campushunter Magazin Stuttgart Wintersemester ... - campushunter.de
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Das iPhone brachte die Interaktion mit<br />
Multitouch-Oberflächen in <strong>de</strong>n Massenmarkt.<br />
Die Vorteile sind klar: Kein<br />
Platz für fummelige Minitastaturen verschwen<strong>de</strong>t,<br />
je<strong>de</strong> App kann genau die Tasten anzeigen,<br />
die sie braucht, ansonsten kann <strong>de</strong>r große<br />
Bildschirm komplett für Inhalte genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Und man interagiert mit <strong>de</strong>m Content<br />
direkt – statt wie früher unten im Tastenfeld<br />
irgendwelche Softkeys zu drücken, um oben<br />
auf <strong>de</strong>m Screen eine Auswahl zu treffen, tippt<br />
man nun die Auswahl einfach direkt an o<strong>de</strong>r<br />
nutzt sogar gleich mehrere Finger, zum Beispiel<br />
zum Hineinzoomen in ein Foto. Die<br />
Pinch-Bewegung mit Daumen und Zeigefinger<br />
dazu wird sogar bereits Teil unseres Gestenvokabulars.<br />
Dasselbe Multitouch-Eingabeprinzip<br />
verwen<strong>de</strong>n inzwischen Geräte verschie<strong>de</strong>nster<br />
Größe, von Apples iPad bis zu<br />
Microsofts Surface-Tisch.<br />
Doch es gibt auch Probleme: Wer einmal<br />
versucht hat, auf <strong>de</strong>m iPhone eine längere Mail<br />
zu tippen, weiss, wie das die Geduld strapaziert.<br />
Korrekturen im Text sind mühsam, und<br />
Tippen, ohne stets auf die Tastatur zu schauen,<br />
ist praktisch unmöglich – <strong>de</strong>nn man kann<br />
die Tasten nicht spüren, das „haptische Feed-<br />
back“ fehlt. Die Finger müssen sich mit einer<br />
konturlosen Glasoberfläche zufrie<strong>de</strong>ngeben,<br />
auf <strong>de</strong>r nichts ertastet wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />
bremst aus, beeinträchtigt das Tippen nebenher<br />
und macht die Nutzung beispielsweise für<br />
Sehbehin<strong>de</strong>rte erstmal unmöglich.<br />
Aber wie kann man das Anfassbare wie<strong>de</strong>r<br />
ins Interface bringen? Dieser Frage geht Professor<br />
Jan Borchers mit seinem Lehrstuhl<br />
Medieninformatik an <strong>de</strong>r RWTH Aachen nach.<br />
Dabei konzentrieren sie sich auf die Arbeit an<br />
Multitouch-Tischen. 2009 präsentierten sie mit<br />
SLAP, <strong>de</strong>n Silicone iLluminated Active Peripherals,<br />
<strong>de</strong>n ersten Schritt: In diesem Dissertationsprojekt<br />
von Doktorand Malte Weiss entstan<strong>de</strong>n<br />
transparente Eingabegeräte aus<br />
Silikon und Acryl, von Einzelbuttons über Tastaturen<br />
bis hin zu Schiebe- und Drehreglern,<br />
die einfach auf einen Multitouch-Tisch gelegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Computer ermittelt durch Infrarot-<br />
Bil<strong>de</strong>rkennung (für die Experten: per FTIR und<br />
Diffuse Illumination), wo diese Eingabegeräte<br />
auf <strong>de</strong>m Tisch liegen, und „beschriftet“ sie von<br />
unten über <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Tisch eingebauten Projektor.<br />
Drückt man eine Taste o<strong>de</strong>r dreht am<br />
Knopf, gehen diese Eingaben ebenfalls über<br />
die IR-Bil<strong>de</strong>rkennung an <strong>de</strong>n Rechner.<br />
Trends in <strong>de</strong>r Informatik I 89<br />
Die Rückkehr <strong>de</strong>s Anfassbaren<br />
Was kommt nach<br />
Multitouch-Screens?<br />
Ein SLAP-Drehregler erleichtert die Dateneingabe<br />
<strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> <strong>Wintersemester</strong> 2010/2011<br />
Mit SLAP konnten die Aachener zeigen,<br />
dass man <strong>de</strong>utlich schneller und mit weniger<br />
Fehlern am Multitouch-Tisch arbeiten kann.<br />
Auch das blin<strong>de</strong> Bedienen eines Drehknopfs,<br />
während man auf etwas an<strong>de</strong>res auf <strong>de</strong>m<br />
Tisch schaut, wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r möglich. Die<br />
SLAP-Geräte sind billig, einfach zu bauen und<br />
brauchen keinen Strom.<br />
Doch diese Passivität bringt ein neues Problem<br />
mit sich. Denn manchmal muss solch ein<br />
Schieberegler auch von <strong>de</strong>r Software verstellt<br />
wer<strong>de</strong>n – beispielsweise, weil <strong>de</strong>r Regler eine<br />
Lautstärkeeinstellung darstellt, die vom Programm<br />
verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. So etwas ist mit rein<br />
virtuellen, On-Screen-Interfaces einfach, <strong>de</strong>nn<br />
da kann <strong>de</strong>r Rechner einfach <strong>de</strong>n Regler auf<br />
<strong>de</strong>m Bildschirm anpassen. Ein passives Gerät<br />
wie <strong>de</strong>r SLAP-Regler hingegen müsste dazu<br />
mechanisch-automatisch bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Herausfor<strong>de</strong>rung lösten Prof. Jan<br />
Borchers, Malte Weiss und ihr Team nun mit<br />
Madgets. Dieses Kunstwort ist eine Abkürzung<br />
für Magnetic Widgets, Eingabegeräte, die an<br />
ihren Ecken mit normalen Magneten ausgestattet<br />
sind. Ein Madget funktioniert wie die erwähnten<br />
SLAP-Eingabegeräte.<br />
Drei Madgets, die magnetisch gesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n können: Knöpfe (unten),<br />
Drehregler (Mitte) und Getriebe (oben)