WA_2016_17_monitor
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Nun geht’s los<br />
Schenken Sie sich etwa 6 bis 8 cl (das entspricht<br />
einer Menge von etwa drei bis vier<br />
Schnapsgläsern) ins Glas, halten es am Stiel<br />
oder Fuß, damit der Wein von der Körperwärme<br />
abgeschirmt ist. Die Tränen oder<br />
Schlieren, die der Wein an der Glaswand<br />
zieht, sollte man hingegen nicht überbewerten.<br />
Sie könnten zwar ein Indiz sein, dass der<br />
Wein sehr alkoholhaltig ist, je langsamer sie<br />
fließen, jedoch kann dies auch andere Ursachen<br />
haben, zum Beispiel am Schliff des<br />
Glases liegen.<br />
Betrachten Sie die Farbe des Weines. Sie<br />
begutachtet man am besten in einem hellen<br />
Raum und hält das Glas dabei in einem<br />
45-Grad-Winkel. Weiße Gewächse zeigen<br />
sich grünlichgelb bis tiefgolden, Rotweine<br />
dagegen sind am Rand hellrot bis tief purpurrot,<br />
gereifte rote Tropfen können dagegen<br />
bräunlich-rote Töne am Rand aufweisen.<br />
Älterer Rotwein kann heller erscheinen, da<br />
sich die Farbpigmente mit fortwährender<br />
Lagerung am Boden absetzen. Sehr dunkle<br />
Weine stammen meist aus sehr heißen Anbaugebieten.<br />
Bei Weißweinen gilt: Je dunkler,<br />
desto älter.<br />
Nun spielt die Farbe des Weins aber<br />
keine nennenswerte Rolle. Das Riechen dagegen<br />
schon. Dazu schwenken Sie das Glas<br />
kräftig und stecken die Nase ins Glas und<br />
riechen rein, um schon mal zu merken, ob<br />
Ihnen der Wein sympathisch ist. Bei der Beschreibung<br />
des wahrgenommenen Geruchs<br />
nehmen Sie am besten vertraute Gerüche<br />
und Metaphern zu Hilfe: Wein kann durchaus<br />
nach Honig, Teer oder Lakritze riechen.<br />
Allgemein werden die Aromen nach sieben<br />
Familien unterschieden:<br />
blumig: Rose, Veilchen, Kamille;<br />
fruchtig: Beeren, Zitrusfrüchte, Kernobst;<br />
pflanzlich: grasig, nach Heu, nach Wald;<br />
würzig: einmal quer durch den Gewürzschrank<br />
– Zimt, Vanille, Pfeffer;<br />
karamellisiert: Karamell, Honig;<br />
rauchig: etwa Leder, Teer oder Holz;<br />
mikrobiologisch: Joghurt, Butter, säuerlich.<br />
Jetzt endlich kommt der Geschmackssinn<br />
dran. Den Wein zuerst schlürfen und dann<br />
im Mund behalten. Ihn dabei immer wieder<br />
mit der Zunge „durchkauen“. Zuerst wird<br />
der Süße-Säure-Eindruck bewertet, bevor<br />
sich mit der Zeit die Geschmacksaromen<br />
entfalten. Diese können dann wieder denselben<br />
Familien zugeordnet werden, wie zuvor<br />
schon die Geruchsaromen. Beschreiben Sie,<br />
wie sich der Wein im Mund anfühlt: zum Beispiel<br />
dick, cremig, ölig oder samtig.<br />
Bei einer professionellen Weinprobe wird<br />
der Wein jetzt in dafür vorgesehene Behältnisse<br />
gespuckt, um für die darauf folgenden<br />
Weine nüchtern zu bleiben. Es ist sinnvoll,<br />
sich während einer Weinverkostung Notizen<br />
zu machen. Hier werden die Sinneseindrücke<br />
in Worte gefasst und festgehalten.<br />
Zum einen kann aus solch einem Blatt der<br />
Gesamteindruck eines Weines hervorgehen,<br />
zum anderen sind die Aufzeichnungen auch<br />
für spätere Verkostungen nützlich.<br />
Bloß nicht beeinflussen<br />
lassen: Bei<br />
Blindverkostungen<br />
sind Geruchs- und<br />
Geschmackssinne<br />
in ihrer gesamten<br />
Bandbreite gefragt.<br />
Bild links: das Farbspektrum<br />
der Weine.<br />
WINZERATLAS 155