2 KEP heute: unverzichtbar für die städtische Grundversorgung 12
Einleitung und Zielsetzung Aktuelle Mengengerüste, Relevanz und Benchmarking <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen in deutschen Großstädten Ganzheitliche Bewertung <strong>der</strong> Einsatzmöglichkeiten alternativer Antriebstechnologien für konventionelle Zustellkonzepte Ganzheitliche Bewertung innovativer Zustellkonzepte Sozioökonomische Akzeptanz innovativer Zustellkonzepte seitens <strong>der</strong> B2C-Empfänger, Gesamtfazit und Handlungsempfehlungen Die Bedeutung <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen für die Grundversorgung von Städten wurde in <strong>der</strong> Vorstudie an den Beispielen Nürnberg und Frankfurt am Main wie folgt konstatiert: 11 Die KEP-Verkehre sind aus kommunaler Sicht insgesamt den notwendigen Quell- und Ziel-Verkehren mit geringer Schadwirkung infolge des geringen Anteils am Gesamtverkehrs<strong>auf</strong>kommen zuzurechnen. KEP-Dienstleistungen sind aus kommunaler Sicht eine unverzichtbare Grundversorgung <strong>der</strong> Stadt mit Waren aus dem Online-Handel (B2C), was durch den demografischen Wandel noch verstärkt wird. Weiterhin ermöglichen KEP-Dienste eine lebendige stationäre Einzelhandelskultur, weil insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> nicht filialisierte Einzelhandel zu einem hohen Prozentsatz von KEP-Dienstleistungen logistisch abhängig ist (B2B). Aus Sicht des Handels wird diese Abhängigkeit von KEP-Dienstleistungen in dem Maße noch zunehmen, wie Multi-Channel-Strategien im stationären Einzelhandel erfolgreich implementiert werden. Rückschlüsse <strong>auf</strong> die Ökoeffizienz Bei <strong>der</strong> Betrachtung einer Zielerreichung <strong>der</strong> drei Dimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs in den Transportunternehmen (ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit) muss zwingend beachtet werden, dass Ökoeffizienz und Sozioeffizienz in Benchmark-Betrachtungen nicht miteinan<strong>der</strong> vermischt werden. 14 Insbeson<strong>der</strong>e ein Benchmark <strong>der</strong> Sozioeffizienz zwischen rein privatwirtschaftlichen KEP-Unternehmen und kommunalen Verkehrsbetrieben würde sich methodisch absolut verbieten, weil im privatwirtschaftlichen Kontext Sozioeffizienz als Minimierung soziale Schadwirkungen gesehen wird 15 und im kommunalen Kontext des ÖPNV die Sozioeffizienz als Maximierung des sozialen Nutzens betrachtet werden muss. Der jährliche Ersatz <strong>der</strong> Eigenlogistik privater Haushalte durch Motorisierten Individualverkehr (MIV) in Höhe von 2,3 Mio. Pkw-Kilometer durch den Bündelungseffekt von KEP-Lieferungen konnte in einer weiteren Untersuchung am Beispiel <strong>der</strong> Kölner Innenstadt nachgewiesen werden; 12 berücksichtigt man dabei die ermittelten 0,2 Mio. KEP-Fahrzeugkilometer als zusätzlich induzierten Wirtschaftsverkehr, mit einem hohen Ersetzungsgrad von MIV, 13 nutzt jedoch insbeson<strong>der</strong>e im Segment des öffentlichen Stadtbusverkehrs die gleichen Ressourcen (Verkehrsträger Straße) im öffentlichen Raum. Stadtbusse haben einen großen Anteil an <strong>der</strong> Fahrleistung des ÖPNV im urbanen Raum; in Berlin 55 %, in Hamburg sogar ca. 75 % und in München 45 %. entspricht das einem Ersetzungsgrad von 92 %. Mehrere Transportsysteme, gleicher Verkehrsträger, dasselbe Umwelt- ÖPNV: ebenso unverzichtbar Die Einstufung von KEP-Dienstleistungen als unverzichtbare Grundversorgung von Städten sowie <strong>der</strong> hohe Ersetzungsgrad von MIV begründet die hohe Relevanz von KEP-Verkehren in deutschen Großstädten, mit stark steigen<strong>der</strong> Tendenz. Der ÖPNV ist ebenfalls eine unverzichtbare Grundversorgung von Städten mit Personenbeför<strong>der</strong>ungsdienstleistungen und ist ein Wirtschafts- und Standortfaktor und Verkehrsproblem Beide Transportsysteme <strong>der</strong> urbanen Grundversorgung von Privathaushalten, Handel und Gewerbetreibenden mit Mobilitätsdienstleistungen sind Mitverursacher des urbanen Verkehrs- und Umweltproblems. Wegen <strong>der</strong> hohen Bündelungseffekte sind sie gleichzeitig auch ein Lösungsangebot, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. 11 Vgl. (Bogdanski, 2015), S. 18ff. 13 Vgl. (Eichmann, et al., 2005), S. 5ff. 15 Vgl. ebenda 12 Vgl. (Esser Kurte (a), et al., 2012), S. 41ff. 14 Vgl. (Schaltegger, et al., 2007), S. 16ff und S. 71ff. An<strong>der</strong>s formuliert, stellt <strong>der</strong> ÖPNV nach Forsthoff eine staatliche und somit kommunale Daseinsvorsorge dar: „Mit <strong>der</strong> Zusammenbringung großer Bevölkerungsmassen <strong>auf</strong> engsten Raum in den Großstädten, wie sie die industrielle Emanzipation im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t mit sich brachte, ergaben sich für die individuelle Daseinsführung neue Bedingungen und Erfor<strong>der</strong>nis. Sie lassen sich in <strong>der</strong> Weise verdeutlichen, dass man den beherrschten und den effektiven Lebensraum des einzelnen unterscheidet. […] Die durch die Industrialisierung ausgelöste räumliche Verschichtung <strong>der</strong> Bevölkerung hat dazu geführt, dass sich <strong>der</strong> beherrschte Lebensraum des Einzelnen mehr und mehr verringerte (von Haus, Hof und Werkstatt zur Mietwohnung und dem Arbeitsplatz in <strong>der</strong> Fabrik), während die Technik den effektiven Lebensraum außerordentlich erweiterte. Mit dem beherrschten Lebensraum gingen dem Einzelnen die Sicherungen verloren, die seinem Dasein eine gewisse Eigenständigkeit verliehen. Nun 13