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104 I Absolventa<br />
Denglisch im Berufsalltag<br />
»<br />
Ob im Alltag, in <strong>de</strong>n Medien o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Arbeit – nie zuvor hat sich<br />
Sprache <strong>de</strong>rmaßen schnell entwickelt wie in <strong>de</strong>r heutigen Zeit. Ständig nehmen<br />
wir neue Begriffe, Schlagworte und Abkürzungen in unseren Sprachgebrauch<br />
auf. Diese bedienen sich <strong>de</strong>s Englischen, <strong>de</strong>nn die Weltsprache<br />
impliziert Fortschritt und Weltoffenheit.<br />
Dabei können rund 60 Prozent aller Deutschen gar kein Englisch, 30<br />
weitere Prozent bringen es nicht über ein Schul- und Touristenenglisch hinaus,<br />
das zumin<strong>de</strong>st meint <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Journalist<br />
und Sprachkritiker Wolf Schnei<strong>de</strong>r.<br />
Doch was ist eigentlich ein Anglizismus? Laut<br />
Du<strong>de</strong>n eine „Übertragung einer für das britische<br />
Englisch charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf eine nichtenglische<br />
Sprache“. Englische Begriffe können dabei auf unterschiedliche Weise<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n: Einige Wörter schließen in <strong>de</strong>r Tat eine Lücke im Deutschen<br />
Wortschatz („brainstorming“), für an<strong>de</strong>re gibt es eigentlich eine <strong>de</strong>utsche<br />
Entsprechung („highlight“). Es gibt Anglizismen, die falsch übersetzt<br />
Schon mal „Windows” gegoogelt? Das<br />
Ergebnis ist sehr aufschlussreich: „Windows<br />
Home: Windows 7 Features & Tours, Windows<br />
Downloads & More.“, lautet die Beschreibung<br />
<strong>de</strong>r Website. Alles klar, da hat wohl ein<br />
Informatiker die <strong>de</strong>utsche Sprache geupdated,<br />
sie mit <strong>de</strong>m Englischen gemerged und ist dann<br />
damit live gegangen. Unser Denglisch-Wörterbuch<br />
fin<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Informatiker-Denglisch<br />
seinen vorläufigen Höhepunkt.<br />
Computer-User verwen<strong>de</strong>n mit ihrem „Net-<br />
Speak“ wohl die meisten Anglizismen. Und sie<br />
haben dafür zugegebenermaßen auch mehr Berechtigung<br />
als an<strong>de</strong>re Berufsgruppen. Das World<br />
Wi<strong>de</strong> Web mit seinen fast unbegrenzten Möglichkeiten,<br />
Techniken und Diensten zieht eine<br />
ganze Begriffswelt mit sich. Begriffe wie „googlen“<br />
o<strong>de</strong>r „uploa<strong>de</strong>n“ gab es vor wenigen Jahren<br />
noch gar nicht. Plötzlich mussten in kürzester<br />
Zeit neue Bezeichnungen geschafft wer<strong>de</strong>n –<br />
in englischer Sprache. Die meisten Neuerungen<br />
in <strong>de</strong>r Computerbranche kommen schließlich<br />
aus Amerika und auch die Sprache <strong>de</strong>s Welt-<br />
Netzes ist konsequenterweise Englisch.<br />
Computernutzung kann sich<br />
niemand entziehen<br />
Da sich viele Begriffe außer<strong>de</strong>m schwer ins<br />
Deutsche übersetzen lassen, wur<strong>de</strong>n englische<br />
Begriffe einfach übernommen o<strong>de</strong>r bestenfalls<br />
einge<strong>de</strong>utscht. Das bringt jedoch Probleme mit<br />
sich, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Computer- und Internetnutzung<br />
kann sich heute fast niemand mehr entziehen.<br />
Das Denglisch <strong>de</strong>r Werbetexter, Unternehmens-<br />
o<strong>de</strong>r Finanzberater betrifft häufig nur<br />
eine bestimmte Zielgruppe und wird vor allem<br />
als Fachsprache verwen<strong>de</strong>t. Die Sprache <strong>de</strong>r<br />
Informatiker berührt aber heute fast je<strong>de</strong><br />
Berufs- und Altersgruppe.<br />
Elegante Um<strong>de</strong>utungen im<br />
Deutschen<br />
Nicht nur die Generation Ü-60 versteht das<br />
Informatiker-Denglisch häufig nicht – kaum<br />
vorstellbar, wie viel Umsatz <strong>de</strong>r IT-Branche dadurch<br />
jährlich entgeht. Dabei geht es auch an-<br />
wur<strong>de</strong>n („administration“ als Verwaltung statt Regierung), und Pseudo-Anglizismen<br />
(„Handy“). Am auffälligsten sind jedoch <strong>de</strong>utsch–englische–Zwittergebil<strong>de</strong>.<br />
Bei Wörtern wie „gecovert“, „downgeloa<strong>de</strong>t“, „gegoogelt“ o<strong>de</strong>r<br />
„gesimst“ wird die <strong>de</strong>utsche Deklination einfach <strong>de</strong>m englischen Begriff<br />
übergestülpt.<br />
Am häufigsten tauchen Anglizismen im Berufsalltag auf. Neben <strong>de</strong>m<br />
„Corporate Design“ gehört auch ein „Corporate Wording“ zur „Corporate<br />
I<strong>de</strong>ntity” einer Firma. Eine eigene Unternehmenssprache<br />
vereinfacht die Kommunikation mit <strong>de</strong>n Kollegen.<br />
Da wird aus <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r „Chief<br />
Executive Officer“ (CEO) und aus <strong>de</strong>m erfahrenen Berater<br />
<strong>de</strong>r „Senior Consultant“. Als oberste Wording-<br />
Regel gilt, dass Sen<strong>de</strong>r (z.B. Arbeitgeber) und Empfänger (z.B. Arbeitnehmer)<br />
die gleiche Sprache sprechen müssen. Zu Kommunikationsproblemen<br />
kann es kommen, wenn unterschiedliche Unternehmenssprachen nach einer<br />
Fusion aufeinan<strong>de</strong>r treffen, o<strong>de</strong>r ein Sprachteilnehmer Vokabeln so verinnerlicht<br />
hat, dass er davon ausgeht, je<strong>de</strong>r teile seinen Wortschatz. ■<br />
Denglisch Wörterbuch:<br />
» Informatiker-Denglisch<br />
<strong>de</strong>rs: Keine an<strong>de</strong>re Sprache kann Wörter so<br />
elegant um<strong>de</strong>uten wie das Deutsche. Sehr plakativ<br />
heißen Anwendungen auf <strong>de</strong>m Rechner<br />
beispielsweise Papierkorb, Schreibtisch, Ordner<br />
o<strong>de</strong>r Maus. Und auch die Computer BILD<br />
geht mit gutem Beispiel voran. Statt „mit <strong>de</strong>m<br />
Keyboard im Web surfen“ schreiben sie „mit<br />
<strong>de</strong>r Tastatur das Netz durchblättern“. Klingt<br />
doch schön, o<strong>de</strong>r? ■<br />
Weitere Informationen<br />
Absolventa (Absolventa GmbH) ist<br />
eine Jobbörse für junge Aka<strong>de</strong>miker<br />
und Stu<strong>de</strong>nten. Im Gegensatz zu<br />
klassischen Vermittlungen wird <strong>de</strong>r<br />
Bewerbungsprozess umgedreht: Die<br />
Unternehmen bewerben sich bei <strong>de</strong>n<br />
Kandidaten.<br />
www.absolventa.<strong>de</strong><br />
<strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> <strong>Wintersemester</strong> 2010/2011