SOCIETY 370 / 2016
WIRTSCHAFT - POLITIK - DIPLOMATIE - WISSENSCHAFT - KULTUR - LEUTE
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KUNST & KULTUR<br />
COVERSTORY<br />
Der Mythos vom<br />
„Great American Thing“<br />
Die aktuelle Ausstellung im Bank Austria Kunstforum<br />
markiert den hundertsten Jahrestag von Georgia O’Keeffes<br />
Ausstellungsdebut – einer Ikone des abstrakten<br />
Expressionismus und Minimalismus.<br />
Fotos: georgia o‘keeffe museum, board of trustees, national gallery of art washington<br />
Georgia O’Keeffe (1887–1986)<br />
war eine Begründerin der<br />
amerikanischen Moderne<br />
und eine Pionierin als Künstlerin.<br />
Sie wurde auf einer<br />
Farm in Wisconsin geboren,<br />
wo sie schon früh ihr Interesse an der<br />
Malerei entdeckte. Daher erhielt sie schon im<br />
Kindesalter Unterricht in Aquarellmalerei.<br />
Nach der Highschool besuchte sie die Kunsthochschule<br />
am Art Institute of Chicago,<br />
die sie jedoch nach einem Jahr aus finanziellen<br />
Gründen wieder abbrechen musste. Sie<br />
setzte ihre Studien danach eine Zeit lang am<br />
Arts Students League in New York fort, bevor<br />
sie die Universität wieder verließ. Vor ihrem<br />
Durchbruch war sie als Gebrauchsgrafikerin<br />
und Kunstlehrerin tätig und besuchte<br />
nebenher Sommerkurse an verschiedenen<br />
Universitäten. Durch die Kompositionslehre<br />
von Wesley Dow inspiriert, kam O’Keeffe erstmals<br />
mit abstrakter Kunst in Berührung.<br />
O’Keeffe debütierte im Rahmen einer<br />
Gruppenausstellung 1916, vor genau hundert<br />
Jahren, in dem von Männern dominierten<br />
Künstlerzirkel um den Fotografen Alfred<br />
Stieglitz, ihrem späteren Ehemann. Ihre<br />
ausgestellten Arbeiten waren in Schwarz-<br />
Weiß gehaltene Kohlezeichnungen. Ein Jahr<br />
darauf, bei ihrer ersten Einzelausstellung,<br />
kehrte O’Keeffe jedoch wieder zu ihren farbigen<br />
Arbeiten zurück.<br />
Für Stieglitz stand sie auch selbst als<br />
Fotomodell vor der Kamera. So entstanden<br />
in den Jahren an die 300 zumeist erotische<br />
Fotografien. Ab 1918 begann O’Keeffe nur<br />
mehr in Öl zu arbeiten und wandte sich<br />
immer mehr dem Gegenständlichen zu. In<br />
den 1940er Jahren hatte O’Keeffe zwei Retrospektiven<br />
im Art Institute of Chicago und<br />
dem Museum of Modern Art. Sie erhielt auch<br />
Ehrentitel von zahlreichen Universitäten<br />
und viele Auszeichnungen. Im Alter von 98<br />
Jahren starb O’Keeffe in Santa Fe, wo auch<br />
das Georgia O’Keeffe-Museum heute ste-<br />
➢<br />
Foto linke Seite<br />
Georgia O‘Keeffe<br />
Music– Pink and Blue No. I<br />
Collection von Herrn und Frau Barney A. Ebsworth<br />
Alfred Stieglitz<br />
Georgia O‘Keeffe, 1918<br />
Alfred Stieglitz Collection, 1980.70.19<br />
<strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong> | 149