antriebstechnik 6/2017
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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
02 Aufbau des modularen Dichtsystem MSS1<br />
für langsam laufende Getriebewellen<br />
03 Vergleiche der Berührbreiten eines Standarddichtrings der Bauformen BA und eines PSS<br />
04 Vergleiche des chemischen Angriffs der Dichtkante bei einem Wellendichtring BA<br />
(mit Sonderfeder) und einem PSS unter identischen Bedingungen<br />
05 Basierend auf den Lebensdauererfahrungswerten<br />
von Freudenberg wird beim PSS aufgrund<br />
der minimalen Verschleißwerte eine Lebensdauer<br />
von > 20 000 h erwartet<br />
30 000 km pro Jahr gefahren wird, erreicht in einem Jahr etwa<br />
600 Betriebsstunden.<br />
Ebenso wie die Zuverlässigkeit der Antriebe steht bei Applikationen<br />
mit einer hohen Auslastung, z. B. mobile Logistikassistenten,<br />
bei denen für gewisse Fahrstrecken Energie zwischengepuffert werden<br />
muss, die Effizienz der Antriebe absolut im Vordergrund. Der<br />
Betrieb moderner Applikationen unterscheidet sich oft grundlegend<br />
von den bisher üblichen Anwendungen. Wo früher z. B. kontinuierlich<br />
drehende Montagebänder eingesetzt wurden, werden<br />
heute autonom fahrende Logistikassistenten eingesetzt. Die Bewegungskinematik<br />
der Antriebe hat sich bei vielen Applikationen<br />
deutlich verändert. Die Lebensdauer von Dichtsystemen in Antrieben,<br />
die im Dauerbetrieb betrieben werden, erwiesen sich bereits<br />
in der Vergangenheit oft als kritisch. Jedoch wird die Lebensdauer<br />
heute durch variable Drehzahlen, wechselnde Drehrichtungen und<br />
häufige Anfahrvorgänge noch weiter reduziert.<br />
Nicht zuletzt werden aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen<br />
Antriebe immer öfter mit Frequenzumrichtern geregelt. Start-Stopp-<br />
Betrieb, hohe Dynamik sowie wechselnde Drehzahlen/-richtungen<br />
sind heute Bedingungen, mit denen moderne Antriebssysteme sicher<br />
betrieben werden müssen. Aus der klassischen, mechanischen<br />
Sichtweise lassen sich diese Anforderungen mit modernen Berechnungs-<br />
und Simulationswerkzeugen berücksichtigen. Die einzelnen<br />
Komponenten können entsprechend zeit- oder dauerfest ausgelegt<br />
werden. Je nach Temperatureinsatzbereich kann auch ein Schmierstoff<br />
gewählt werden, der eine Lebensdauerschmierung ermöglicht.<br />
Die Lebensdauer eines Dichtsystems hingegen lässt sich bis heute<br />
nicht berechnen. Die Robustheit des Gesamtsystems wird immer<br />
durch das schwächste Glied bestimmt, in diesem Fall durch das<br />
Dichtsystem. Klassische Dichtsysteme in der Antriebstechnik sind<br />
nach wie vor Radialwellendichtringe. Erfahrungswerte der Hersteller<br />
zu den Lebensdauern helfen, das geeignete Dichtsystem zu<br />
wählen. Jedoch sind auch hier Grenzen gesetzt. Applikationen, die<br />
unter den oben genannten Bedingungen betrieben werden, erreichen<br />
bereits in dem gesetzlichen Gewährleistungszeitraum von<br />
zwei Jahren oft bis zu 16 000 Betriebsstunden. Die Lebensdauererwartung<br />
an Premium-Antriebssysteme gehen heute jedoch weit<br />
darüber hinaus.<br />
Wechselwirkungen mit Schmierstoff<br />
Eine der grundlegendsten Voraussetzung für eine möglichst hohe<br />
Lebensdauer der RWDR ist die Schmierstoffverträglichkeit. Entscheidend<br />
ist die Frage, in welchem Maß und in welcher Geschwindigkeit<br />
die chemisch-physikalischen Interaktionen stattfinden. Die<br />
Geschwindigkeit der Wechselwirkungen zwischen Schmierstoff<br />
und Elastomer wird vor allem durch die Öltemperatur und die Zeit<br />
beeinflusst. Die im Dichtkontakt entstehende Reibung führt zu<br />
einer zusätzlichen Temperaturüberhöhung, die entscheidend für<br />
die Lebensdauer einer Dichtung ist. Einflussfaktoren wie Drehzahl,<br />
Anpressdruck (durch die Radialfeder oder Überdruck im Ölraum),<br />
Art des Elastomerwerkstoffs, innere und äußere Beaufschlagung<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 6/<strong>2017</strong> 27