BIEK Nachhaltigkeitsstudie 2017 - Innovationen auf der letzten Meile
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Einleitung<br />
und Zielsetzung<br />
Aktuelle Mengengerüste, Relevanz und<br />
Benchmarking <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen<br />
in deutschen Großstädten<br />
Ganzheitliche Bewertung <strong>der</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />
alternativer Antriebstechnologien für<br />
konventionelle Zustellkonzepte<br />
Ganzheitliche Bewertung<br />
innovativer Zustellkonzepte<br />
Sozioökonomische Akzeptanz innovativer<br />
Zustellkonzepte seitens <strong>der</strong> B2C-Empfänger,<br />
Gesamtfazit und Handlungsempfehlungen<br />
4.2.2 Sharing Economy und SaaS<br />
Die disruptiven Technologien mobiles Internet und Cloud Computing ermöglichen auch für die KEP-Branche neue Geschäftsmodelle<br />
für die Letzte <strong>Meile</strong>. Die dar<strong>auf</strong> basierende Sharing Economy und Software-as-a-Service-Geschäftsmodelle (SaaS) unterscheiden<br />
sich grundsätzlich in ihren Potenzialen und Einschränkungen. Sie werden nachfolgend analysiert, insbeson<strong>der</strong>e vor dem<br />
Hintergrund des Einsatzes in urbanen Ballungsräumen.<br />
Direkt integrierte Crowd Delivery bietet keine Mehrwerte für B2C<br />
Der Begriff <strong>der</strong> Sharing Economy ist mit vielen Interpretationen belegt. Im makroökonomischen<br />
Sinn ist es ein hybrides Marktmodell zum Teilen ökonomischer<br />
Ressourcen. 160<br />
Schnell haben sich daraus Geschäftsmodelle im Internet entwickelt, damit Privatpersonen<br />
in Mikrojobs vorhandene materielle Ressourcen und ihre Arbeitskraft<br />
nutzen können. Basis dafür sind das mobile Internet und Cloud Computing.<br />
Bekannte Beispiele sind <strong>der</strong> Fahrdienst Uber o<strong>der</strong> die Buchungsplattform<br />
Airbnb. Sie beeinflussen <strong>der</strong>zeit weltweit die Taxi- und die Hotelbranche. Diese<br />
Geschäftsmodelle sind jedoch stark in die öffentliche Kritik geraten, den Wettbewerb<br />
zu verzerren und soziale Standards zu unterl<strong>auf</strong>en. 161 Daraus können<br />
sich geschäftsschädigende Imageprobleme für Unternehmen ergeben, die solche<br />
Konzepte anwenden. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> KEP-Branche ein sehr<br />
sensibles Thema, seit 2012 Sozialstandards bei den Zustellern medienwirksam<br />
kritisiert wurden. 162 Spätestens seit dem Gesetz zur Regelung eines allgemeinen<br />
Mindestlohns (Mindestlohngesetz, MiLoG) mit Gültigkeit ab 1.1.2015 gehören<br />
solche Debatten in Deutschland <strong>der</strong> Vergangenheit an. Sie könnten aber mit <strong>der</strong><br />
Crowd Delivery wie<strong>der</strong> an Relevanz gewinnen.<br />
Zu unterscheiden sind Unternehmen, wie die checkrobin GmbH mit <strong>der</strong> Marke<br />
myrobin, 163 die Crowd Delivery unter Umgehung von KEP-Netzwerken direkt von<br />
Sen<strong>der</strong> zum Empfänger organisieren, und Konzepte mit einer direkten Integration<br />
von Crowd Delivery <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Letzten <strong>Meile</strong> <strong>der</strong> KEP-Netzwerke.<br />
In <strong>der</strong> KEP-Branche setzte DHL im Jahr 2013 in Stockholm im Rahmen<br />
des Pilotprojektes MyWays ein Crowd Delivery-Konzept ein: 164 Über eine<br />
App konnte <strong>der</strong> Empfänger nach Ankunft des Paketes im DHL-Depot Zeit<br />
und Ort <strong>der</strong> Zustellung sowie das Zustellentgelt festlegen. Die in <strong>der</strong> App<br />
registrierten Mikrojobber, meist Studenten, entschieden, welches Paket sie<br />
zur angegebenen Anschrift und zur festgesetzten Zeit transportieren wollen.<br />
Das Projekt wurde Ende 2013 planmäßig beendet. Etwa 1 000 Zustellungen<br />
wurden in drei Monaten für Zustellentgelte zwischen 3,50 und 6,00 €<br />
für den Mikrojobber ausgeführt. Wenn ein Paket in <strong>der</strong> App keinen<br />
Zusteller fand, übernahm DHL die Lieferung. 165 In Schweden gibt es<br />
jedoch keine Adresszustellung, son<strong>der</strong>n grundsätzlich nur Zustellung<br />
an Abholstationen, sodass DHL mit diesem Konzept den B2C-Empfängern<br />
einen Mehrwert bieten konnte. Über die Gründe <strong>der</strong> fehlenden Fortsetzung<br />
dieser Praxis ist nichts bekannt.<br />
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