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BIEK Nachhaltigkeitsstudie 2017 - Innovationen auf der letzten Meile

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Einleitung<br />

und Zielsetzung<br />

Aktuelle Mengengerüste, Relevanz und<br />

Benchmarking <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen<br />

in deutschen Großstädten<br />

Ganzheitliche Bewertung <strong>der</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />

alternativer Antriebstechnologien für<br />

konventionelle Zustellkonzepte<br />

Ganzheitliche Bewertung<br />

innovativer Zustellkonzepte<br />

Sozioökonomische Akzeptanz innovativer<br />

Zustellkonzepte seitens <strong>der</strong> B2C-Empfänger,<br />

Gesamtfazit und Handlungsempfehlungen<br />

Der Energiebedarf im Szenario 4 beträgt bei 260 Arbeitstagen pro Jahr umgerechnet<br />

ebenfalls ca. 0,2 % des gesamten elektrischen Energieverbrauchs von<br />

Hamburg im Jahr 2013. 110 Es stellt somit in <strong>der</strong> absoluten Höhe kein Problem<br />

<strong>der</strong> Energieversorgung dar.<br />

Auch hier: Ersatz durch kleine Zustellfahrzeuge nicht möglich<br />

Im Gesamtvergleich <strong>der</strong> Szenarien ist für Hamburg zu konstatieren, dass <strong>der</strong><br />

vollständige Ersatz konventioneller Touren durch kleine Zustellfahrzeuge wie<br />

den StreetScooter Work o<strong>der</strong> den Renault Kangoo auch hier nicht möglich ist.<br />

Es verbleiben ca. 140 bis 320 konventionelle Touren, bei einem Mehrbedarf von<br />

170 bis 230 Fahrern und insgesamt 80 bis 290 BEV, wobei <strong>der</strong> Renault Kangoo<br />

insgesamt besser abschneidet als <strong>der</strong> StreetScooter Work. Allein durch den<br />

Mehrbedarf an Fahrern und Fahrzeugen und durch die Tatsache, dass weiterhin<br />

bis zu 320 Dieselfahrzeuge eingesetzt werden müssen, sind diese Szenarien von<br />

vornherein unwirtschaftlich und somit auch im Ergebnis <strong>der</strong> Experteninterviews<br />

auszuschließen.<br />

Für Hamburg konnte im Szenario 4 kein vollständiger 1:1-Ersatz mit den zur<br />

Verfügung stehenden elektrischen Fahrzeugen simuliert werden, da in Tourenklasse<br />

C ein hoher Anteil von Fahrzeugen mit 7,5 t zGG vorliegt, die durch den<br />

kleineren Iveco Daily Electric substituiert werden mussten. Aufgrund des sich<br />

daraus ergebenden Nachladebedarfs ergibt sich auch in diesem Szenario ein zusätzlicher<br />

Arbeits<strong>auf</strong>wand von ca. 30 Fahrern und zehn Fahrzeugen im Vergleich<br />

zur konventionellen gefahrenen Tour aus Szenario 1; dennoch erscheint dieses<br />

Szenario <strong>auf</strong>grund des geringen Mehrbedarfs (ca. 1 %) realistisch.<br />

Damit bleibt auch in Hamburg das Szenario 4 mit dem möglichen 1:1-Ersatz<br />

konventioneller Touren durch BEV <strong>der</strong> Klasse Iveco Daily Electric das einzig realistische<br />

Szenario. Dessen Wirtschaftlichkeit wird jedoch extrem durch die künftige<br />

Preisentwicklung <strong>der</strong> BEV beeinflusst. Auffallend ist, dass die jährlichen<br />

elektrischen Energiekosten nur ca. 23 <strong>der</strong> jährlichen Dieselkosten betragen,<br />

also rechnerisch eine Ersparnis von ca. 1,3 Mio. € pro Jahr vorliegt. Geht man<br />

bei 1 220 BEV von einem <strong>der</strong>zeitigen Mehrbedarf <strong>der</strong> Anschaffungsinvestition in<br />

Höhe von 40 000 € pro Fahrzeug sowie von den zehn zusätzlich benötigten BEV<br />

aus, also gesamt ca. 49 Mio. €, würde die Amortisation <strong>der</strong> Mehrkosten über die<br />

Energiekosteneinsparung theoretisch 38 Jahre dauern.<br />

Interessanter ist auch in Hamburg eine Berechnung des erfor<strong>der</strong>lichen Literpreises<br />

für Dieselkraftstoff, damit bei einer linearen Abschreibung <strong>der</strong> Mehrkosten<br />

von 40 000 € pro BEV über die vorgeschrieben neun Jahre in Szenario 4 sowie<br />

den unterschiedlichen operativen Energiekosten von Diesel und Strom Kostengleichheit<br />

vorliegt. Dabei wird wie<strong>der</strong> stark vereinfacht davon ausgegangen,<br />

dass alle an<strong>der</strong>en TCO-Kosten zwischen Dieselfahrzeug und BEV gleich bleiben,<br />

die Batterie neun Jahre betrieben werden kann und keine Entsorgungskosten<br />

für die Batterie anfallen. Insbeson<strong>der</strong>e die <strong>letzten</strong> beiden Annahmen sind sehr<br />

unsicher. Die Kalkulation ergibt einen Literpreis für Dieselkraftstoff von mindestens<br />

4,08 €.<br />

In eine Gesamtbetrachtung muss auch in Hamburg die notwendige und <strong>der</strong>zeit<br />

nicht vorhandene Ladeinfrastruktur in den Depots einfließen. Für eine Schnell-<br />

ladung müssen für jedes Depot minimal ca. 70 kW und maximal ca. 1 400 kW<br />

Anschlussleistung bereitstehen und für Normalladungen minimal ca. 40 kW und<br />

maximal ca. 700 kW.<br />

Die Argumentation zugunsten <strong>der</strong> Schnellladung als Normalfall entspricht <strong>der</strong><br />

des Fallbeispiels Berlin. Somit wäre im Fallbeispiel Hamburg in 1 220 Schnellladestationen<br />

zu investieren (sog. „Wallboxes“ <strong>der</strong> Ladebetriebsart LBA3 mit<br />

Abrechnungsfunktionalität für die Vertragspartner), 111 was einem geschätzten<br />

Investitionsbedarf von 12,6 Mio. € entspricht.<br />

Feststellung: Der vollständige Ersatz konventioneller Touren<br />

durch kleine BEV bis 5 m 3 Ladevolumen ist auch in Hamburg nicht<br />

möglich und <strong>auf</strong>grund des Mehrbedarfs von bis zu 290 Fahrzeugen<br />

und bis zu 230 Fahrten unwirtschaftlich und unrealistisch.<br />

Ein vollständiger Ersatz durch BEV bis 18 m 3 Ladevolumen ist mit<br />

einem relativ geringen Mehrbedarf an BEV und Fahrern möglich<br />

und realistisch, wobei die operative Energiekosteneinsparung<br />

Strom zu Diesel in Höhe von ca. 1,3 Mio. € pro Jahr die <strong>der</strong>zeitigen<br />

zusätzlichen Anschaffungskosten <strong>der</strong> BEV nicht amortisieren<br />

kann. Der Liter Dieselkraftstoff müsste einen Marktpreis von<br />

mindestens 4,08 € haben, damit BEV wirtschaftlich sind. Die Depots<br />

in Hamburg wären überdies mit Schnellladestationen <strong>auf</strong>zurüsten,<br />

was einem einmaligen Investitionsbedarf von 12,6 Mio. €<br />

entspricht, ohne Berücksichtigung von Mehrkosten für Hausanschlusserweiterungen<br />

o<strong>der</strong> Lademanagementsysteme.<br />

109<br />

Eigene Berechnungen und Simulationen<br />

110<br />

Eigene Berechnung nach (Statista (b), 2016)<br />

111<br />

Vgl. (Wietschel, et al., 2015), S. 450–451: Die Investitionskosten für eine <strong>der</strong>artige Wallbox<br />

werden für 2013 mit 11 500 € und für 2020 mit 9 400 € angegeben, somit wurden für <strong>2017</strong><br />

Kosten in Höhe von 10 300 € angenommen.<br />

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