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stahlmarkt 07.2011 (Juli)

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8 K Steel International<br />

Stahlkonjunktur findet zurück<br />

zum langfristigen Trend<br />

Allerdings sind die Risiken nach wie vor groß<br />

Düsseldorf. Auf dem deutschen Markt sind die konjunkturellen<br />

Voraussetzungen für ein gutes Stahljahr gegeben. »Wir<br />

knüpfen an den langjährigen Wachstumstrend an und heben<br />

uns vom europäischen Umfeld ab. Trotz guter Perspektiven hat<br />

sich zugleich das Risikoprofil für unsere Industrie geschärft.«<br />

So beschrieb Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl und Vorsitzender des Stahlinstituts VDEh,<br />

anlässlich des Berliner Stahldialogs die Lage.<br />

Hans Jürgen Kerkhoff<br />

(110702354/1)<br />

WW K Dieses Treffen fand Anfang Juni zwischen<br />

Vertretern von Wirtschaft, Politik,<br />

Verbänden und Organisationen statt. Laut<br />

Hans Jürgen Kerkhoff haben sich die Auftragseingänge<br />

für die Stahlindustrie in den<br />

ersten vier Monaten des laufenden Jahres<br />

auf dem hohen Niveau des Vorjahres stabilisiert.<br />

Für das Gesamtjahr wird ein Zuwachs<br />

der Rohstahlproduktion von rd. 4 % auf<br />

dann 45,5 Mill. t erwartet. Dies entspreche<br />

dann einer effektiven Kapazitätsauslastung<br />

von knapp 90 %.<br />

Rohstoffmärkte mit<br />

neuen Risiken<br />

In den letzten Monaten erlebte die Branche<br />

auf den Rohstoffmärkten einen Preisschub<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland<br />

f – Vorhersage<br />

(110702354/2)<br />

wie seit 2008 nicht mehr. Seit Anfang 2010<br />

haben sich die Preise für Feinerz um 200 %<br />

und für Kokskohle um 156 % nach oben<br />

bewegt. Ein Blick auf die Kostensteigerung<br />

der anderen Industrierohstoffe zeigt die<br />

Sonderentwicklung bei den Massenrohstoffen<br />

Eisenerz, Kokskohle und Schrott für die<br />

Stahlproduktion. Ebenso schwer wie der<br />

reine Kostendruck wiegt die gewachsene<br />

Volatilität aufgrund des neuen Preissystems.<br />

Statt Jahreskontrakten werden seit April<br />

2010 nur noch Quartalsabschlüsse bei Eisenerz<br />

angeboten. Bei Kokskohle wurden jüngst<br />

sogar Monatskontrakte durchgesetzt. Dies ist<br />

nur möglich mit der Marktmacht der globalen<br />

Minenkonzerne (70 % des seewärtigen<br />

Eisenerzhandels befinden sich in der Hand<br />

in Mill. t<br />

50<br />

48,6<br />

48<br />

46,4<br />

46,4<br />

46<br />

47,2<br />

45,5<br />

45,0<br />

45,0<br />

44,0<br />

44<br />

44,8 44,8<br />

42,2<br />

42,1<br />

43,8<br />

42<br />

42,1<br />

40 39,7 40,8<br />

39,8<br />

langfristiger Trend<br />

38<br />

37,6<br />

36<br />

34<br />

32,7<br />

32<br />

1991 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 2011 f<br />

Quelle: WV Stahl<br />

von drei Unternehmen). »Dass sich die Kontraktpreise<br />

am chinesischen Spotmarkt orientieren,<br />

zeigt auch unsere Abhängigkeit vom<br />

globalen Rohstoffmarkt«, so Kerkhoff weiter.<br />

Die Folgen sind eine erschwerte Kostenplanung<br />

und der Verlust von Planungssicherheit<br />

für alle Partner in den stahlbasierten Wertschöpfungsketten<br />

Stahl.<br />

Mit der kurzfristigen Preisbindung steigt<br />

auch das Interesse der Finanzmarktakteure<br />

am Handel mit Derivaten für Massenrohstoffe.<br />

Dies hat eine weitere erhebliche Zunahme<br />

der Preisvolatilität zur Folge. »Die Rohstoffinitiative<br />

der Europäischen Kommission<br />

sollte daher auch mit Maßnahmen der<br />

Finanzmarktregelung verknüpft werden«,<br />

mahnt der Verbandschef. Er sieht für die<br />

Stahlindustrie drei Fragen im Vordergrund:<br />

• Wie kann der »Vermachtung« im Rohstoffsektor<br />

begegnet werden?<br />

• Wie kann man den freien und fairen Zu -<br />

gang und Handel mit Rohstoffen sichern?<br />

• Welche Auswirkungen wird eine zunehmende<br />

Rohstoffspekulation auf die Stahlindustrie<br />

haben?<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

muss erhalten werden<br />

Die Bedeutung der Industrie für den gegenwärtigen<br />

Aufschwung wird in diesen Zeiten<br />

offenbar klarer erkannt. Doch es fehlen konkrete<br />

Konsequenzen daraus bei den anstehenden<br />

politischen Entscheidungen. »Wir<br />

haben uns mit der Stahlindustrie einen Vorsprung<br />

im internationalen Wettbewerb erar-<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>07.2011</strong>

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