BIEK Nachhaltigkeitsstudie 2017 - Innovationen auf der letzten Meile
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Einleitung<br />
und Zielsetzung<br />
Aktuelle Mengengerüste, Relevanz und<br />
Benchmarking <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen<br />
in deutschen Großstädten<br />
Ganzheitliche Bewertung <strong>der</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />
alternativer Antriebstechnologien für<br />
konventionelle Zustellkonzepte<br />
Ganzheitliche Bewertung<br />
innovativer Zustellkonzepte<br />
Sozioökonomische Akzeptanz innovativer<br />
Zustellkonzepte seitens <strong>der</strong> B2C-Empfänger,<br />
Gesamtfazit und Handlungsempfehlungen<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> KEP-Dienstleistungen für die Grundversorgung von Städten wurde in <strong>der</strong> Vorstudie an den Beispielen Nürnberg und Frankfurt am Main wie folgt<br />
konstatiert: 11<br />
Die KEP-Verkehre sind aus kommunaler Sicht insgesamt den notwendigen Quell- und Ziel-Verkehren mit geringer Schadwirkung<br />
infolge des geringen Anteils am Gesamtverkehrs<strong>auf</strong>kommen zuzurechnen. KEP-Dienstleistungen sind aus kommunaler Sicht<br />
eine unverzichtbare Grundversorgung <strong>der</strong> Stadt mit Waren aus dem Online-Handel (B2C), was durch den demografischen Wandel<br />
noch verstärkt wird. Weiterhin ermöglichen KEP-Dienste eine lebendige stationäre Einzelhandelskultur, weil insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
nicht filialisierte Einzelhandel zu einem hohen Prozentsatz von KEP-Dienstleistungen logistisch abhängig ist (B2B). Aus Sicht<br />
des Handels wird diese Abhängigkeit von KEP-Dienstleistungen in dem Maße noch zunehmen, wie Multi-Channel-Strategien im<br />
stationären Einzelhandel erfolgreich implementiert werden.<br />
Rückschlüsse <strong>auf</strong> die Ökoeffizienz<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung einer Zielerreichung <strong>der</strong> drei Dimensionen des<br />
Nachhaltigkeitsbegriffs in den Transportunternehmen (ökonomische,<br />
ökologische und soziale Nachhaltigkeit) muss zwingend beachtet<br />
werden, dass Ökoeffizienz und Sozioeffizienz in Benchmark-Betrachtungen<br />
nicht miteinan<strong>der</strong> vermischt werden. 14 Insbeson<strong>der</strong>e ein<br />
Benchmark <strong>der</strong> Sozioeffizienz zwischen rein privatwirtschaftlichen<br />
KEP-Unternehmen und kommunalen Verkehrsbetrieben würde sich<br />
methodisch absolut verbieten, weil im privatwirtschaftlichen Kontext<br />
Sozioeffizienz als Minimierung soziale Schadwirkungen gesehen<br />
wird 15 und im kommunalen Kontext des ÖPNV die Sozioeffizienz als<br />
Maximierung des sozialen Nutzens betrachtet werden muss.<br />
Der jährliche Ersatz <strong>der</strong> Eigenlogistik privater Haushalte durch Motorisierten Individualverkehr<br />
(MIV) in Höhe von 2,3 Mio. Pkw-Kilometer durch den Bündelungseffekt<br />
von KEP-Lieferungen konnte in einer weiteren Untersuchung am Beispiel<br />
<strong>der</strong> Kölner Innenstadt nachgewiesen werden; 12 berücksichtigt man dabei die ermittelten<br />
0,2 Mio. KEP-Fahrzeugkilometer als zusätzlich induzierten Wirtschaftsverkehr,<br />
mit einem hohen Ersetzungsgrad von MIV, 13 nutzt jedoch insbeson<strong>der</strong>e im Segment<br />
des öffentlichen Stadtbusverkehrs die gleichen Ressourcen (Verkehrsträger<br />
Straße) im öffentlichen Raum. Stadtbusse haben einen großen Anteil an <strong>der</strong><br />
Fahrleistung des ÖPNV im urbanen Raum; in Berlin 55 %, in Hamburg sogar ca.<br />
75 % und in München 45 %.<br />
entspricht das einem Ersetzungsgrad von 92 %.<br />
Mehrere Transportsysteme, gleicher Verkehrsträger, dasselbe Umwelt-<br />
ÖPNV: ebenso unverzichtbar<br />
Die Einstufung von KEP-Dienstleistungen als unverzichtbare Grundversorgung von<br />
Städten sowie <strong>der</strong> hohe Ersetzungsgrad von MIV begründet die hohe Relevanz<br />
von KEP-Verkehren in deutschen Großstädten, mit stark steigen<strong>der</strong> Tendenz. Der<br />
ÖPNV ist ebenfalls eine unverzichtbare Grundversorgung von Städten mit Personenbeför<strong>der</strong>ungsdienstleistungen<br />
und ist ein Wirtschafts- und Standortfaktor<br />
und Verkehrsproblem<br />
Beide Transportsysteme <strong>der</strong> urbanen Grundversorgung von Privathaushalten, Handel<br />
und Gewerbetreibenden mit Mobilitätsdienstleistungen sind Mitverursacher<br />
des urbanen Verkehrs- und Umweltproblems. Wegen <strong>der</strong> hohen Bündelungseffekte<br />
sind sie gleichzeitig auch ein Lösungsangebot, Nachhaltigkeitsziele zu<br />
erreichen.<br />
11<br />
Vgl. (Bogdanski, 2015), S. 18ff.<br />
13<br />
Vgl. (Eichmann, et al., 2005), S. 5ff.<br />
15<br />
Vgl. ebenda<br />
12<br />
Vgl. (Esser Kurte (a), et al., 2012), S. 41ff.<br />
14<br />
Vgl. (Schaltegger, et al., 2007), S. 16ff und S. 71ff.<br />
An<strong>der</strong>s formuliert, stellt <strong>der</strong> ÖPNV nach Forsthoff eine staatliche und somit kommunale<br />
Daseinsvorsorge dar:<br />
„Mit <strong>der</strong> Zusammenbringung großer Bevölkerungsmassen <strong>auf</strong><br />
engsten Raum in den Großstädten, wie sie die industrielle Emanzipation<br />
im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t mit sich brachte, ergaben<br />
sich für die individuelle Daseinsführung neue Bedingungen und<br />
Erfor<strong>der</strong>nis. Sie lassen sich in <strong>der</strong> Weise verdeutlichen, dass man<br />
den beherrschten und den effektiven Lebensraum des einzelnen<br />
unterscheidet. […] Die durch die Industrialisierung ausgelöste<br />
räumliche Verschichtung <strong>der</strong> Bevölkerung hat dazu geführt, dass<br />
sich <strong>der</strong> beherrschte Lebensraum des Einzelnen mehr und mehr<br />
verringerte (von Haus, Hof und Werkstatt zur Mietwohnung und<br />
dem Arbeitsplatz in <strong>der</strong> Fabrik), während die Technik den effektiven<br />
Lebensraum außerordentlich erweiterte. Mit dem beherrschten<br />
Lebensraum gingen dem Einzelnen die Sicherungen verloren,<br />
die seinem Dasein eine gewisse Eigenständigkeit verliehen. Nun<br />
13