antriebstechnik 6/2017
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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
01 Die unteren Gehäuseteile<br />
zur Aufnahme der Prüfscheibe<br />
wurden mit rd.<br />
200 M80-Gewindebolzen<br />
auf ihren Sockeln fixiert<br />
zunächst auf die gerade eingebrachte<br />
125-t-Scheibe ein. Die wiederum reicht<br />
die entsprechenden Lasten an den Prüfling<br />
weiter, der per Adapter an der Scheibe<br />
befestigt ist. „Das ist ein innovatives Konzept“,<br />
so Göbel, „und es hat einen entscheidenden<br />
Vorteil. Denn die auf das zu prüfende<br />
Lager einwirkenden Kräfte werden<br />
nicht durch die Eigenstabilität eines lastausübenden<br />
Lagers beschränkt.“<br />
Dank des robusten Sieben-Meter-Diskus‘<br />
lassen sich die zu testenden Großlager<br />
deutlich stärker belasten als bei klassischen<br />
Prüfstanddesigns. Unter dem Strich können<br />
die 64 Zylinder in Kooperation mit der<br />
Scheibe über alle Achsen hinweg Kräfte<br />
entfesseln, die in ihrer Kombination sogar<br />
um ein Mehrfaches höher liegen als bei<br />
der aktuell stärksten Großlager-Prüfanlage.<br />
Zusätzlich wird der von der Augsburger<br />
Renk Test System GmbH gefertigte Prüfstand<br />
– in Bezug auf die Größe der Prüflinge<br />
– hohe Umdrehungsgeschwindigkeiten<br />
ermöglichen. Dabei kann er nicht nur<br />
ein einzelnes Großlager mit bis zu 6 m<br />
Außendurchmesser, sondern gleich die<br />
komplette Lagerungseinheit testen.<br />
Kein Wunder also, dass Projektleiter<br />
Göbel zu folgender Überzeugung gelangt:<br />
„Dank der massiven Scheibe wird der künftige<br />
SKF-Prüfstand bezüglich der Kombination<br />
von Dynamik, maximale Kräfte und<br />
Biegemomente sowie Drehzahlen alles bisher<br />
Dagewesene in den Schatten stellen. So<br />
können wir aus den Tests Erkenntnisse gewinnen,<br />
die es uns ermöglichen, gegenwärtige<br />
rechnerische Simulationsmodelle zu<br />
vervollkommenen und kommende Großlager-Generationen<br />
viel präziser und ressourcenschonender<br />
auf ihre spätere Aufgabe<br />
zuzuschneiden.“<br />
Kräfte unter Kontrolle<br />
Damit die Großlager der Zukunft ebenso<br />
langlebig wie leicht werden, ist im Prüfzentrum<br />
derzeit noch echte Schwerstarbeit erforderlich:<br />
Das Gehäuse für das 125-t-„Ufo“<br />
besteht aus sechs Segmenten. Allein die beiden<br />
unteren Segmente wiegen jeweils rund<br />
60 t. „Wir haben diese Segmente mit insgesamt<br />
rd. 200 M80-Gewindebolzen und<br />
einer Vorspannkraft von mehreren Meganewton<br />
auf ihren Sockeln fixiert“, berichtet<br />
Andreas Büchner, Senior Project Manager<br />
im Testcenter-Team von SKF.<br />
Die Sockel, in denen die Schrauben stecken,<br />
sind Bestandteil eines 3 000 t schweren<br />
Fundaments, das vom Rest des offen und<br />
leicht anmutenden Gebäudes entkoppelt<br />
ist – um keine störende Wechselwirkung mit<br />
dem Gebäude zu erhalten. Angesichts des<br />
massiven Unterbaus ist die Präzisionsarbeit<br />
an der Schnittstelle zwischen den Sockeln<br />
und den Gehäuse-Unterteilen umso erstaunlicher:<br />
„Was die Ebenheit der Auflageflächen<br />
anbelangt, reden wir über Toleranzen<br />
von wenigen Zehntel Millimetern“, erläutert<br />
Büchner, „und zwar über eine Distanz von<br />
rd. 10 m.“<br />
Inzwischen sind auch die restlichen Gehäuseteile<br />
rund um die Scheibe montiert<br />
worden. Zwei davon sind jeweils rund 70 t<br />
schwer. „Im Endeffekt erreicht der Prüfstand<br />
dadurch ein Eigengewicht von etwa<br />
700 t“, so Büchner, „und wird damit stabil<br />
genug sein, um seine gewaltigen Kräfte<br />
kontrolliert auf die Prüflinge aufzubringen.“<br />
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