SOCIETY 370 / 2016
WIRTSCHAFT - POLITIK - DIPLOMATIE - WISSENSCHAFT - KULTUR - LEUTE
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KULTUR<br />
INTERVIEW<br />
Aki Nuredini (Mitte)<br />
bei der Übergabe des<br />
Schecks zugunsten der<br />
St. Anna Kinderkrebsforschung<br />
Thomas und Eva Angyan mit<br />
Aki Nuredini<br />
„Ich möchte Wien etwas<br />
zurückgeben“<br />
<strong>SOCIETY</strong> sprach mit Aki Nuredini, dem ambitionierten<br />
Chef des Ristorante Sole, über das Benefizkonzert<br />
„O Sole Nostro“ und sein Lebensprojekt.<br />
Aki Nuredini,Wolfgang<br />
Rauball, Donka Dissanska<br />
und Alessandro Pagliazzi<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
Aki Nuredini wurde 1956 in<br />
Mazedonien geboren und<br />
ist in Belgrad aufgewachsen.<br />
Bereits im Alter von 18<br />
Jahren übernahm Nuredini<br />
die Geschäftsführung der<br />
väterlichen Restaurants<br />
und Bäckereien, in denen<br />
er zuvor als Jugendlicher<br />
gearbeitet hatte. Mit 23<br />
Jahren eröffnete er sein<br />
erstes eigenes Lokal im<br />
Zentrum von Belgrad. 1981<br />
kam er mit dem Ziel, einen<br />
eigenen Gastronomiebetrieb<br />
zu eröffnen, nach<br />
Wien. In der Annagasse<br />
fand er ein geeignetes<br />
Lokal, in welchem er eine<br />
Fullateria einrichtete, die<br />
1983 eröffnet wurde. 1991<br />
vergrößerte er das Lokal,<br />
und baute es zur Trattoria/<br />
Pizzeria „Sole“ aus. Nuredinis<br />
Restaurant wurde<br />
zum Treffpunkt unzähliger<br />
Prominenter, vor allem<br />
internationaler Kunstschaffender,<br />
Diplomaten und der<br />
österreichischen Society.<br />
Anlässlich Ihres 60. Geburtstags<br />
fand im Wiener Musikverein das<br />
Benefizkonzert „O Sole Nostro“<br />
statt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen,<br />
dieses zu initiieren?<br />
Angesichts eines so runden Geburtstags veranstalten<br />
die meisten ein Fest oder machen Urlaub.<br />
Vor drei Jahren habe ich bereits eine große Charity-Veranstaltung<br />
in der Staatsoper organisiert, deren<br />
Erlös behinderten Kinder aus benachteiligten<br />
Verhältnissen in Mexiko zugute kam. Nun habe<br />
ich mir gedacht, dass ich gerne eine Benefizveranstaltung<br />
nur für Wien ausrichten möchte. Ich<br />
habe bereits vor einem Jahr mit der Organisation<br />
dieses Events begonnen. Von der Staatsoper, dem<br />
Musikverein sowie der Stadt Wien habe ich sofort<br />
Unterstützung zugesagt bekommen. Auch hinsichtlich<br />
des Ehrenschutzes war es toll, wie viele<br />
zugesagt haben – es war ein wirklich besonderes<br />
Gala-Fest für den guten Zweck.<br />
Sie haben sehr namhafte Künstler für diesen<br />
Abend gewonnen – sind sie alle Gäste Ihres Restaurants?<br />
Ja, und viele von ihnen sind auch zu guten<br />
Freunden geworden. Ich habe für diese Veranstaltung<br />
über zwanzig der besten Künstler der Welt gewonnen.<br />
Rudolf Buchbinder, Julian Redlin, Marco<br />
Vratogna, Ramon Vargas und Herbert Lippert sind<br />
nur einige Namen. Sie sind alle sofort von dem Projekt<br />
begeistert gewesen, und es ist toll, dass sie für<br />
diesen Abend keine Gage verlangt haben.<br />
Mit welchem Hintergrund haben Sie sich<br />
für die St. Anna Kinderkrebsforschung und das<br />
START-Stipendienprogramm als Empfänger des<br />
Erlöses entschieden?<br />
Kindern helfen ist etwas Großartiges. St. Anna<br />
ist ein besonderes Projekt, das große Fortschritte<br />
in der Krebsforschung gemacht hat. Ich weiß auch<br />
von einem Jungen aus meiner Heimat, der nach<br />
St. Anna kam und durch die Behandlung gerettet<br />
wurde. Das START-Stipendienprogramm für Schüler<br />
mit Migrationshintergrund habe ich gewählt,<br />
da ich ja selbst Migrationshintergrund habe. Ich<br />
bin damals mit meiner Familie aus Belgrad gekommen<br />
und habe von Wien so viel bekommen<br />
– jetzt möchte ich etwas zurückgeben.<br />
Hatten Sie bei der Lokaleröffnung vor 33 Jahren<br />
bereits zum Ziel, dass Ihr Gastronomiebetrieb<br />
ein Künstlerlokal wird?<br />
Ja, diesen Wunsch hatte ich von Anbeginn an.<br />
Ich bin durch die Stadt spaziert – vorbei an der<br />
Staatsoper, dem Konzerthaus und dem Musikverein<br />
– mit dem Plan, in dieser Gegend ein Lokal zu<br />
kaufen. Ich habe damals schon zu meinen beiden<br />
Architekten gesagt: „Da sind so viele tolle Künstler<br />
in der Nähe, die möchte ich gerne zu meinen<br />
Gästen zählen können.“ Ich habe auch einmal gesagt,<br />
dass ich, sobald ich von allen drei Tenören<br />
besucht wurde, in Pension gehen werde. Nun wurde<br />
ich von allen dreien besucht, arbeite aber mehr<br />
denn je. Es ist ein großes Glück in Wien zu leben,<br />
in der schönsten Gasse Wiens.<br />
•<br />
Foto: Franz Johann Morgenbesser<br />
130 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2016</strong>