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campushunter Magazin Stuttgart Wintersemester ... - campushunter.de

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102 I AKAD <strong>Stuttgart</strong><br />

Frem<strong>de</strong> Nachbarn<br />

Was bei <strong>de</strong>r Wirtschaftskommunikation zwischen<br />

Deutschen und Schweizern zu beachten ist<br />

Als zwei Nationen, die sich durch eine gemeinsame Sprache<br />

unterschei<strong>de</strong>n, hat George Bernard Shaw einmal England und<br />

die USA bezeichnet. Ähnliches mag man für Deutschland und<br />

(zumin<strong>de</strong>st) die <strong>de</strong>utschsprachigen Teile <strong>de</strong>r Schweiz vermuten. Befragt<br />

man jedoch <strong>de</strong>utsche Arbeitnehmer, die ihr Geld im südlichen Nachbarland<br />

verdienen, so zeigen sich vielfältige Unterschie<strong>de</strong>, die weit über lokale<br />

sprachliche Differenzen hinausgehen. Schweizer Lebensart und Arbeitsethos<br />

haben nach Auskunft vieler Expatriates nicht allzu viel mit<br />

<strong>de</strong>utschem Geschäftsgebaren zu tun und ähneln oft <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

Arbeitskultur.<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick mag dies überraschen, strukturell betrachtet ergeben<br />

sich jedoch bereits hinsichtlich <strong>de</strong>r politischen I<strong>de</strong>ntität von<br />

Schweizern und Amerikanern einige Gemeinsamkeiten. Wie die USA ist<br />

die Schweiz zunächst einmal eine Vereinigung von Bun<strong>de</strong>sstaaten - was<br />

bei <strong>de</strong>n "United States of America" auf <strong>de</strong>n ersten Blick ersichtlich ist,<br />

zeigt sich im Falle <strong>de</strong>r Schweiz erst bei <strong>de</strong>r offiziellen Bezeichnung, von<br />

<strong>de</strong>r meist nur die Anfangsbuchstaben bekannt sind, nämlich: "Confoe<strong>de</strong>ratio<br />

Helvetica".<br />

Was Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Wirtschaftskommunikation zwischen Deutschen<br />

und Schweizern angeht, so wer<strong>de</strong>n häufig die im Vergleich zu<br />

Deutschland flacheren Hierarchien in Unternehmen erwähnt. Diese Ebenen<br />

sind natürlich auch in <strong>de</strong>r Schweiz vorhan<strong>de</strong>n, aber im Arbeitsalltag<br />

- ähnlich wie in angloamerikanischen Län<strong>de</strong>rn - weniger sichtbar.<br />

Gepflegt wird ein familiäres Klima mit einem lockeren Umgangston<br />

ungeachtet von<br />

Abteilungen und<br />

Hierarchien; Status<strong>de</strong>nken<br />

ist unbekannt. Und auch beim Business-Socializing ähneln<br />

sich Schweizer und Amerikaner - so wird ein Problem gern mal bei einer<br />

Tasse Kaffee o<strong>de</strong>r einem gemeinsamen Essen besprochen.<br />

Allerdings existieren bei Ähnlichkeiten zwischen CH und USA auch<br />

die beson<strong>de</strong>rs für Deutsche eher negativen Aspekte wie längere Arbeitszeiten,<br />

kürzerer Urlaub und geringerer Kündigungsschutz. Wenig<br />

<strong>de</strong>utsch erscheinen auch die Rahmenbedingungen für Geschäftskontakte.<br />

So wird zum Beispiel wie in <strong>de</strong>n USA großer Wert auf das äußere<br />

Erscheinungsbild gelegt ("dress for success") und ein stark ausgeprägter<br />

Konformitätsdruck regelt das Verhalten in Standardsituationen.<br />

Lebenslange Kontakte durch <strong>de</strong>n<br />

Wehrdienst<br />

Nicht zu unterschätzen ist schließlich - wie<strong>de</strong>rum ähnlich wie in <strong>de</strong>n<br />

USA - die Be<strong>de</strong>utung sozialer Netzwerke für Karriere und Erfolg. Während<br />

das "old boys network" <strong>de</strong>r Amerikaner durch gemeinsam besuchte<br />

Hochschulen entsteht, ist es in <strong>de</strong>r Schweiz häufig <strong>de</strong>r Wehrdienst in<br />

<strong>de</strong>r Armee, <strong>de</strong>r als Ausgangspunkt für lebenslange Kontakte dient. Dies<br />

gilt jedoch meist nur für männliche Führungskräfte, was auch <strong>de</strong>m vergleichsweise<br />

geringen Anteil an weiblichen Führungspersonen entspricht<br />

- ein Wahlrecht für Frauen auf nationaler Ebene gibt es erst seit 1971.<br />

Freilich lassen sich für die Schweizer Geschäftswelt durchaus Charakteristika<br />

fin<strong>de</strong>n, die sich von <strong>de</strong>n USA unterschei<strong>de</strong>n und eher an<br />

<strong>de</strong>utsche Prinzipien und Verhaltensweisen erinnern. Schweizer Manager<br />

planen methodisch und präzise; Entscheidungsprozesse sind langsam<br />

und konsensorientiert. Seriosität wird durch Seniorität ver<strong>de</strong>utlicht - Respekt<br />

vor <strong>de</strong>m Alter, sei es bei einer Person o<strong>de</strong>r einem Unternehmen, ist<br />

ein verinnerlichter Verhaltensko<strong>de</strong>x. Schließlich: Direktheit bei Verhandlungen<br />

- international meist als <strong>de</strong>utsche Untugend verschrien - wird<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Schweiz sehr geschätzt.<br />

<strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> <strong>Wintersemester</strong> 2010/2011

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