattet, der muss sich im Sommer auf hohe Luftfeuchtigkeit (bis zu 99 Prozent) und Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius gefasst machen. • Bevölkerung Die Bevölkerung von Bangladesch ist relativ homogen. Bis zu 90 Prozent bekennen sich als sunnitische Muslime zum Islam. Die restlichen 9 Prozent der Gläubigen fallen auf den Hinduismus und weniger als 1 Prozent sind Anhänger des Buddhismus. Lange Zeit hatte das Land eine der höchsten Geburtenraten der Welt und zählt daher zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Erde. In den letzten 35 Jahren ist die Geburtenrate jedoch von 7,0 auf 2,2 Kinder pro Frau gesunken. • Kunst und Kultur Als Bewohner eines Landes mit starken Regenfällen, mächtigen Flüssen und üppigem Grün haben die Menschen in Bangladesch eine starke Verbindung zur Natur, die in ihrer Musik, Literatur und Tanzkunst zum Ausdruck kommt. Für jede Gelegenheit, Stimmung und Jahreszeit gibt es die passende Musik, ob emotional, ekstatisch oder romantisch. Die Bandbreite unterschiedlicher Stile reicht von antiker und moderner bis hin zu lokaler und westlicher Musik. Weiters prägen bunte Feste, die das ganze Jahr über gefeiert werden, die Kultur Bangladeschs. Viele haben ihren Ursprung in antiken Riten und werden von Mondzyklen bestimmt. Sie stehen in Beziehung zur Landwirtschaft und Religion. Zwei wichtige religiöse Festivals für die Muslime sind das Eid-ul-Fitr am Ende des Ramadan und das Eid-ul-Azha Festival. Das größte Festival für die Hindus ist das Durga Buja. Die zwei religiösen Minderheiten im Lande, Christen und Buddhisten, haben ebenfalls ihre eigenen Feste. Zu den wichtigsten gehört das Buddha Purnima, welches die Geburt Buddhas feiert, sowie das christliche Pendant zu Weihnachten. In Bangladesch leben 35 kleinere Gruppen ethnischer Minderheiten, die etwa 2 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Die bekanntesten unter ihnen sind die Mandi und Hajong im Norden, Monipuri und Khasia im Nord-lsten, die Chakma, Marma, Murong im Osten und Südosten des Landes. • Historische und archäologische Denkmäler und Stätten Das kulturelle Erbe von Bangladesch reicht mehr als ein Jahrtausend zurück und diente als Geburtsstätte großer Dynastien, einige davon sind als UNESCO-Weltkulturdenkmäler noch erhalten. Zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert erblühte vor allem die buddhistische Zivilisation im Norden und Osten von Bangladesch. Die buddhistischen Klöster in Paharpur, Mahasthangarh und Mainamati waren die ältesten Lehrstätten der buddhistischen Philosophie in Asien. Zu den islamischen Kulturdenkmälern zählen die mit 77 kleinen Kuppeln überdachte Shait Gombuj-Moschee aus Backstein, die Sieben-Kuppel Moschee Shat Gombuj Mosjid in der Hauptstadt Dhaka sowie die kleine goldene Moschee Chhoto Sona und die Sternen- Moschee Tara Mosjid, welche im 19. Jahrhundert errichtet wurde. Außerdem prägen noch zahlreiche bunt verzierte Tempel, Kirchen und Pagoden das Landschaftsbild von Bangladesch. Die geschichtliche Bedeutung von Sonargoan ergibt sich aus seinem antiken Namen Subarnagram („Das goldene Dorf“) und stammt aus der vorislamischen Zeit. Sonargoan war nicht nur Hauptsitz des unabhängigen Herrschers Ghiyasuddin Bahadur Shah bis zu seinem Niedergang, sondern auch von der östlichen Provinz in Bengalen unter der Herrschaft der Tughlags bis 1338. Von 1338-1349 war Sonargon die Hauptstadt des unabhängigen Sultans unter Fakhruddin Mubarak Shah. Im 14. Jahrhundert erlangte die Stadt als Handelsmetropole große Bedeutung. Als Hafenstadt unterhielt sie wirtschaftliche Beziehungen mit China, Indonesien und den Malediven. Der in Sonargoan hergestellte Musselin war weltweit gefragt. Im 17. Jahrhundert verlor die Stadt allmählich an wirtschaftlicher Bedeutung und erlangte diese erst wieder unter der englischen Kolonialherrschaft als Handelszentrum für Baumwollprodukte. Als Handelsmetropole mit dem größten internationalen Seehafen von Bangladesch wurde Chittagong von der UNESCO zur gesündesten Stadt erklärt, es liegt inmitten bewaldeter Hügel und Teiche. Der Ort lockt die Besucher von den verschmutzten Städten zu den zahlreichen Naturschauplätzen mit mildem und trockenem Klima. Unter die Stadtverwaltung gehören noch drei weitere Distrikte: Rangamati, Khagrachhari und Bandarban. • 300 Flüsse und Sechs Jahreszeiten Die Schönheit von Bangladesch zeigt sich durch den stetigen Wechsel der Jahreszeiten auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Frühling (Boshonto), Sommer (Grishma), Regenzeit (Borsha), Herbst (Shorot), Spätherbst (Hemento) und Winter (Sheit) wechseln sich stetig ab. Verschiedene Blumen und Früchte sind zu den jeweiligen Jahreszeiten verfügbar und bringen zahlrei- ➢ FACTS IN BRIEF Ländername: Volksrepublik Bangladesch Einwohner: 160.000.000 Fläche: 147.570 km 2 Klima: Subtropisch Geografie: Bangladesch grenzt an die indischen Bundesstaaten, Westbengalen, Assam, Meghalaya, Tripura und Mizoram sowie an Myanmar und den Golf von Bengalen Hauptstadt: Dhaka Sprachen: 99 % Bengali, 1 % andere Dialekte Währung: Thaka (Tk) Religion: 90% sunnitische- Muslime, 9% Hindus und weniger als 1 % Buddhisten Nationalfeiertag: 26 März (Unabhängigkeit) Staatsform: parlamentarische Republik Staatsoberhaupt: Staatspräsident Abdul Hamid BUCHTIPP Bangladesh Lonely Planet Die englischsprachige Neuauflage des Lonely Planet Bangladesh ist voll von aktuellen Insidertipps: Von Tigersafari im Dschungel Sundabarns bis urbaner Trubel in Dhaka werden die Hot-Spots Bangladeschs genauer vorgestellt. AUS DER GESCHICHTE 700 - 1200: Buddhistische und Hinduistische Königreiche im Norden und Osten 1300 – 1757: Muslimische Herrschaft 1757 - 1947: Britische Herrschaft 1947 - 1971: als Ostpakistan dem östlichen Landesteil Pakistans zugehörig 1971: Bangladesch-Krieg und Erlangung der Unabhängigkeit 1975: Ermordung des Präsidenten Mujibur Rahman 1975 - 1977: Militärregime 1988: Islam wird zur Staatsreligion erklärt <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong> | 67