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SOCIETY 370 / 2016

WIRTSCHAFT - POLITIK - DIPLOMATIE - WISSENSCHAFT - KULTUR - LEUTE

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BANGLADESCH<br />

LÄNDERPORTRÄT<br />

Bangladesch genießt erst seit 45 Jahren<br />

seine Unabhängigkeit und war<br />

bis 1971 unter der Bezeichnung Ostpakistan<br />

bekannt. Nach der Teilung<br />

Britisch-Indiens im Jahr 1947 wurde<br />

die historische Region Bengalen aufgrund<br />

der muslimischen Bevölkerungsmehrheit<br />

vorübergehend dem östlichen Landesteil Pakistans<br />

zugeordnet. Die Hauptstadt Dhaka zählt mit<br />

über 6,7 Millionen Einwohnern (17 Millionen Einwohner<br />

im Ballungsraum) zu den größten Metropolen<br />

des Landes und ihre Geschichte reicht bis<br />

ins Jahr 1000 zurück. Wer Bangladesch einen Besuch<br />

abstattet, der muss sich im Sommer auf hohe<br />

Luftfeuchtigkeit (bis zu 99 Prozent) und Temperaturen<br />

bis zu 40 Grad Celsius gefasst machen.<br />

•<br />

Bevölkerung<br />

Die Bevölkerung von Bangladesch ist relativ<br />

homogen. Bis zu 90 Prozent bekennen sich als<br />

sunnitische Muslime zum Islam. Die restlichen<br />

9 Prozent der Gläubigen fallen auf den Hinduismus<br />

und weniger als 1 Prozent sind Anhänger<br />

des Buddhismus. Lange Zeit hatte das Land eine<br />

der höchsten Geburtenraten der Welt und zählt<br />

daher zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten<br />

der Erde. In den letzten 35 Jahren ist die<br />

Geburtenrate jedoch von 7,0 auf 2,2 Kinder pro<br />

Frau gesunken.<br />

•<br />

Kunst und Kultur<br />

Als Bewohner eines Landes mit starken Regenfällen,<br />

mächtigen Flüssen und üppigem Grün haben<br />

die Menschen in Bangladesch eine starke Verbindung<br />

zur Natur, die in ihrer Musik, Literatur<br />

und Tanzkunst zum Ausdruck kommt. Für jede<br />

Gelegenheit, Stimmung und Jahreszeit gibt es die<br />

passende Musik, ob emotional, ekstatisch oder romantisch.<br />

Die Bandbreite unterschiedlicher Stile<br />

reicht von antiker und moderner bis hin zu lokaler<br />

und westlicher Musik. Weiters prägen bunte<br />

Feste, die das ganze Jahr über gefeiert werden, die<br />

Kultur Bangladeschs. Viele haben ihren Ursprung<br />

in antiken Riten und werden von Mondzyklen<br />

bestimmt. Sie stehen in Beziehung zur Landwirtschaft<br />

und Religion. Zwei wichtige religiöse Festivals<br />

für die Muslime sind das Eid-ul-Fitr am Ende<br />

des Ramadan und das Eid-ul-Azha Festival. Das<br />

größte Festival für die Hindus ist das Durga Buja.<br />

Die zwei religiösen Minderheiten im Lande, Christen<br />

und Buddhisten, haben ebenfalls ihre eigenen<br />

Feste. Zu den wichtigsten gehört das Buddha Purnima,<br />

welches die Geburt Buddhas feiert, sowie<br />

das christliche Pendant zu Weihnachten.<br />

In Bangladesch leben 35 kleinere Gruppen<br />

ethnischer Minderheiten, die etwa 2 Prozent der<br />

Gesamtbevölkerung ausmachen. Die bekanntesten<br />

unter ihnen sind die Mandi und Hajong im<br />

Norden, Monipuri und Khasia im Nord-lsten, die<br />

Chakma, Marma, Murong im Osten und Südosten<br />

des Landes.<br />

•<br />

Historische und archäologische<br />

Denkmäler und Stätten<br />

Das kulturelle Erbe von Bangladesch reicht<br />

mehr als ein Jahrtausend zurück und diente als<br />

Geburtsstätte großer Dynastien, einige davon sind<br />

als UNESCO-Weltkulturdenkmäler noch erhalten.<br />

Zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert erblühte<br />

vor allem die buddhistische Zivilisation im Norden<br />

und Osten von Bangladesch. Die buddhistischen<br />

Klöster in Paharpur, Mahasthangarh und Mainamati<br />

waren die ältesten Lehrstätten der buddhistischen<br />

Philosophie in Asien. Zu den islamischen<br />

Kulturdenkmälern zählen die mit 77 kleinen Kuppeln<br />

überdachte Shait Gombuj-Moschee aus Backstein,<br />

die Sieben-Kuppel Moschee Shat Gombuj<br />

Mosjid in der Hauptstadt Dhaka sowie die kleine<br />

goldene Moschee Chhoto Sona und die Sternen-<br />

Moschee Tara Mosjid, welche im 19. Jahrhundert<br />

errichtet wurde. Außerdem prägen noch zahlreiche<br />

bunt verzierte Tempel, Kirchen und Pagoden<br />

das Landschaftsbild von Bangladesch.<br />

Die geschichtliche Bedeutung von Sonargoan<br />

ergibt sich aus seinem antiken Namen Subarnagram<br />

(„Das goldene Dorf“) und stammt aus der<br />

vorislamischen Zeit. Sonargoan war nicht nur<br />

Hauptsitz des unabhängigen Herrschers Ghiyasuddin<br />

Bahadur Shah bis zu seinem Niedergang,<br />

sondern auch von der östlichen Provinz in Bengalen<br />

unter der Herrschaft der Tughlags bis 1338.<br />

Von 1338-1349 war Sonargon die Hauptstadt des<br />

unabhängigen Sultans unter Fakhruddin Mubarak<br />

Shah. Im 14. Jahrhundert erlangte die Stadt<br />

als Handelsmetropole große Bedeutung. Als Hafenstadt<br />

unterhielt sie wirtschaftliche Beziehungen<br />

mit China, Indonesien und den Malediven.<br />

Der in Sonargoan hergestellte Musselin war weltweit<br />

gefragt. Im 17. Jahrhundert verlor die Stadt<br />

allmählich an wirtschaftlicher Bedeutung und<br />

erlangte diese erst wieder unter der englischen<br />

Kolonialherrschaft als Handelszentrum für Baumwollprodukte.<br />

Als Handelsmetropole mit dem größten internationalen<br />

Seehafen von Bangladesch wurde<br />

Chittagong von der UNESCO zur gesündesten<br />

Stadt erklärt, es liegt inmitten bewaldeter Hügel<br />

und Teiche. Der Ort lockt die Besucher von den<br />

verschmutzten Städten zu den zahlreichen Naturschauplätzen<br />

mit mildem und trockenem Klima.<br />

Unter die Stadtverwaltung gehören noch drei<br />

weitere Distrikte: Rangamati, Khagrachhari und<br />

Bandarban.<br />

•<br />

300 Flüsse und Sechs Jahreszeiten<br />

Die Schönheit von Bangladesch zeigt sich<br />

durch den stetigen Wechsel der Jahreszeiten auf<br />

ganz unterschiedliche Art und Weise: Frühling<br />

(Boshonto), Sommer (Grishma), Regenzeit (Borsha),<br />

Herbst (Shorot), Spätherbst (Hemento) und<br />

Winter (Sheit) wechseln sich stetig ab. Verschiedene<br />

Blumen und Früchte sind zu den jeweiligen<br />

Jahreszeiten verfügbar und bringen zahlrei-<br />

➢<br />

FACTS IN<br />

BRIEF<br />

Ländername: Volksrepublik<br />

Bangladesch<br />

Einwohner: 160.000.000<br />

Fläche: 147.570 km 2<br />

Klima: Subtropisch<br />

Geografie: Bangladesch<br />

grenzt an die indischen<br />

Bundesstaaten, Westbengalen,<br />

Assam, Meghalaya,<br />

Tripura und Mizoram sowie<br />

an Myanmar und den Golf<br />

von Bengalen<br />

Hauptstadt: Dhaka<br />

Sprachen: 99 % Bengali, 1 %<br />

andere Dialekte<br />

Währung: Thaka (Tk)<br />

Religion: 90% sunnitische-<br />

Muslime, 9% Hindus und<br />

weniger als 1 % Buddhisten<br />

Nationalfeiertag: 26 März<br />

(Unabhängigkeit)<br />

Staatsform: parlamentarische<br />

Republik<br />

Staatsoberhaupt: Staatspräsident<br />

Abdul Hamid<br />

BUCHTIPP<br />

Bangladesh<br />

Lonely Planet<br />

Die englischsprachige<br />

Neuauflage des Lonely<br />

Planet Bangladesh ist voll<br />

von aktuellen Insidertipps:<br />

Von Tigersafari im Dschungel<br />

Sundabarns bis urbaner<br />

Trubel in Dhaka werden die<br />

Hot-Spots Bangladeschs<br />

genauer vorgestellt.<br />

AUS DER<br />

GESCHICHTE<br />

700 - 1200: Buddhistische<br />

und Hinduistische Königreiche<br />

im Norden und Osten<br />

1300 – 1757: Muslimische<br />

Herrschaft<br />

1757 - 1947: Britische Herrschaft<br />

1947 - 1971: als Ostpakistan<br />

dem östlichen Landesteil<br />

Pakistans zugehörig<br />

1971: Bangladesch-Krieg<br />

und Erlangung der Unabhängigkeit<br />

1975: Ermordung des Präsidenten<br />

Mujibur Rahman<br />

1975 - 1977: Militärregime<br />

1988: Islam wird zur Staatsreligion<br />

erklärt<br />

<strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong> | 67

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