stahlmarkt 07.2011 (Juli)
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56 K Special: Edelstahl<br />
Großinvestition in die<br />
Sekundärmetallurgie<br />
Deutsche Edelstahlwerke modernisieren<br />
am Standort Witten<br />
Witten. Die Deutschen Edelstahlwerke investieren<br />
rd. 50 Mill. € in den Umbau und die Modernisierung der<br />
Sekundär metallurgie am Standort Witten. Nach Abschluss<br />
der Arbeiten im Jahr 2014 werden sich die Anlagen auf<br />
dem aktuellen Stand der Technik befinden.<br />
WW K Mit der Vertragsunterzeichnung zwischen<br />
dem Stahlproduzenten und der IN <br />
TECO special melting technologies GmbH,<br />
einem bekannten Anlagenbauer für Stahlproduktionsanlagen,<br />
fiel in diesem Frühjahr<br />
der offizielle Startschuss für die Maßnahmen.<br />
Bereits heute kann mit einer modernen<br />
3-D-Software von INTECO die zukünftige<br />
Anordnung der Anlagen und der ge <br />
samte Betriebsablauf simuliert werden.<br />
»Ein Betriebsstillstand ist undenkbar, eine<br />
akribische Vorplanung der einzelnen Schritte<br />
daher umso wichtiger«, erläutert Dirk<br />
Wallesch, Geschäftsführer der Deutschen<br />
Edelstahlwerke, die Zusammenarbeit. Die<br />
Sekundärmetallurgie ist ein Kernbereich bei<br />
der Edelstahlerzeugung, denn erst hier er <br />
hält der im Elektrolichtbogenofen erschmolzene<br />
Rohstahl mithilfe zugeführter Legierungselemente<br />
nicht nur die gewünschten<br />
Eigenschaften, sondern auch diverse qualitätssteigernde<br />
Nachbehandlungen. In Witten<br />
bilden Pfannenofen, Legierungsanlage,<br />
Vakuumbehandlungsanlage (VD/VOD-An <br />
lage) und Spülstand die Sekundärmetallurgie.<br />
In der VD/VOD-Anlage entweichen<br />
unter vermindertem Druck die im Metall<br />
gelösten Gase, in Kombination mit einer<br />
Spülstandbehandlung können sogar noch<br />
höhere Reinheitsgrade erreicht werden. Die<br />
Vakuumbehandlung mit Sauerstoff ermöglicht<br />
bei hoch chromhaltigen Stählen tiefste<br />
Kohlenstoffgehalte zur Herstellung von<br />
rost-, säure- und hitzebeständigen Stahlsorten<br />
(RSH-Stähle). »Dieses Sauerstofffrischverfahren<br />
unter Vakuum ist eine Spezialität<br />
des Wittener Standorts«, berichtet Thomas<br />
Pieper, Leiter des Stahlwerks Witten.<br />
Dirk Wallesch (links), Geschäftsführer der Deutsche Edelstahlwerke GmbH,<br />
und Dr. Harald Holzgruber, Geschäftsführer der INTECO special melting<br />
technologies GmbH, besiegeln die Modernisierung (Foto: DEW).<br />
(110702217/1)<br />
»Schließlich wurde das Verfahren hier in den<br />
frühen 1960er-Jahren erfunden. Im Laufe<br />
der Jahrzehnte haben wir das Verfahren<br />
kontinuierlich weiterentwickelt und den<br />
jeweils aktuellen Marktanforderungen an <br />
gepasst. Ab 2014 verfügen wir nicht nur<br />
über eine Menge Know-how, sondern auch<br />
über eine der modernsten VD/VOD-Anlagen<br />
Deutschlands.« Aus dem Projekt »Sekundärmetallurgie«<br />
ergeben sich zahlreiche Verbesserungen<br />
in unterschiedlichen Bereichen.<br />
Bessere Logistik – mehr Effizienz<br />
Mit den geplanten Maßnahmen lässt sich<br />
die Prozesssicherheit insgesamt weiter erhöhen.<br />
Das erreicht man u. a. durch eine Neuanordnung<br />
der sekundärmetallurgischen<br />
Anlagen. Dabei werden sowohl ein neuer<br />
Pfannenofen als auch eine neue VD/VOD-<br />
Anlage in einer eigens dafür gebauten Halle<br />
errichtet. Bisherige logistische Probleme<br />
beim Transport des erschmolzenen Rohstahls<br />
zu den weiteren Verarbeitungsstationen<br />
gehören damit der Vergangenheit an.<br />
So verknüpft beispielsweise ein Fahrwagen<br />
Pfannenofen und VD/VOD-Anlage, wodurch<br />
der Transport des Rohstahls zwischen Pfannenofen<br />
und VD/VOD-Anlage nur noch 90 s<br />
anstatt der bisherigen 20 Min. dauert. Das<br />
spart Zeit und Energiekosten. Zusätzlich<br />
beinhaltet das Konzept der Deutschen Edelstahlwerke<br />
Raum für eine zweite, potenzielle<br />
Linie, bestehend aus Pfannenofen und<br />
VD/VOD-Anlage, um bei Bedarf zukünftig<br />
flexibel auf steigende Anfragen reagieren zu<br />
können.<br />
Mehr Arbeitssicherheit,<br />
bessere Ergonomie<br />
Die Verlagerung und Neukonzeption der<br />
sekundärmetallurgischen Anlagen hätte die<br />
Gießgrubenkapazität enorm reduziert. Um<br />
dies zu Verhindern wurde die Gießhalle in<br />
der Vorbereitungsphase bereits verlängert<br />
und gewährleistet seit Dezember 2010 eine<br />
räumliche Trennung zwischen dem Gießgrubenbereich<br />
und dem Verladungs- bzw.<br />
Nachbehandlungsbereich. Der Bereich Plattenmauern<br />
wurde ebenfalls in den neuen<br />
Hallenteil verlagert und an den Gießgrubenbetrieb<br />
angegliedert.<br />
Der Leitstand der neuen sekundärmetallurgischen<br />
Linie befindet sich in absolut zentraler<br />
Lage, sodass die Mitarbeiter auch bei<br />
Hinzunahmen der zweiten Linie einen opti<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>07.2011</strong>